Langjähriger Domkantor wegen geplanter Leihmutterschaft entlassen
Wegen einer beabsichtigten Inanspruchnahme einer kommerziellen Leihmutterschaft ist der evangelische Braunschweiger Domkantor mit sofortiger Wirkung entlassen worden. "Durch das Vorhaben des Domkantors, in Kolumbien eine Leihmutterschaft zu beauftragen, ist die Basis für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zerstört worden", heißt es in einer Erklärung des Vorstands der Domstiftung, die die evangelische Landeskirche Braunschweig am Dienstag in Wolfenbüttel veröffentlichte.
Als Leihmütter werden Frauen bezeichnet, die für eine andere Person ein Kind austragen. Die Leihmutterschaft ist in Deutschland bislang verboten. Die großen christlichen Kirchen sprechen sich dagegen aus, weil sie unter anderem die Rechte von Frauen und Kindern in Gefahr sehen.
Widerspruch zu ethischen Grundsätzen der evangelischen Kirche
Die Inanspruchnahme einer Leihmutterschaft stehe im Widerspruch zu den ethischen Grundsätzen der evangelischen Kirche, so der Stiftungsvorstand. Dies gelte insbesondere dann, wenn diese mit Geldzahlungen verbunden sei. "Es gilt, jedem Anschein entgegenzuwirken, dass Frauen und Kinder zu Waren degradiert und in ihrer Menschenwürde beschädigt werden."
Das Vorhaben, eine Leihmutterschaft zu beauftragen, war Anfang März öffentlich geworden. Daraufhin hatte der Vorstand der Domstiftung den Kantor zunächst vom Dienst freigestellt und eine Prüfung der Angelegenheit eingeleitet. Der Domkantor hatte einem Medienbericht zufolge angekündigt, sein Vorhaben abzubrechen. Am Mittwoch erklärte er, sich mit einer Klage beim Arbeitsgericht gegen seine fristlose Kündigung wehren zu wollen.
Der Musiker arbeitete seit 1999 als Domkantor in Braunschweig. Dort leitete er unter anderem die Braunschweiger Domsingschule, die größte Einrichtung für evangelische Kirchenmusik in Deutschland mit rund 600 Kindern und Erwachsenen in 21 Chören. Er komponiert zudem geistliche Lieder sowie Orgel- und Instrumentalmusik. Überregional bekannt wurde er für die Aktion "Klasse! Wir Singen", bei der er mit Liederfesten in großen Hallen Kinder für das Singen begeisterte. (tmg/KNA/epd)
23.3., 13:10 Uhr: Ergänzt um Klage.