Jugendbischof selbstkritisch nach kirchlicher KPE-Anerkennung
Jugendbischof Johannes Wübbe hat sich selbstkritisch angesichts der Anerkennung der umstrittenen Katholischen Pfadfinderschaft Europas (KPE) durch die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) gezeigt. Der Vorsitzende der DBK-Jugendkommission bedauerte bei der Synodalversammlung am Freitag in Frankfurt am Main, dass vor der Anerkennung der KPE als privaten kanonischer Verein Anfang Dezember der Betroffenenbeirat der DBK nicht dazu angehört wurde. Auch habe man die katholischen Pfadfinderverbände DPSG und PSG sowie den Jugendorganisations-Dachverband Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) nicht um deren Meinung bezüglich der kirchlichen Anerkennung gefragt, so Wübbe, der Weihbischof im Bistum Osnabrück ist.
Es habe jedoch seit 2012 jährliche Gespräche zwischen der DBK-Arbeitsstelle für Jugendseelsorge (afj) und der KPE gegeben, bei der die Kritikpunkte besprochen wurden, die nun auch nach Bekanntwerden der Anerkennung bemängelt werden. Dabei handelt es sich um den Vorwurf einer traditionalistischen theologischen und spirituellen Ausrichtung der KPE sowie pädagogischen Mängeln beim Umgang mit Kindern und Jugendlichen. In die Gespräche mit der KPE sei jedoch der BDKJ einbezogen gewesen.
Wübbe sicherte zu, dass die DBK und das Bistum Augsburg, wohin die KPE ihren Sitz verlegt hatte, den Pfadfinderverband "engmaschig begleiten" und überwachen werden. Am Freitagnachmittag werde es Gespräche innerhalb der Bischofskonferenz geben, in denen das weitere Vorgehen besprochen werden solle. Zuvor hatte Johannes Norpoth, Sprecher des Betroffenenbeirats der DBK, sich entsetzt und irritiert über die Anerkennung der KPE durch die DBK gezeigt. Innerhalb der KPE sei Missbrauch geschehen, weshalb der Schritt der Bischöfe den Willen zum Kampf gegen Missbrauch in der Kirche infrage stelle. Die Betroffenen würden sich fragen, ob die Rede von einem wertschätzenden Umgang mit Missbrauchsopfern nur eine „Nebelkerze“ der DBK sei. Die von der KPE vertretenen Inhalte seien "die pure Antithese zu allen Werten des Synodalen Wegs", so Norpoth. Er kündigte die künftige Bereitschaft des Betroffenenbeirats zur Mitarbeit bei ähnlichen Fragestellungen an.
"Schwarze Pädagogik" in der Kirche
Mehrere Mitglieder der Synodalversammlung kritisierten die kirchliche Anerkennung der KPE in der Debatte im Anschluss des Berichts des Betroffenenbeirats ebenfalls. Der Präsident des Familienbundes der Katholiken, Ulrich Hoffmann, rief dazu auf, dass eine "schwarze Pädagogik" in der Kirche nicht wieder Einzug halten könne. Die inhaltliche Ausrichtung der KPE sei problematisch. Der ehemalige Generalsekretär des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Stefan Vesper, erinnerte daran, dass der umstrittene Verband aus guten Gründen nicht von dem Laiengremium anerkannt sei. Der BDKJ-Vorsitzender Gregor Podschun kritisierte, dass der Dachverband nicht vor der Anerkennung durch die DBK befragt wurde.
Die KPE wurde 1976 als konservative Abspaltung von der DPSG gegründet und hat nach eigenen Angaben etwa 2.500 Mitglieder. Sie gehört weder dem Dachverband der katholischen Jugendverbände BDKJ noch dem "Ring deutscher Pfadfinder*innenverbände" (rdp) an. Stattdessen ist die KPE Teil der vom Päpstlichen Rat für die Laien als Laienorganisation anerkannten "Union Internationale des Guides et Scouts d’Europe" (UIGSE). Zu den Gründern der KPE gehört der ehemalige Jesuit Andreas Hönisch, der auch die Kongregation "Diener Jesu und Mariens" gründete, die heute noch in enger Verbindung mit der KPE steht. Der Verband, der im Forum Deutscher Katholiken mitwirkt, stand in der Vergangenheit aufgrund seiner Nähe zu Organisationen wie dem "Engelwerk" und traditionalistischen Positionen in der Kritik. In den meisten deutschen Bistümern gab es lange Widerstand gegen Niederlassungswünsche der KPE, weil man sie als fundamentalistisch einstufte. (cbr/rom)