Erzbischof Gadecki schreibt Offenen Brief an Bischof Bätzing

Scharfe Kritik an Synodalem Weg von Polnischer Bischofskonferenz

Veröffentlicht am 22.02.2022 um 10:55 Uhr – Lesedauer: 

Warschau ‐ Der Synodale Weg wird auf der ganzen Welt beobachtet – in Polen schaut man besonders kritisch darauf: In einem Brandbrief fordert der Vorsitzende der Polnischen Bischofskonferenz seinen deutschen Amtsbruder zur Verteidigung der Kirchenlehre auf.

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Die polnischen Bischöfe üben scharfe Kritik am Synodalen Weg und fordern eine Besinnung auf die hergebrachte Lehre der Kirche. In einem am Dienstag auf der Webseite der KEP veröffentlichten Brief des Vorsitzenden der Polnischen Bischofskonferenz (KEP), Erzbischof Stanislaw Gadecki, an den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Bischof Georg Bätzing, drückte Gadecki seine "tiefe Besorgnis" über die beim deutschen Reformdialog beratenen Ergebnisse aus und widersprach zentralen Argumentationen und Beschlüssen des Synodalen Wegs. "Getreu der Lehre der Kirche" dürfe man nicht dem "Druck der Welt oder den Modellen der vorherrschenden Kultur" nachgeben: "Vermeiden wir die Wiederholung abgedroschener Slogans und Standardforderungen wie die Abschaffung des Zölibats, das Priestertum der Frauen, die Kommunion für wiederverheiratete Geschiedene oder die Segnung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften", so der Erzbischof. In dem ausführlichen Schreiben führt Gadecki vor allem die Lehre von Papst Johannes Paul II. und aktuelle Aussagen von Papst Franziskus an und betont die Aussagen des Katechismus zu Homosexualität. Auf Anfrage teilte die DBK mit, dass der Brief dort ebenfalls erst am Dienstagmorgen eingegangen sei.

Eine der Versuchungen in der Kirche besteht laut dem KEP-Vorsitzenden heute darin, "die Lehre Jesu ständig mit den aktuellen Entwicklungen in der Psychologie und den Sozialwissenschaften zu konfrontieren". Aktuelle Erkenntnisse über Homosexualität seien daher vergleichbar mit zu Beginn des 20. Jahrhunderts vertretenen wissenschaftlichen Positionen des Rassismus und der Eugenik. Dem Wandel in der Einstellung zur Sexualität würden "ideologische Täuschungen" zugrunde liegen. Trotz "Empörung, Ächtung und Unpopularität" könne die katholische Kirche keinem "falschen Menschenbild zustimmen, geschweige denn es segnen oder fördern", so der Erzbischof.

Kirche Deutschlands strahlt auf ganz Europa aus

In seinem Schreiben betonte der Erzbischof die Verbundenheit der Kirche in Polen mit der in Deutschland. "Die katholische Kirche in Deutschland ist wichtig auf der Landkarte Europas, und ich bin mir bewusst, dass sie entweder ihren Glauben oder ihren Unglauben auf den gesamten Kontinent ausstrahlen wird", so Gadecki. Die Krise des Glaubens sei einer der Gründe, warum die Kirche Schwierigkeiten habe, "eine klare theologische und moralische Lehre zu verkünden". Viele Katholiken lebten in Deutschland wie in Polen "unter dem Druck der öffentlichen Meinung", was zu einem Minderwertigkeitskomplex führe. Dem dürfe man aber nicht nachgeben. Ebenso dürfe auch nicht der Verlust an Gläubigen und eine sinkende Zahl an Priestern dazu führen, dass "unternehmerisches Denken" in der Kirche Einzug halte und die Maxime "Es gibt einen Personalmangel, wir sollten die Einstellungskriterien senken" handlungsleitend werde.

Die Autorität des Papstes und der Bischöfe werde am meisten gebraucht, "wenn die Kirche eine schwierige Zeit durchmacht und wenn sie unter Druck steht, von der Lehre Jesu abzuweichen", so der Erzbischof weiter. Unter Verweis auf die Verteidigung der Enzyklika "Humanae Vitae" durch Papst Paul VI. betonte er, dass es nicht die Aufgabe der Kirche sei, moralische Standards abzusenken, sondern "wirksame Wege zu finden, um Menschen zur Umkehr zu bewegen". Darin liege auch die Barmherzigkeit Gottes.

Bereits im vergangenen November verteidigte Bätzing bei seinem Besuch in Polen den Synodalen Weg gegen Kritik. Nach Angaben der KEP informierte Gadecki Bätzing beim Treffen über "die in Polen verbreiteten Bedenken gegen den deutschen Synodalprozess bei der Gestaltung der kirchlichen Strukturen und der Auslegung der Lehre". Bätzing betonte, dass der Synodale Weg kein "deutscher Sonderweg" sei. In Deutschland und in vielen anderen Ländern befinde sich die Kirche in einer Umbruchzeit. Diesen Umbruch habe der Reformdialog aber nicht verursacht. Die beiden Bischofskonferenzen vereinbarten, die Reformprojekte in Deutschland und Polen und die theologische Kritik daran vertieft in der bischöflichen Kontaktgruppe zu thematisieren. Die Arbeitsgruppe wird vom Vorsitzenden der DBK-Kommission Weltkirche, Bischof Bertram Meier (Augsburg), und Bischof Jan Kopiec von Gleiwitz (Gliwice) in Polen geleitet. (fxn)