Junger Ordensmann aus Bayern: "Sicher, dass es der richtige Weg ist"
Er ist aktuell einer der jüngsten Ordensmänner Bayerns: Frater Benedikt Eble ist bei den Passionisten und will Priester werden. Er besuchte ein Jahr lang die Jüngerschaftsschule der Diözese Augsburg, bevor er sein Theologiestudium in Regensburg aufnahm. Bereits im Alter von 19 Jahren ist er ins Kloster zur Heiligsten Dreifaltigkeit in Schwarzenfeld in der Oberpfalz eingetreten; 2020 hat er dort seine zeitliche Profess abgelegt. Schon von Anfang wusste er, dass die Passionisten genau die richtige Gemeinschaft für ihn sind. Warum, erklärt er im Interview.
Frage: Frater Benedikt, Sie sind 2018 ins Passionisten-Kloster eingetreten. Auf dem Foto zur Feier Ihrer Einkleidung tragen Sie eine Dornenkrone auf dem Kopf und ein Kreuz auf der Schulter. Mich haben diese Fotos etwas verstört…
Frater Benedikt: Dieser ganze Einkleidungsritus mit der Krone und dem Kreuz ist schon sehr alt und geht bis ins 18. Jahrhundert zurück. Für unsere Gemeinschaft ist das seit vielen Jahren eine wertvolle Tradition und einfach üblich. Von außen betrachtet kann es aber durchaus abschreckend sein, das stimmt. Meine Mutter fand es auch krass, als ich mit Kreuz und Dornenkrone dastand. Für mich hingegen war das ein Ritus, der mir zeigte, dass ich ganz Christus, dem Gekreuzigten, nachfolgen möchte. Darauf habe ich mich lange vorbereitet. Jesus fordert von uns in der Bibel: "Wer mein Jünger sein will, der folge mir nach und nehme sein Kreuz auf sich". Als ich so in voller Montur dastand, dachte ich nur: "Jetzt wird es ernst."
Frage: Ich dachte zuerst, hier wird ein Passionsspiel aufgeführt…
Frater Benedikt: Nein, das ist keine theatralische Nachstellung und auch keine Show für uns. Wir sind eine "echte Passion". In der Bibel wird der Leidensweg Jesu beschrieben und diese echte Passion wollen wir nachleben. Wir helfen Jesus dabei, sein Kreuz zu tragen, auch stellvertretend für alle Menschen. Natürlich ist es ein außergewöhnliches Zeichen, wenn wir wie Jesus auch eine Dornenkrone aufsetzen und ein Holzkreuz tragen. Aber wir machen damit deutlich, dass wir unser Leben ganz dem Leiden Jesu weihen wollen und es ernst meinen. Darum tragen wir auch ein schwarzes Ordenskleid. Unser Ordensgründer, der heilige Paul vom Kreuz, sagt, die Farbe Schwarz steht für die Trauer, weil Jesus für uns gestorben ist. Vorne auf unserem Habit ist ein Passionszeichen mit einem Herzen abgebildet. Darin steht: "Jesu Christi Passio". Das Leiden Jesu Christi, sein Sterben und sein Tod sind der innerste Antrieb unseres Wirkens. Aber ganz wichtig: Hinter dem Schwarz des Karfreitags schaut immer schon das Weiß des Ostermorgens hervor.
Frage: Sie geißeln sich aber nicht auch körperlich?
Frater Benedikt: Nein, das tun wir nicht.
Frage: Wie leben Sie das Leiden Jesu Christi konkret in Ihrem Alltag als Ordensmann?
Frater Benedikt: Das Gebet, vor allem die stille Betrachtung vor einem Kruzifix, ist wichtig für uns. Ich versuche zum Beispiel täglich das Leiden Jesu zu meditieren, etwa im Schmerzhaften Rosenkranz oder anhand einzelner Kreuzwegstationen. Ich lese einzelne Szenen der Leidensgeschichte Jesu genau in der Bibel nach und stelle mir vor, was da passiert ist. Zum Beispiel bei der Dornenkrönung: Jesus wird von seinen Henkern mit der schmerzhaften Spottkrone gekrönt. Da passiert eigentlich etwas Perverses: Der echte Gott, der wahre König, wird von seinen Geschöpfen gequält. Der, der in Wahrheit die Krone verdient hat, kriegt von uns eine grausame Kronenattrappe. Aber Jesus hält das aus, um dich und mich zu erlösen. Ich nehme das alles in mein Gebet hinein und versuche es zu verwandeln, indem ich sage: "Herr, erbarme dich unser."
Frage: Ist das auf Dauer nicht auch sehr depressiv, wenn man sich nur mit dem Leiden Jesu beschäftigt?
