Kardinal Koch: Frauenordination schwierigste Frage der Ökumene
Die Frage nach einer Priesterweihe von Frauen ist nach Aussage von Kardinal Kurt Koch eine "ganz schwierige Frage" im ökumenischen Dialog. Während sich katholische und orthodoxe Kirchen einig seien beim Ausschluss von Frauen vom Weiheamt, werfen ihnen evangelische Kirchen in dem Punkt ein Defizit im Kirchenverständnis vor, sagte der Präsident des Päpstlichen Ökumenerates am Freitag bei einem Symposium im Vatikan über das katholische Priesterbild.
Auf die Frage einer Teilnehmerin, wie er dazu stehe, wenn Frauen sich durch Gottes Geist zum Priestertum berufen fühlten, verwies Koch auf den Unterschied zwischen Berufung und Beauftragung. Gottes Geist berufe und beauftrage "alle in der Kirche, ihre besonderen Charismen zu leben". Die katholische Kirche sei aber überzeugt, dass "das geweihte Priesteramt an das männliche Geschlecht gebunden" sei. Daher müsse auch vor dem Hintergrund der Polarität von Frauen und Männern sorgfältig diskutiert werden, weshalb das Amt in der katholischen und orthodoxen Kirche an das männliche Geschlecht gebunden ist.
Mit Kirchen der Reformation noch viel zu klären
Die Vergewisserung eines besseren Verständnisses des Priesterbildes muss laut Koch auch die Ökumene berücksichtigen. Im Verständnis des kirchlichen Amtes seien die Kirchen am weitesten voneinander entfernt; zudem müsse der betreffende Dialog mit jeder Konfession einzeln geführt werden. Zwischen katholischer und orthodoxen Kirche etwa gebe es fast vollkommene Übereinkunft, was die Bedeutung von Eucharistie, Amt und apostolische Sukzession angeht. Im Verhältnis zu den Kirchen der Reformation gebe noch sehr viel zu klären, so Koch, nicht nur mit Bezug auf die dort praktizierte Frauenordination. Zwar gebe es einen theoretischen Konsens, dass das kirchliche Amt von Gott eingesetzt sei. In der vielfach sehr unterschiedlich gehandhabten Praxis von Ordination und Beauftragung zeige sich aber eine sehr unterschiedliche Theologie.
Die Aufgaben und die Bedeutung von Frauen in der Kirche waren ein prägendes Thema am zweiten Tag der Konferenz. "Frauen die Priesterweihe zu geben, ist keine angemessene Weise, ihre Würde anzuerkennen", so die italienische Dogmatikprofessorin Michelina Tenace. Dienste in der Kirche seien "kein Recht, sondern eine Pflicht", wies sie feministische Denkansätze zurück.
Auch einen antiken Diakonat von Frauen wiederherzustellen, sei zu wenig. "Es muss mehr geschehen", forderte Tenace, die einer ersten von Papst Franziskus eingesetzten Kommission zu diesem Thema angehörte. Es gelte, "auf Gottes Geist zu hören, was er der Kirche heute sagt, um das weiblich-männliche Angesicht der Kirche wiederherzustellen". Dazu brauche es auch neue Formen, damit die Rede vom allgemeinen Priestertum aller Getauften nicht abstrakt bleibe.
Wege zu einer weiblicheren Kirche
Wie Tenace plädierten mehrere Referentinnen für neue Wege, die Kirche weniger klerikal und auch weiblicher zu machen. Alessandra Smerilli, italienische Ordensfrau, Wirtschaftswissenschaftlerin und leitende Kurienmitarbeiterin, nahm ihren Stand in die Pflicht und verwies auf die prophetische Rolle von Ordensleuten. Natürlich seien in der Kirche noch zu wenige Frauen an verantwortlichen Positionen. Das wichtigere Problem sei aber, wie die Kirche ihren Dienst für die Menschen besser erfüllen könne. Dies verlange neue Allianzen und mehr Gegenseitigkeit. Alle Dienste müssten aus sich und ihrer bisherigen Verfasstheit herausgehen, um neu zu missionieren.
Die französische Ordensfrau Alexandra Diriart warb für ein besseres Miteinander von Laien – besonders Ehepaaren –, Klerikern und Ordensleuten in der Kirche. Klerikalismus sei vor allem auch das Ergebnis von Missverhältnissen und der fehlgeleiteten Meinung, die einen lebten den Glauben besser als andere.
Anlass für die dreitägige Konferenz ist nach Aussage der Organisatoren die Krise des Priestertums in der katholischen Kirche. Diese sei maßgeblich verschärft durch den Skandal des Missbrauchs und dessen Vertuschung, so Kurienkardinal Marc Ouellet. Zusammen mit dem in Frankreich ansässigen "Forschungszentrum für die Anthropologie von Berufungen" organisiert er das bis Samstag dauernde Symposium.
Dieses sei nicht dazu gedacht, "um das, was in Deutschland geschieht, zu lenken oder in Frage zu stellen", sagte Ouellet in einem Interview mit dem Portal aleteia.org (Donnerstag). Natürlich stünden im Hintergrund auch Beiträge des Synodalen Wegs in Deutschland oder der Amazonas-Synode von 2019, wo auch Bischöfe für die Priesterweihe verheirateter Männer geworben hatten.
Klerikalismus als eine Form von Machtmissbrauch beruhe darauf, dass normale Gläubige, das Volk Gottes, zu wenig gehört würden, so Ouellet. Daher werbe der Kongress für ein neues Gleichgewicht zwischen den verschiedenen Ämtern, Diensten, Lebensformen und Charismen in der Kirche. (mal/KNA)