Rückkehr mit einer neuen Priorität
Eine positive Bilanz zog am Sonntagabend Vatikansprecher Federico Lombardi: Mit seiner Reise habe Franziskus deutlich gemacht, dass Asien eine Priorität des Pontifikates sein solle. Asien müsse innerhalb der Universalkirche eine gewichtigere Rolle spielen. - Nach einer Messe und einer Abschiedszeremonie am Montag Vormittag hat der Papst den Rückflug angetreten und wird gegen 18 Uhr in Rom erwartet.
Aufruf zur Versöhnung Nord- und Südkoreas
Zuvor hatte er in der Hauptstadtkathedrale eine Messe für Frieden und Versöhnung zwischen Süd- und Nordkorea gefeiert. Beide Seiten müssten erkennen, dass "alle Koreaner Brüder und Schwestern" und "Glieder einer Familie" seien. Franziskus forderte "neue Gelegenheiten zum Dialog, zur Begegnung und zur Überwindung von Gegensätzen". Zu der Messe in der Myeong-dong Kathedrale waren auch Katholiken aus Nordkorea eingeladen. Das kommunistische Regime in Pjöngjang hatte ihnen jedoch die Ausreise verwehrt. Franziskus mahnte die Südkoreaner dazu, der notleidenden Bevölkerung des Nordens mit "anhaltender Großzügigkeit" humanitäre Hilfe zu leisten.
Der Papst traf am Montag auch mit Vertretern des Buddhismus und Konfuzianismus sowie der christlichen Kirchen in Südkorea zusammen. Auf christlicher Seite waren Orthodoxe, Lutheraner, Anglikaner und evangelische Freikirchen vertreten.
Dialogoffensive mit Asien
Bei dem Treffen mit den asiatischen Bischöfen am Sonntag hätten fast alle Kirchenführer Franziskus zu einem Besuch in ihrem Land eingeladen, so Lombardi. Den dabei von Papst Franziskus bekundeten Wunsch nach Gesprächen mit China bezeichnete der Vatikansprecher als "Geste des guten Willens". Natürlich denke jeder an China, gemeint seien jedoch auch andere asiatische Länder ohne einen Botschafteraustausch mit dem Heiligen Stuhl, etwa Nordkorea, Vietnam, Myanmar, Laos, Brunei oder Bhutan.
Dennoch sei auch die Realität der Spaltung Koreas prägend für die Atmosphäre der Reise gewesen, sagte Lombardi. Sie habe insbesondere die Begegnungen am ersten Besuchstag (Donnerstag) bestimmt. Allerdings war für Montagmorgen vor dem Rückflug nach Rom noch eine "Messe für Frieden und Versöhnung" in der Kathedrale von Myeong-dong in Seoul vorgesehen.
Begegnungen mit der Jugend
Mit jungen Menschen traf sich der Papst nicht nur bei den beiden Großveranstaltungen am Freitag und Sonntag, als er den Asiatischen Jugendtag besuchte - der offizielle Anlass für die Reise nach Fernost.
Franziskus besuchte am Freitagabend spontan eine Jesuiten-Universität in der Hauptstadt Seoul und traf dabei rund 100 Studenten und Professoren. Diese - aber auch viele andere - baten den Papst um ein "Selfie" und so gibt es nun unzählige Handy-Aufnahmen von Jugendlichen mit einem lächelnden Franziskus.
Bei den Jugendlichen sei es dem Pontifex gelungen, auch in einer für ihn ungewohnten Sprache - auf Englisch - spontan zu reagieren und auf die Menschen zuzugehen, sagte Lombardi. Franziskus reagierte auch auf traurige Realitäten, wie etwa die hohe Selbstmordrate in Südkorea. Er beklagte, dass eine "geistige Wüste" den jungen Menschen die Hoffnung und in "allzu vielen Fällen sogar ihr Leben" zu nehmen scheine. Dies sollten sie nicht geschehen lassen, denn nach dem christlichen Glauben könne der Geist Jesu auch die scheinbar hoffnungslosesten Situationen zum Guten wenden, so der Papst.
Stiller Fokus auf Fährunglück und Abtreibung
Franziskus taufte am Sonntag den 56-jährigen Lee Ho-jin, dessen Sohn im April beim Untergang der Fähre "Sewol" mit mehr als 300 weiteren Menschen ums Leben gekommen war. Die Taufe fand nach vatikanischen Angaben in einem "sehr persönlichen Rahmen" am Morgen in der Kapelle der Vatikanbotschaft in Seoul statt. Lee hatte sich bereits vor dem Tod seines Kindes auf den Eintritt in die katholische Kirche vorbereitet.
Franziskus war unmittelbar nach seiner Ankunft in Südkorea mit Opfern des Fährunglücks zusammengetroffen. Vier Angehörige von Toten begrüßten den Papst bei seiner Landung in Seoul am Donnerstag. Eine weitere Begegnung gab es bei der Messe am Freitagmorgen im WM-Stadion von Daejeon. Das "Sewol"-Unglück habe den Reiseverlauf mitgeprägt, sagte Lombardi.
Ein ungewöhnliches Zeichen für den Lebensschutz setzte der Papst am Samstag. Er machte in Kkottongnae an einem "Garten der abgetriebenen Kinder" halt, um dort zu beten. Lange Augenblicke verharrte er mit gefalteten Händen und geneigtem Kopf vor dem Rasen mit weißen Holzkreuzen, bevor er sich zum Abschluss bekreuzigte. Die Gedenkstätte gehört zu einem katholischen Therapie- und Erholungszentrum. Dort besuchte er zunächst Behinderte und traf sich dann mit rund 5.000 koreanischen Ordensleuten.
Kirche der Märtyrer
Nach Worten von Lombardi bleibt von der Reise auch eine tiefere Erfahrung der Realität der Märtyrer. Franziskus hatte 124 Blutzeugen seliggesprochen und mehrere Stätten von Märtyrern besucht. Zudem habe er die Weltkirche auf die Besonderheit der koreanischen Kirche verwiesen, die durch Laien und nicht durch ausländische Missionare gegründet wurde.
Wohl mit Blick auf mögliche katholische Blutzeugen auch unter dem Terrorregime von Pol Pot in Kambodscha (1975-1979) sagte der Vatikansprecher, die zuständige Kurienbehörde werde sich künftig wohl stärker mit Märtyrern aus Fernost befassen.
Die Seligsprechungsmesse war die größte Veranstaltung der fünftägigen Papstreise: Knapp eine Million Menschen nahm daran teil. Im engeren Veranstaltungsbereich auf dem zentralen Gwanghwamun-Platz waren nur rund 200.000 Menschen zugelassen, die anderen verfolgten die Zeremonie von der Straße aus auf Großbildschirmen. Der Verkehr in dem Teil Seouls war fast einen Tag lang lahmgelegt. Der Papst hingegen ließ sich von Verkehrsproblemen nicht aufhalten: Als am Freitag der Nebel zu dicht war für einen Hubschrauberflug, fuhr er mit einem Hochgeschwindigkeitszug - zum ersten Mal im Leben. Und in einem separaten Wagen. Am Sonntagabend wiederholte sich das Spiel: Von Haemi nach Seoul reiste er aber nicht mit dem normalen Linienzug, sondern hat den Sonderzug der Staatspräsidentin bekommen. (mit Material von KNA)