Durchregieren-von-oben kommt in einer synodalen Kirche nicht gut an
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Eigentlich war es nur eine Randgeschichte beim Synodalen Weg. Aber das aktuelle Beispiel drängte sich am Freitag in die Synodalversammlung hinein und steht für einen Stil, der eigentlich Vergangenheit sein sollte. Es geht um die Katholische Pfadfinderschaft Europas (KPE), die innerkirchlich fast seit ihrer Gründung 1976 umstritten ist und manchem sektenhaft am rechten Rand wirkt, die aber von konservativen Bischöfen stark gefördert wurde.
Just in den Januar-Tagen, da das Münchner Gutachten für Aufsehen sorgte, wurde bekannt, dass die Deutsche Bischofskonferenz nach etlichen Jahren kritischer Distanz die KPE anerkannt habe. Kritik vom Jugend-Dachverband BDKJ (Bund der Deutschen Katholischen Jugend) wischte der Sprecher der Bischofskonferenz weg: Die Vorbehalte seien "ausgeräumt".
Nein, sind sie offensichtlich nicht. Und das Durchregieren-von-oben kommt bei einer synodal aufstehenden Kirche gar nicht mehr gut an. Der Sprecher des Betroffenenbeirats der Bischofskonferenz, Johannes Norporth, äußerte vor den Synodalen "blankes Entsetzen". Nach seinem Bericht krachte es bei einem halben Dutzend Wortmeldungen weiter. So nannte der langjährige Chef des Deutschen Caritasverbandes – er stammt aus der Diözese Augsburg – den Schritt "unerträglich". Und der Präsident des Katholischen Familienbundes – er arbeitet im Bistum Augsburg - sprach von "schwarzer Pädagogik" und so vielen Familien, Kindern und Jugendlichen, die in diesem Bereich "schwerste Gewalt" erlitten hätten. Andere vermissten Belege für den Wandel, den die Bischofskonferenz verkündet hatte.
Schlussendlich versuchte Jugendbischof Johannes Wübbe die Wogen zu glätten. Die Bischofskonferenz und das Bistum Augsburg würden den Pfadfinderverband nun "engmaschig begleiten" und überwachen.
Aber dieses ist Vokabular ist kirchlich allzu abgegriffen. So sprach oder spricht Kirche auch, wenn sie Missbrauchstäter weiter agieren ließ. Der Geistliche "Pfarrer H.", der die bekannteste Täter-Gestalt im Münchner Gutachten darstellt, wurde beäugt und überwacht. Und auch "Pfarrer Ue.", der derzeit in Köln vor Gericht steht und bei dem immer neue Verbrechen aufploppen.
Nein – wenn aus der Zentrale der Bischöfe jemand ohne ehrliche Einbindung der Laien-Seite einen solchen Vorgang erledigen will, bricht das letzte bisschen Vertrauen weg. Es wird ein langer Weg sein für die Kirche in eine andere, glaubwürdigere Gestalt. Falls sie es denn will, falls sie es denn schafft…
Der Autor
Christoph Strack ist Leiter des Bereichs Religionen der Deutschen Welle.Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.