Schavan: Kirche kann Beispiel für Solidarität und Vielfalt sein
Nach den Worten der früheren deutsche Botschafterin beim Heiligen Stuhl, Annette Schavan, kann die Kirche angesichts der aktuellen globalen Transformationsprozesse ein Beispiel für gelebte Solidarität und Vielfalt sein. Dazu sei "keine andere Kirche, aber ein anderes Kirche-Sein" erforderlich, sagte Schavan am Montag bei einem Vortrag anlässlich des "Dies Academicus" der Philosophisch-Theologischen Hochschule Brixen. Dieses andere Kirche-Sein könne von einem "Geist der Neugierde, der Barmherzigkeit und des Respektes vor Gott und dem Menschen" ermöglicht werden, der zugleich in der Welt "Mut zur Erneuerung" mache.
Die momentane Ungewissheit anlässlich vieler gesellschaftlicher Umbrüche sei die Stunde derer, "die solidarisch die Ungewissheit mit der Welt aushalten und darin Festigkeit zeigen", so Schavan weiter. Das schaffe eine neue Ausgangssituation für die Christenheit. "Sie muss ihre Zerrissenheit und oftmals auch Gedankenlosigkeit im Umgang mit den Erfahrungen von Menschen überwinden."
"Vielfalt ist keine Gefahr"
Der Anspruch des Christentums, geistesgegenwärtig zu sein, müsse auch die Logik der Institution Kirche sowie deren Umgang mit Vielfalt prägen. "Vielfalt ist keine Gefahr. Sie gehört zur DNA der Kirche." Zudem helfe sie, bislang unentdecktes Potential der Weltkirche zu entdecken, betonte Schavan.
Die frühere Bundesbildungsministerin (2005-2013) war von 2014 bis 2018 deutsche Botschafterin beim Heiligen Stuhl. Zur Rolle der Kirche angesichts der globalen Umbrüche hatte Schavan bereits vergangenes Jahr betont, dass sie mehr Neugier auf die Zukunft haben müsse. "Mehr noch: Die Tradition hat keine Chance, wenn sich nicht mehr Geistesgegenwart entwickelt für das Leben von Menschen heute, ihre Gedanken und Hoffnungen, ihre Sehnsucht und Einsamkeit, aber auch ihre Kreativität und Gestaltungskraft", so Schavan damals. (mal)