Die Kirchen sollen das Mittragen der Klimapolitik fördern
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Am vergangenen Wochenende hat die "Wissenschaftsplattform Klimaschutz" (WPKS) ihr erstes Jahresgutachten der Bundesregierung übergeben. In dem umfangreichen Papier gibt das Beratergremium Empfehlungen zur technologischen Transformation, zur deutschen und europäischen Klimapolitik und einer nachhaltigen Finanzwirtschaft. Alles spannend, sehr komplex und von Fachleuten für Fachleute.
Ein Aspekt aber betrifft alle: die ausbaufähige "gesellschaftliche Resonanzfähigkeit" der Klimapolitik. Will heißen: "Die nächste Phase in der Transformation zur Klimaneutralität wird die Menschen in vielen Bereichen unmittelbarer betreffen als bisher. (…) Die Bundesregierung sollte die aktive Trägerschaft der Klimapolitik durch möglichst viele gesellschaftliche Gruppen fördern." Wo also politisch gewollte Klimaschutzmaßnahmen in Zukunft unseren Alltag radikal verändern, wird das soziale Konsequenzen haben, insbesondere Fragen von Verteilungsgerechtigkeit aufwerfen. Wer kann sich angesichts von CO2-Bepreisung die neue Heizung leisten, das E-Auto, den Flug in den Urlaub? Darüber braucht es einen gesellschaftlichen Diskurs auf breiter Basis. Hier plädieren die Expertinnen und Experten dafür, bis auf die lokale Ebene hinunter informelle bürgerschaftliche Partizipationsformen zu etablieren und zu fördern – wie etwa Bürgerräte oder runde Tische.
Die Kirchen kommen als Akteure vor Ort in dem Papier nicht vor, obwohl mit dem Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, Ottmar Edenhofer, ein Berater der Vatikanbehörde für Entwicklungsfragen und maßgeblicher Mitautor von "Laudato Si" der Lenkungsgruppe der WPKS angehört. Schon 2015 hatte Papst Franziskus in seiner Enzyklika eine Umwelterziehung zu einem "ökologischen Bürgertum" (Nr. 211) gefordert, das seine Gewohnheiten aus einer "persönlichen Verwandlung" heraus verändert. Ja mehr noch – auch dem Papst schwebten offensichtlich regionale bürgerliche Beratungs- und Kontrollinstanzen vor: "Wenn die Bürger die nationale, regionale und kommunale politische Macht nicht kontrollieren, ist auch keine Kontrolle der Umweltschäden möglich. Andererseits können die Gesetze der Gemeinden wirksamer sein, wenn Vereinbarungen zwischen benachbarten Ortschaften bestehen, um die gleiche Umweltpolitik zu unterstützen" (Nr. 179).
Wie wäre es, wenn die Kirchen sich jetzt proaktiv auf regionaler und überregionaler Ebene mit ihrer Klimaschutzexpertise, mit bestehenden Initiativen oder einfach dadurch an der "gesellschaftlichen Resonanzfähigkeit" der Klimapolitik beteiligen, dass sie ihre Räume und Infrastruktur für die geforderten Gesprächsprozesse zur Verfügung stellen. Das würde nicht nur der überhitzten Schöpfung guttun, sondern auch die eigene gesellschaftliche Resonanz und Relevanz wieder unter Beweis stellen.
Der Autor
Dominik Blum ist Dozent für Theologie an der Katholischen Akademie in Stapelfeld.Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der Autorin bzw. des Autors wider.