Weltverfolgungsindex: Zahl ermordeter Christen deutlich gestiegen
Die Zahl der Christen, die weltweit wegen ihres Glaubens getötet wurden, ist nach dem neuen Weltverfolgungsindex angestiegen. 5.898 ermordete Christen dokumentierte das Hilfswerk Open Doors zwischen Oktober 2020 und September 2021. Im Jahr zuvor waren es 4.761.
Besonders lebensbedrohlich war es für Christen in Nigeria. 4.650 oder 79 Prozent aller Fälle seien dem bevölkerungsreichsten Land Afrikas zuzurechnen, heißt es in dem am Mittwoch in Kelkheim veröffentlichten Weltverfolgungsindex. An zweiter Stelle folgt Pakistan mit 620 ermordeten Christen. In China wurden erneut die meisten Kirchen oder Kirchen zugehörige Gebäude geschlossen oder zerstört, rund 3.000 von 5.100 weltweit.
Trotz dieser Todesstatistik: Nach den Kriterien von Open Doors ist erstmals Afghanistan das Land mit der schlimmsten Christenverfolgung weltweit. Schätzungen gehen von 8.000 bis 12.000 Christen dort aus. "Christen in Afghanistan sind ehemalige Muslime und werden deshalb von den Taliban gezielt gesucht und zumeist ermordet", kritisiert das den Freikirchen nahestehende Hilfswerk. Viele seien deshalb geflohen oder versuchten, das Land zu verlassen.
Dauer-Spitzenreiter Nordkorea verdrängt
Afghanistan verdrängt damit den Dauer-Spitzenreiter des jährlich erstellten Index – nämlich Nordkorea, das diese Position seit 20 Jahren innehatte. Dort allerdings habe sich die Situation der Christen keineswegs verbessert, heißt es: Vielmehr habe ein neues "Gesetz gegen reaktionäres Gedankengut" zur Entdeckung von Hauskirchen und zur Verhaftung von Christen geführt. Unter Diktator Kim Jong Un müssten weiterhin Zehntausende in den Straflagern Zwangsarbeit leisten, oft bis zum Tod. Die Verhaftungen hätten sogar zugenommen.
Laut Weltverfolgungsindex waren im vergangenen Jahr Christen in 76 Ländern intensiver Verfolgung und Diskriminierung ausgesetzt. Die Ränge 3 bis 10 belegen Somalia, Libyen, Jemen, Eritrea, Nigeria, Pakistan, Iran und Indien.
Stark verschlechtert hat sich die Situation in Afrika südlich der Sahara. Dort seien islamistische Gruppen zumeist in Ländern mit korrupten sowie schwachen Regierungen aktiv. In der Demokratischen Republik Kongo (Rang 40) führten die Allied Democratic Forces (ADF) seit Jahren Angriffe gegen Christen durch und hätten sich mit der Gruppe "Islamischer Staat" verbündet, heißt es. Das Land gehöre zusammen mit der Zentralafrikanischen Republik (Rang 31) und Nigeria (Rang 7) zu den zehn Ländern mit dem höchsten Gewaltaufkommen gegen Christen.
In Teilen Afrikas südlich der Sahara (einschließlich des Nordostens von Kenia) sei die christliche Bevölkerung weitgehend verschwunden, so Open Doors. In den vergangenen Jahren seien in Burkina Faso, Mali und Niger Hunderte von Kirchen geschlossen oder zerstört worden – allein in Nigeria kamen im aktuellen Berichtszeitraum 470 hinzu.
Besonderes Augenmerk weiterhin auf China
Besonderes Augenmerk richtet Open Doors weiterhin auf China (Rang 17). Die kommunistische Regierung habe mit der zentralisierten – vielfach auch digitalen – Kontrolle aller Religionen ein Negativ-Modell etabliert. Kommunistische Staaten wie Vietnam (Rang 19) und Kuba (Rang 37) hätten es ebenso übernommen wie Sri Lanka, Myanmar und Malaysia oder zentralasiatische Staaten. Abweichler würden in China verhaftet, darunter auch weit über 1.000 Christen. Der Zugang zur Bibel sei weitgehend blockiert. Kirchliche Aktivitäten, insbesondere Gemeindeleiter, würden streng überwacht.
Auch die Covid-Pandemie hat laut Weltverfolgungsindex die Situation vieler Christen verschärft: So seien in Kuba nach Massenprotesten im Juli katholische und protestantische Leiter verhaftet, gefoltert und mit hohen Geldstrafen belegt worden. Auch in Nicaragua und Venezuela hätten linke Regierungsparteien Verleumdungskampagnen gegen katholische Bischöfe gestartet, Registrierungsgenehmigungen annulliert und Kirchen geschlossen.
In Indien ist es laut Open Doors die hindu-nationalistische Regierung, die nichts gegen eine Diskriminierung von Christen unternimmt. "Hinduistische Gruppen verbreiten und verüben weiter Gewalt gegen Christen in extrem hohem Maß", heißt es. "Die Regierung Modi lässt Täter oft straffrei, was der Aufstachelung zu Hass und Gewalt gegen Christen zusätzlich Raum gibt."