Bischof verweist auf Münchner Gutachten und "#OutInChurch"

Feige: Kirche ist "manchmal lebensbehindernd oder lebenszerstörend"

Veröffentlicht am 02.02.2022 um 10:10 Uhr – Lesedauer: 

Magdeburg ‐ Es war ein Aufruf zur Beteiligung an der Weltsynode, doch Bischof Gerhard Feige fallen positive Worte über die Kirche derzeit schwer. Denn sie sei "im Umgang mit Menschen manchmal lebensbehindernd oder lebenszerstörend statt lebensfördernd".

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Der Magdeburger Bischof Gerhard Feige hat die Katholiken zur Beteiligung an der von Papst Franziskus ausgerufenen Weltsynode aufgerufen. Bei einer Online-Anhörung zur Vorbereitung der Synode räumte Feige am Dienstagabend zugleich ein, es falle ihm nicht leicht, angesichts der Missbrauchskrise über das soziale Engagement der Kirche zu sprechen, welches das Thema des Hearings war.

Vor über 60 Teilnehmenden aus dem Bistum Magdeburg verwies der Bischof auf das vor knapp zwei Wochen veröffentlichte Missbrauchsgutachten für das Erzbistum München und Freising sowie die Initiative "#OutInChurch". Dabei hatten vor einer Woche 125 queere Priester, Ordensleute und andere Mitarbeitende der katholischen Kirche ihre sexuelle Orientierung sowie damit verbundene Diskriminierungen auch in der Kirche öffentlich gemacht. Queer ist ein Sammelbegriff für Menschen, die nicht heterosexuell sind sowie für jene Personen, deren geschlechtliche Identität nicht mit gesellschaftlichen Vorstellungen übereinstimmt.

"Sonst würden wir unsere Berufung verfehlen"

"Die Kirche ist im Umgang mit Menschen manchmal lebensbehindernd oder lebenszerstörend statt lebensfördernd", so Feige. Er rief dazu auf, auch im Bereich der Caritas die Prävention von Missbrauch und Achtsamkeit gegenüber solchen Fällen zu stärken. Zugleich betonte er, das karitative Engagement sei unverzichtbar, "um katholische Kirche zu sein". Der Bischof fügte hinzu: "Sonst würden wir unsere Berufung verfehlen."

Papst Franziskus hat mit dem weltweiten synodalen Prozess im Oktober einen auf gut zwei Jahre angelegten mehrstufigen Dialog eröffnet. Die von ihm formulierten Fragen sollen zunächst in einer gut halbjährigen Phase wie im Bistum Magdeburg auf lokaler Ebene behandelt werden. Es folgt ein Prozess auf Kontinentalebene, der dann in die Versammlung der Bischofssynode im Oktober 2023 in Rom mündet. Die Synode soll über die gesammelten Themen beraten und Reformvorschläge an den Papst formulieren.

Parallel läuft in Deutschland auch ein breit angelegter, von der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) ins Leben gerufener Reformprozess, der Synodale Weg. Ausgangspunkt ist eine jahrelange Kirchenkrise, die der Missbrauchsskandal verschärft hat. Schwerpunktthemen des Reformdialogs sind die Sexualmoral, die priesterliche Lebensform, Macht und Gewaltenteilung sowie die Rolle von Frauen in der Kirche. An diesem Donnerstag beginnt in Frankfurt am Main die bis Samstag dauernde dritte Vollversammlung des Synodalen Wegs mit 230 Delegierten. (tmg/KNA)