Gerüchte über angebliche Freistellung der liturgischen Kommemoration

Russisch-orthodoxe Auslandskirche: Keine Distanzierung von Kyrill

Veröffentlicht am 28.03.2022 um 12:15 Uhr – Lesedauer: 

New York ‐ Der Moskauer Patriarch Kyrill steht fest an der Seite Putins – doch nicht alle Gläubigen tragen seine Unterstützung des Angriffskriegs auf die Ukraine mit. Gerüchte, die Auslandskirche habe den Patriarchen fallen gelassen, stimmen allerdings nicht.

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Die Russisch-Orthodoxe Auslandskirche (ROKA) hat Gerüchte zurückgewiesen, nach denen sie ihren Pfarreien freigestellt habe, auf die Kommemoration des Moskauer Patriarchen Kyrill I. in der Messe zu verzichten. Die Gerüchte, die zuerst auf dem Blog "Orthodoxy in Dialogue" veröffentlicht worden waren, seien "völlig" falsch, hieß es in einer Erklärung des Sekretariats der Bischofssynode vom Wochenende. Weder sei die Bischofssynode in dieser Woche zusammengetreten, noch habe sie entsprechende Beschlüsse gefasst. "Gemäß dem von Seiner Heiligkeit Patriarch Alexij II. und Metropolit Laurus im Jahr 2007 unterzeichneten Akt der kanonischen Gemeinschaft wird der Name des Primas der Russischen Orthodoxen Kirche in allen Gemeinden und Klöstern der Russischen Kirche im Ausland verehrt", heißt es in der Erklärung.

Das Sekretariat betonte, dass die Gläubigen im Gebet für ein schnelles Ende der Feindseligkeiten und für den Frieden vereint seien. Die Gemeinden ließen Geflüchteten und Vertriebenen aus der Ukraine materielle und humanitäre Hilfe zukommen und sammelten Spenden, die an die ukrainisch-orthodoxe Kirche weitergegeben würden. Die autonome Kirche unter der Leitung von Metropolit Onufriy von Kiew und der ganzen Ukraine steht in Gemeinschaft mit dem Moskauer Patriarchat. Neben der Moskauer Kirche gibt es in der Ukraine auch die Orthodoxe Kirche der Ukraine (OKU), die 2019 durch den Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel als autokephal anerkannt wurde. Die Anerkennung sorgte für eine anhaltende Spaltung der Orthodoxie, die sich mit dem Eindringen Moskaus ins kanonische Gebiet des Patriarchats von Alexandria in Afrika noch verschärft hat. Auch der alexandrinische Patriarch erkennt die OKU an.

Kritik an Kyrill auch aus der russischen Orthodoxie

Anders als die katholische Kirche, an deren Spitze der Papst steht, sind die byzantinisch-orthodoxen Kirchen als Kirchengemeinschaft ohne hierarchisches Oberhaupt organisiert. Der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel hat lediglich einen Ehrenvorrang unter den Patriarchen. Die Verbindung unter den Kirchen wird unter anderem durch die Nennung der Patriarchen in der Liturgie ausgedrückt. Ein Verzicht auf eine Kommemoration würde daher das Ende kirchlicher Gemeinschaft ausdrücken. Mitte März hatte der Klerus der Amsterdamer Gemeinde angekündigt, auf die Kommemoration Kyrills verzichten zu wollen.

Die Russische Orthodoxe Kirche im Ausland ist eine selbstverwaltete Kirche innerhalb des Moskauer Patriarchats mit Sitz in New York. von Exilanten nach der Oktoberrevolution gegründet und war von 1927 bis 2007 eine eigenständige Kirche, 2007 wurde ein Akt der kanonischen Gemeinschaft durch den Leiter der ROKA, Metropolit Lavr, und dem damaligen Moskauer Patriarchen Alexius II. unterzeichnet. (fxn)