Katholiken verpflichten sich in "Frankfurter Erklärung" zu Synodalität
Prominente Katholiken wollen für eine Kirche eintreten, die Synodalität lebt und Machtmissbrauch und Diskriminierung entgegentritt. Dazu haben sie sich mit der am Donnerstag veröffentlichten "Frankfurter Erklärung: Für eine synodale Kirche" verpflichtet. "Der Synodale Weg muss über die Synodalversammlung hinaus in die Gemeinden, in die pastoralen Räume, in Schulen und kirchliche Einrichtungen – kurz: er muss an die Basis führen. Dafür braucht es ein synodales Commitment", erklärten die Initiatoren Gabriele Klingberg, Johannes Norpoth und Gregor Maria Hoff am Donnerstag. Klingberg ist Vorsitzende des Bundesverbands der katholischen Religionslehrer und -lehrerinnen, Norpoth Mitglied im Sprecherteam des Betroffenenbeirats bei der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) für Fragen der sexualisierten Gewalt und Hoff Professor für Fundamentaltheologie an der Universität Salzburg.
Die Erklärung solle die Möglichkeit bieten, sich mit den Anliegen des Synodalen Wegs zu verbinden, und über das Instrument einer Selbstverpflichtung "nachvollziehbar in das Leben der katholischen Kirche in Deutschland" eingreifen, so die Initiatoren weiter. Die Initiative sei während der dritten Synodalversammlung entstanden, die in der vergangenen Woche in Frankfurt getagt hatte. Sie gehe weit über den institutionellen Rahmen des Synodalen Wegs hinaus, betonten die Initiatoren: "Wer unterschreibt, wird zum Akteur, zur Akteurin im synodalen Prozess."
Zu den 17 Erstunterzeichnern der Erklärung gehören weitere Mitglieder und Berater des Synodalen Wegs. Nach Angaben der Initiatoren haben sich auch das Präsidium des Synodalen Wegs und das Präsidium des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) bereits der Erklärung angeschlossen.
"Moment der Entscheidung für unsere Kirche"
Den Reformdialog bezeichnen die Unterzeichner als "als einen Moment der Entscheidung für unsere Kirche, vor die uns Gott stellt". Die Unterzeichner wüssten um "die Schuld, die unsere Kirche auf sich geladen hat – vor allem im sexuellen und geistlichen Missbrauch ihrer Macht". Der Geist synodaler Beratungen und Entscheidungen sei eine Inspiration "neue Wege zu finden, um den Menschen unserer Zeit den Gott des Lebens nahe zu bringen", so die Erklärung weiter.
Auf der Online-Plattform change.org kann die Erklärung unterstützt werden. Die Selbstverpflichtung beinhaltet insgesamt sechs Punkte: das Durchbrechen aller Formen von Missbrauch, den Einsatz für Geschlechtergerechtigkeit, den Widerstand gegen jede Diskriminierung, das Eintreten für eine Kirche, "in der wir mit unseren Ämtern und Charismen gemeinsam beraten und entscheiden", die Umsetzung von Dokumenten in konkretes Handeln an allen Orten kirchlichen Lebens, die Verbindung im Gebet. Dabei wollen sich die Unterzeichnenden an dieser Selbstverpflichtung messen lassen.
Unter den Erstunterzeichnern sind unter anderen der Trierer Weihbischof Jörg Michael Peters, Johanna Beck vom DBK-Betroffenenbeirat, die Franziskaner-Oberin Katharina Ganz, der Frankfurter Stadtdekan Johannes zu Eltz, die Vorsitzenden der Katholischen Frauengemeinschaft (kfd) und des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), Mechthild Heil und Gregor Podschun, sowie die Professorinnen Julia Knop (Dogmatik) und Tine Stein (Politikwissenschaften). (fxn)
Dokumentation: "Frankfurter Erklärung: Für eine synodale Kirche"
Als Mitglieder der katholischen Kirche erkennen wir den Synodalen Weg in Deutschland und weit über seine Grenzen hinaus als einen Kairos: als einen Moment der Entscheidung für unsere Kirche, vor die uns Gott stellt.
Wir wissen um die Schuld, die unsere Kirche auf sich geladen hat – vor allem im sexuellen und geistlichen Missbrauch ihrer Macht.
Wir nehmen den Geist synodaler Beratungen und Entscheidungen als eine Inspiration wahr, neue Wege zu finden, um den Menschen unserer Zeit den Gott des Lebens nahe zu bringen.
Deshalb verpflichten wir uns, an den Orten, an die uns Gott stellt, entschieden für eine Kirche einzutreten, die Synodalität lebt.
Das bedeutet für uns:
Wir durchbrechen alle Formen eines Missbrauchs von Macht in der Kirche und treten für durchgreifende Aufarbeitung und Gerechtigkeit für die von Missbrauch Betroffenen ein.
Wir setzen uns für Geschlechtergerechtigkeit in der Kirche ein und verwirklichen sie konsequent.
Wir widersetzen uns jeder Diskriminierung in der Kirche und geben allen Menschen in ihrer Vielfalt und Einzigartigkeit Raum.
Wir leben eine Kirche, in der wir mit unseren Ämtern und Charismen gemeinsam beraten und entscheiden.
Wir verabschieden nicht nur Dokumente, sondern setzen sie in konkretes Handeln um: in unseren Bistümern und Gemeinden, in Schulen und caritativen Einrichtungen – an allen Orten kirchlichen Lebens.
Wir lassen uns an dieser Selbstverpflichtung messen.
Wir bleiben einander im Gebet verbunden und ziehen daraus die Kraft, dem Geist Gottes zu folgen, der lebendig macht.