Kirchen bräuchten mehr Neugier auf die Zukunft

Schavan: Nicht andauernd das Ende des Christentums beschwören

Veröffentlicht am 27.03.2021 um 12:52 Uhr – Lesedauer: 

Dresden ‐ Nach Ansicht der CDU-Politikerin Annette Schavan haben Religionen an Bedeutung gewonnen. Man solle daher nicht dauernd das Ende des Christentums beschwören, sondern sich eher Gedanken um dessen Zukunft machen. Dafür brauche es auch Veränderungen.

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Religionen haben nach Worten der früheren Botschafterin beim Heiligen Stuhl, Annette Schavan, an Bedeutung gewonnen und sind in manchen Regionen "bedeutsame politische Faktoren". Es gebe "gute Gründe, nicht andauernd das Ende des Christentums zu beschwören", schreibt Schavan in einem Gastbeitrag für die "Sächsische Zeitung" (Wochenende). Vielmehr solle man sich mehr Gedanken über die Zukunft des Christentums machen und dabei auch seine Anfänge in den Blick nehmen: "Sie waren bescheiden und auch damals schon umstritten."

Nach 2.000 Jahren sei das Christentum bis in die jüngste Zeit hinein angreifbar, so die ehemalige Bundesbildungsministerin. "Die Kirchen haben Schuld auf sich geladen und bleiben immer wieder unter ihren Möglichkeiten – so wie wir als einzelne Christen auch." Zugleich habe das Christentum "zu allen Zeiten durch Menschen und ihre Berufung heilend und heilsam gewirkt, den Menschen und seine unverwechselbare Würde gegenüber jenen verteidigt, die davon nichts wissen wollen."

Corona-Pandemie sei "Zeitenwende"

Die Corona-Pandemie zeige den Menschen Schwächen auf, falsche Prioritäten und beschleunige Veränderungen. Schavan spricht von einer "Zeitenwende". Gerade deshalb sei es auch eine Zeit, den grundlegenden Fragen des Lebens nicht auszuweichen und festzustellen, was künftige Prioritäten sein könnten.

Dasselbe gelte auch für Kirchen, so die CDU-Politikerin. Es brauche "bei aller Liebe zur Tradition" mehr Neugier auf die Zukunft. "Mehr noch: Die Tradition hat keine Chance, wenn sich nicht mehr Geistesgegenwart entwickelt für das Leben von Menschen heute, ihre Gedanken und Hoffnungen, ihre Sehnsucht und Einsamkeit, aber auch ihre Kreativität und Gestaltungskraft", schreibt Schavan. Nicht nur präge der Glaube das Leben, sondern auch das Leben den Glauben.

Mit Blick auf Ostern betont Schavan: "Solidarität im Leiden ist die vielleicht stärkste Kraft, die von der Botschaft der nächsten Tage durch das Osterfest ausgeht." (KNA)