Autor bezeichnet Homosexualität darin als "gott-widrig"

Buchgeschenk von Paderborner Erzbischof Becker stößt auf Kritik

Veröffentlicht am 31.03.2022 um 15:47 Uhr – Lesedauer: 

Paderborn ‐ Vor Weihnachten hat Erzbischof Hans-Josef Becker den Klerikern seiner Erzdiözese Paderborn ein Buch geschenkt. Weil der Autor, Kurienkardinal Cordes, darin Homosexualität als "gott-widrig" bezeichnet, steht Becker nun in der Kritik.

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Im Erzbistum Paderborn gibt es Unmut unter einigen Geistlichen wegen eines Buchgeschenks von Erzbischof Hans-Josef Becker. Die Glaubensimpulse von Kurienkardinal Paul Josef Cordes, die Becker zu Weihnachten verschenkte, enthalten ein Kapitel mit der Überschrift "Homosexualität ist zutiefst gott-widrig". Das Vertretungsorgan der Priester im Erzbistum - der Priesterrat - habe die Kritik daran bereits an Becker herangetragen, sagte der Dortmunder Pfarrer Ludger Hojenski am Donnerstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Das Vorstandsmitglied des Priesterrats bestätigte damit einen Bericht von Radio Hochstift.

Das Buch "Wer nicht Gott gibt, gibt zu wenig" des aus dem Erzbistum Paderborn stammenden Cordes ging an alle rund 1.000 Priester und Diakone der Erzdiözese. In einem dazu gelegten Schreiben wies Becker gleichzeitig darauf hin, dass er einen Arbeitskreis zu queer-sensibler Seelsorge einrichtet. "Der neue Arbeitskreis wird dafür sorgen, dass queere Menschen und ihre Erfahrungen in der Erzdiözese sichtbar werden", begründete Becker im Dezember die Einrichtung des Gremiums. Die Mitglieder des Arbeitskreises, zu denen mit Pfarrer Bernd Mönkebüscher auch einer der Initiatoren der Aktion "#OutInChurch" gehört, sollen die Arbeit nach Angaben der Erzdiözese im Januar aufgenommen haben.

Das Erzbistum erklärte, Cordes habe sein Buch dem Erzbischof und den Priestern des Erzbistums gewidmet. Mit der traditionellen Weihnachtssendung sei es verschickt worden. "Meinungen sind vielfältig und darum differenziert zu betrachten", so das Erzbistum. Ein sachlicher Austausch sei wichtig. Becker und sein Generalvikar Alfons Hardt begrüßten die Thematisierung im Priesterrat. Beide setzten sich für eine Kultur der Wertschätzung und gegen Diskriminierungen ein.

Paderborner Queer-Arbeitskreis zeigt sich skeptisch

Hojenski befand es als "mindestens unglücklich", einen Arbeitskreis für queersensible Seelsorge anzukündigen und gleichzeitig ein Geschenk mit dem fraglichen Kapitel zu machen. Er glaube dem Erzbischof jedoch, dass keine Absicht hinter dem Geschenk gestanden habe. Becker befürworte den Reformprozess der katholischen Kirche in Deutschland, den Synodalen Weg, in dem es auch um eine Öffnung der kirchlichen Sexualmoral geht.

Der Arbeitskreis zu queersensibler Seelsorge zeigte sich skeptisch. Seelsorgende fragten "Wenn das als mögliche Haltung 'verschenkt' wird, was soll dann so ein Arbeitskreis noch bewirken?", erklärte Mönkebüscher. Persönlich sei er über das Buch enttäuscht. Vom Erzbistum wünsche er sich eine eindeutigere Positionierung zu dem Buch. Der Pfarrer aus Hamm steht öffentlich zu seiner Homosexualität.

"Wer nicht Gott gibt, gibt zu wenig" verfasste Cordes zu seinem 60. Priesterjubiläum. Es erschien mit einem Geleitwort des früheren Papstes Benedikt XVI. im katholischen Be&Be-Verlag. (rom/KNA)