Orthodoxe Kirche musste nach Protest schließen

Konflikt in Amsterdams russischer Gemeinde um Patriarch Kyrill

Veröffentlicht am 13.03.2022 um 09:23 Uhr – Lesedauer: 

Amsterdam ‐ Der Moskauer Patriarch hält im Ukraine-Krieg fest zu Putin. Seine Haltung hat Auswirkungen bis in die Mitte Europas: In Amsterdam musste die orthodoxe Gemeinde nun schließen, nachdem sie Kyrills Namen in der Liturgie nicht mehr nennen wollte.

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Die russisch-orthodoxe Kirchengemeinde in Amsterdam ist nach Drohungen und einem Konflikt um den Moskauer Patriarchen Kyrill I. vorerst geschlossen worden. Wie das "Nederlands Dagblad" am Samstag berichtete, gibt es zwischen der Gemeinde und dem zuständigen Erzbischof Elisey Streit um die in der Liturgie vorgesehene Nennung des Moskauer Patriarchen Kyrill. Wegen dessen "voller Unterstützung" für die Invasion der Ukraine hatte die Gemeinde entschieden, Kyrills Namen nicht mehr zu nennen.

Am vergangenen Sonntag habe Erzbischof Elisey die Gemeinde unangekündigt besucht, so die Zeitung unter Berufung auf einen Brief der Priester an die Gemeinde "Heiliger Nikolaus von Myra". Der Erzbischof sei kurz vor Beginn des Gottesdienstes in einem Diplomatenwagen der russischen Botschaft vorgefahren und habe darauf bestanden, den Namen des Patriarchen während des Gottesdienstes zu nennen. Anschließend habe der Erzbischof zwei Priestern der Gemeinde mitgeteilt, die Haltung ihrer Gemeinde sei "nicht nur für das Patriarchat, sondern auch für das russische Außenministerium von großer Bedeutung".

Die Priester hätten dies ausdrücklich als Drohung verstanden, zitiert die Zeitung eine Quelle aus der Gemeinde. Vorletzte Woche hatte die Gemeinde, in der orthodoxe Christen verschiedener Nationalitäten seit Jahren gemeinsam Gottesdienst feiern, bereits eine Petition unterzeichnet, in der Kyrill aufgefordert wird, ein Ende der Invasion in der Ukraine zu verlangen.

Behörden verstärken Sicherheitsmaßnahmen rund um die Kirche

Der Besuch des Erzbischofs sei "wie ein klerikaler Panzer" gewesen, der in ihre Gemeinde geschickt wurde. Danach habe sich "der Druck auf unsere Gemeinde weiter erhöht", zitierte die Zeitung die Geistlichen weiter. Es habe Drohungen gegen Gemeinde und Klerus gegeben. Am Dienstag wurde die Kirche zudem mit dem umstrittenen pro-russischen Z-Symbol verunstaltet.

Inzwischen haben niederländische Behörden Sicherheitsmaßnahmen rund um die Kirche verstärkt. Am Samstag stattete die niederländische Ministerin für Justiz und Sicherheit, Dilan Yesilgöz-Zegerius, der Gemeinde einen Besuch ab und lobte deren Engagement.

Später teilten die vier Priester der Gemeinde und der Diakon mit, ihnen sei es nicht mehr möglich, "innerhalb des Moskauer Patriarchats zu arbeiten und ihren Gläubigen ein geistig sicheres Umfeld zu bieten". Man habe Metropolit Athenagoras von Belgien, den Niederlanden und Luxemburg – den Vertreter des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel – gebeten, in seine Diözese aufgenommen zu werden. (KNA)