Moraltheologe: Kein Einwand gegen Schweineherz-Transplantation
Der Berliner Moraltheologe Andreas Lob-Hüdepohl hat keine Einwände gegen die in den USA erfolgte Einpflanzung eines gentechnisch veränderten Schweineherzens in einen Menschen. "Wenn durch eine 'bloße' Transplantation eines Organs etwas Fremdes in meinen Körper kommt, auch von einer anderen lebenden Gattung, ist das zunächst einmal unproblematisch, weil ja damit mein Menschsein nicht verändert wird", sagte das Mitglied des Deutschen Ethikrates dem Portal "domradio.de" (Mittwoch).
Problematisch wäre es dagegen, wenn durch Gentechnik die fundamentale Grenze zwischen Mensch und Tier überschritten würde, also beispielsweise menschliche und tierische Zellbestandteile miteinander verschmolzen würden. "Wenn die Keimbahn im Menschen in einer Weise verändert werden würde und es durch nichtgattungs-entsprechendes Material tatsächlich zu einem neuen Wesen käme, da wäre eindeutig die Grenze des moralisch Legitimen überschritten."
Auch Tierschutz kein hinreichendes Argument
Aus Sicht von Lob-Hüdepohl ist auch der Tierschutz kein hinreichendes Argument gegen eine solche Organverpflanzung. "Das Tierwohl umfasst ja oder schließt ja nicht aus, dass man Tiere nutzt und letztendlich auch züchtet und sie dann zu Tode bringt, also schlachtet, damit Menschen einen Nutzen daraus haben", sagte er. Es gehe schließlich um die Rettung menschlichen Lebens. Zugleich gebiete aber die Achtung des Tieres als Mitgeschöpf, dass genetische Veränderungen nicht dazu führten, dass das Tier qualvoll existiert.
Einem Ärzteteam der Universität von Maryland (USA) war es kürzlich gelungen, erstmals ein genetisch verändertes Schweineherz erfolgreich in einen Menschen zu transplantieren. Dem 57-jährigen Patienten geht es wenige Tage nach dem Eingriff am Freitag offenbar gut. Die Operation war nach Angaben der Chirurgen die einzige Möglichkeit, sein Leben zu verlängern. Die US-Arzneimittelbehörde hatte zuvor eine Notfallgenehmigung erteilt. (tmg/KNA)