Bischof Dieser will Synodalen Rat im Bistum Aachen schaffen
Der Aachener Bischof Helmut Dieser will ein neues Gremium in seinem Bistum schaffen. "Wir brauchen dauerhaft einen Synodalen Rat, an dessen Entscheidungen der Bischof sich bindet", sagte Dieser am Samstag auf der Synodalversammlung zum Gesprächs- und Veränderungsprozess "Heute bei dir" in Aachen. Ein Synodaler Rat, der den Bischof beraten und mit ihm entscheiden solle, müsse noch mit den gewählten Gremien des Bistums abgestimmt werden. "Wir brauchen Verfahrenssicherheit, damit größeres Vertrauen ermöglicht wird."
Das hierarchische Element der Kirche müsse durch ein synodales Element ausbalanciert werden, betonte Dieser. Die bisher im Prozess "Heute bei dir" getroffenen Beschlüsse seien gut genug, um die weiteren Etappen gemeinsam gehen zu können. "Wir entscheiden aber gemeinsam über die Beschlüsse, die der Synodalkreis vorgelegt hat", so der Bischof. "Daran habe ich mich gebunden." Dieser Weg sei aufregend, anstrengend und risikoreich, aber auch voller Chancen. Es werde keine einseitigen Bischofsentscheidungen geben.
Strukturreform: 8 bis 13 statt bisher 320 Pfarrein
Das Bistum Aachen steht vor einer tiefgreifenden Strukturreform. In den kommenden sechs Jahren sollen nach den vorliegenden Plänen 8 bis 13 Pfarreien entstehen. Zentrale Einheiten kirchlichen Lebens sollen jedoch rund 50 sogenannte Pastorale Räume bilden, in denen Entscheidungen etwa über Geld- oder Personaleinsatz vor Ort fallen. Derzeit gibt es im Bistum Aachen rund 320 Pfarreien, die in 71 Gemeinschaften der Gemeinden zusammenarbeiten. Die Vorschläge sollen nach der Synodalversammlung bei einer weiteren Synodalversammlung am kommenden Samstag in Mönchengladbach beraten werden. Entscheiden darf die Synodalversammlung aber letztlich nicht.
Zum Bistum gehören knapp eine Million Katholikinnen und Katholiken. Die Zahl der Mitglieder und Priester sowie die Finanzen sind rückläufig. 2018 stieß Dieser daher den Reform- und Dialogprozess "Heute bei dir" über die Zukunft der Seelsorge in dem Bistum an, an dessen Ende die Strukturreform steht.
„Wir brauchen weniger Verlautbarungen und Festlegungen und verlieren kostbare Zeit, die für die Umsetzung der Beschlüsse benötigt wird.“
Vertreter von Räten und Gremien äußerten am Samstag teils Kritik. Der Sprecher des Kirchensteuer- und Wirtschaftsrates, Gregor Wellens, gab zu bedenken, dass bei Umstrukturierungen Bindungen und Vorgaben des Staatskirchenrechts beachtet werden müssten.
Die Sprecherin des Diözesanpastoralrates, Gabi Terhorst, kritisierte, dass im Prozess "Heute bei dir" nur noch über Strukturen gesprochen werde und Inhalte kaum noch eine Rolle spielten. Viele Menschen seien im Laufe des Prozesses enttäuscht und frustriert zurückgelassen worden. "Wir müssen mit den Kritikern und Fragenden im Gespräch bleiben", forderte Terhorst. "Wir brauchen weniger Verlautbarungen und Festlegungen und verlieren kostbare Zeit, die für die Umsetzung der Beschlüsse benötigt wird."
Die stellvertretende Vorsitzende des Diözesanrats der Katholiken, Marie-Theres Jung, fügte hinzu, es gebe ein Missverhältnis zwischen dem Geld, der Arbeitszeit und der Energie, die in den Prozess investiert worden seien, und dem vorliegenden Arbeitsergebnis. "Wir bitten Sie, einen Schritt zurückzutreten und die Verantwortung für eine zukunftsfähige Kirche neu zu formulieren." Positiver äußerten sich Vertreter des Priesterrats, des Caritasrats und des Domkapitels. (KNA)