Generalvikar äußert sich nach Brief von Missbrauchsbetroffenen

Bistum Hildesheim weist Rücktrittsforderung gegen Weihbischof zurück

Veröffentlicht am 14.03.2022 um 15:15 Uhr – Lesedauer: 

Hildesheim ‐ Wegen seines Umgangs mit Missbrauchsfällen fordern Betroffene den Rücktritt des Hildesheimer Weihbischofs Heinz-Günter Bongartz. Nun äußert sich das Bistum dazu: Ein solcher Schritt sei nicht angemessen.

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Das Bistum Hildesheim hat die Forderung nach einem Rücktritt von Weihbischof Heinz-Günter Bongartz (67) wegen seines Umgangs mit Missbrauchsfällen zurückgewiesen. Einen solchen Schritt sehe er der Person und den derzeitigen Aufgaben des Weihbischofs als nicht angemessen an, schreibt Generalvikar Martin Wilk in einem Brief an die Betroffeneninitiative im Bistum Hildesheim. Bongartz habe zu keinem Zeitpunkt Meldungen von sexuellem Missbrauch vertuscht und habe sich für Fehlverhalten bereits entschuldigt, heißt es weiter in dem Schreiben, das der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) vorliegt. Zuerst hatte der NDR darüber berichtet.

Die Betroffeneninitiative hatte Bongartz in einem Anfang März veröffentlichten Brief dazu aufgefordert, dem Papst seinen Rücktritt anzubieten. Sein Umgang mit Fällen von sexuellem Missbrauch sei nicht verantwortungsbewusst gewesen, hieß es in dem Schreiben an den Geistlichen, der früher unter anderem Generalvikar, Personalchef und Missbrauchsbeauftragter des Bistums war. Die Initiative berief sich dabei auf zwei Aufarbeitungsgutachten aus den Jahren 2017 und 2021.

Wilk räumte ein, dass das im vergangenen Jahr veröffentlichte Gutachten mit Blick auf Bongartz "in wenigen Fällen" Muster aufgedeckt habe, in denen nicht konform der Leitlinien vorgegangen worden sei oder bei denen sich Betroffene in Gesprächen nicht angemessen gewürdigt gefühlt hätten. Zugleich wies er jedoch auf das Verdienst des Weihbischofs hin, "den Paradigmenwechsel im Bistum Hildesheim gegen erhebliche Widerstände eingeleitet zu haben".

Bereits 2017 Rücktritt angeboten

Bongartz habe bereits nach der Veröffentlichung des Gutachtens von 2017 seinen Rücktritt angeboten, den der damalige Übergangsverwalter des Bistums, Weihbischof Nikolaus Schwerdtfeger, jedoch nicht angenommen habe. "Mit dem Gesuch ging einher, dass Weihbischof Bongartz das im damaligen Gutachten beschriebene kritisierte Verhalten als Fehler erkannt und um Entschuldigung gebeten hat", so Wilk.

Der Generalvikar betont, dass Bongartz die Ämter, in denen er das kritisierte Verhalten begangen hat, schon seit geraumer Zeit nicht mehr ausübe. Selbstverständlich bleibe es jedoch Bongartz' persönliche Entscheidung, ob er ein Rücktrittsgesuch beim Papst einreiche. Bongartz selbst hat sich zu der Rücktrittsforderung bislang nicht geäußert.

Heinz-Günter Bongartz war von 2006 bis 2014 Personalchef im Bistum Hildesheim und in dieser Zeit vorübergehend auch Missbrauchsbeauftragter der Diözese. 2011 wurde er zum Bischof geweiht; seit 2014 ist er Domdechant. Von 2016 bis 2019 war Bongartz Generalvikar, also Stellvertreter des Bischofs in Verwaltungsangelegenheiten. (KNA)