Geschichte aus den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs

Kirsten Boie erhält Katholischen Kinder- und Jugendbuchpreis

Veröffentlicht am 16.03.2022 um 14:15 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Der Katholische Kinder- und Jugendbuchpreis wird dieses Jahr das erste Mal nach neuen Regeln verliehen, die Bischöfe entscheiden nicht mehr mit. Gewonnen hat eine Geschichte aus dem Zweiten Weltkrieg, die aber auch in die Gegenwart weist.

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Die Autorin Kirsten Boie wird mit dem diesjährigen Katholischen Kinder- und Jugendbuchpreis ausgezeichnet. Den Preis erhalte sie für ihr im vergangenen Jahr erschienenes Buch "Dunkelnacht", wie die Jury der Deutschen Bischofskonferenz am Mittwoch mitteilte. Die Preisverleihung ist für den 2. Juni in Würzburg geplant.

Die Geschichte in "Dunkelnacht" spielt demnach in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs in der bayerischen Kleinstadt Penzberg. Dort versuchten Mitglieder des Gemeinderates eine friedliche Übergabe der Amtsgeschäfte durch den nationalsozialistischen Bürgermeister zu erwirken. Dieses Unterfangen wird jedoch von eintreffenden Wehrmachtstruppen sowie Mitgliedern der Untergrundorganisation "Werwolf" brutal verhindert.

Perspektive jugendlicher Charaktere

Boie verflechte diese historische Begebenheit mit einer fiktionalen Geschichte durch die Perspektive dreier jugendlicher Charaktere, heißt es in der Begründung der Jury. Dadurch entstehe "ein verdichtetes Miteinander von Fakt und Fiktion, von Novelle und Dokumentation". Der schlichte, fast protokollarische Sprachstil verknüpft mit den Emotionen der jugendlichen Figuren ermögliche es dabei den jungen Leserinnen und Lesern, sich trotz der bedrückenden Ereignisse zu identifizieren und die Frage zu stellen: Was hätte ich getan? Gerade in der aktuellen Zeit solle ein Text ausgezeichnet werden, in dem und durch den soziale Verantwortung und Nächstenliebe auf besondere Weise eingefordert würden, so die Jury.

Boie zählt zu den bekanntesten deutschen Autorinnen der Kinder- und Jugendliteratur. Seit 1985 schreibt die Literaturwissenschaftlerin Geschichten, einige davon wurden auch in mehrere Sprachen übersetzt. Für ihr Lebenswerk wurde sie 2007 mit dem Sonderpreis des Deutschen Jugendliteraturpreises ausgezeichnet und erhielt 2011 das Bundesverdienstkreuz. Alle Preisgelder fließen nach Angaben der Autorin in die gemeinsam mit ihrem Mann gegründete Möwenweg-Stiftung, die Kinder in Swasiland unterstützt.

Im vergangenen Jahr hätte die österreichische Autorin Elisabeth Steinkellner den Buchpreis für ihren Roman "Papierklavier" erhalten sollen. Der Ständige Rat der Bischöfe hatte das Votum der Jury allerdings nicht bestätigt, die Preisverleihung war daraufhin ausgesetzt worden. Im vergangenen Juni entschieden die Bischöfe daraufhin, dass die Jury künftig ohne Einbeziehung der Bischöfe entscheidet. Bei "Papierklavier" war gemutmaßt worden, dass der Grund für die Ablehnung der Bischöfe das Thema des Buches war, es ging um Transgender. Die Bischofskonferenz dementierte das jedoch. Das Thema des Buches habe keine Rolle gespielt. (cph/KNA)