Frater Benedikt: Es könnte mich depressiv machen, wenn ich nicht immer auch die Auferstehung Jesu im Hinterkopf hätte. Wir betrachten sein Leiden, den Horror seiner Passion und Kreuzigung, aber wir bleiben nicht im Tod Jesu stecken. Wir schauen daher auf die tiefere Bedeutung des Kreuzes. Jesus steht vom Tod auf. Er ist für uns gestorben, sein Tod war nicht sinnlos. In all der Trauer bricht der Ostersonntag an. Jesus hat aus Liebe für uns gelitten, damit wir erlöst werden. Ich finde es so schön, dass wir als Christen diese Hoffnung in uns tragen. Ich war zuerst auch nachdenklich, als ich gelesen habe, dass unser schwarzes Ordensgewand für die Trauer steht. Wir Passionisten sind aber gerade auch dafür bekannt, dass unser Habit für eine erlöste Trauer steht. Deshalb war meine Einkleidungsfeier auch keine Bestattung, sondern ein Fest für alle. Wir sind fröhliche Brüder. Wir versuchen das Leiden auszuhalten. Wir gehen da durch, weil wir wissen, auch Jesus hat das durchlitten, um zu leben, um aufzuerstehen und uns das Leben zu schenken.
Frage: Tragen Sie Ihr Ordenskleid gerne?
Frater Benedikt: Ja, ich trage es sehr gerne, denn die Leute sehen mich und wissen gleich, was Sache ist: Da läuft ein Mann Gottes herum. Ich finde, das ist das Coolste daran. Vor meinem Eintritt in das Kloster habe ich die Entscheidung getroffen, dass ich Christus verkünden möchte. Das ist der innerste Kern meines Ordenslebens. Wenn ich den Habit anhabe, dann ist das wie eine "gmahte Wiesen". Es ist selbsterklärend, für wen ich lebe. Jeder kann sofort erkennen, dass Christus bei mir an erster Stelle steht. Allein durch das Ordensgewand predige ich. Das liebe ich daran. Ich muss gar nicht viel dafür tun.
Frage: Kann das nicht auch manche abschrecken?
Frater Benedikt: Die meisten Leute, die mich darauf ansprechen, finden gut, wie ich rumlaufe. Ich bin auch schon dafür beschimpft worden, aber das passiert sehr selten. In Regensburg ist mich ein Mann einmal richtig fies angegangen. Das hat mich zwar verletzt, ich habe deshalb aber keinen Hass auf ihn gehabt. Das auszuhalten ist auch eine Form des Leidens für Jesus. Es heißt doch in der Bibel: "Selig seid ihr, wenn ihr verfolgt und beschimpft werdet wegen mir."
Frage: Werden Sie von Freunden auch als "fromm" bezeichnet?
Frater Benedikt: Das kommt drauf an, was man darunter versteht. Mir sind Jesus, die Kirche und das Gebet wichtig, ja. Ich finde es aber schade, wenn Menschen immer nur in solchen Labels denken. Das verhindert, dass sie den Menschen dahinter persönlich kennen lernen. Ich will eigentlich in keine Ecke gestellt werden.
Frage: Sie sind 23, das ist sehr jung. Wie reagieren Ihre Familie und Ihre gleichaltrigen Freunde auf Ihren Weg ins Kloster?
Frater Benedikt: Meine Familie unterstützt mich sehr. Sie freuen sich für mich, dass ich im Kloster lebe. Manche Freunde haben schon etwas verwundert reagiert, aber einige haben auch gesagt, dass sie glauben, dass das zu mir passt.
Frage: Wie viele Mönche leben in Ihrem Kloster?
Frater Benedikt: Wir sind insgesamt 14 Brüder in Schwarzenfeld. Wir hatten in den letzten Jahren einige Eintritte, ich bin nicht der einzige junge Mitbruder. Das ist ein großer Segen für unsere Gemeinschaft. Manche treten zwar auch wieder aus, aber die meisten bleiben. Ich bin seit vier Jahren hier und ich finde es gut, voll dem Erlösungswerk dienen und den Tag im Rhythmus des Gebets zu gestalten zu dürfen.
Frage: Dürfen?
Frater Benedikt: Ja, denn für mich ist das eine große Freiheit.
Frage: Dürften Sie auch wieder austreten?
Frater Benedikt: Ja, das könnte ich. Ich habe bislang nur die zeitlichen Gelübde abgelegt. Ich habe noch ein Jahr, um meine Entscheidung zu prüfen und dann – so Gott will – die ewigen Gelübde abzulegen.
Frage: Haben Sie Zweifel, ob das wirklich der richtige Weg für Sie ist?
Frater Benedikt: Natürlich mache ich mir auch meine Gedanken und denke darüber nach, ob das alles so für mich passt. Ich prüfe es jeden Tag. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass das der richtige Weg für mich ist. Ich könnte meine ewigen Gelübde zwar noch um zwei weitere Jahre aufschieben, aber warum sollte ich es tun? Ich bin meinen Klosterweg verbindlich angegangen und ich bin nicht allein auf meinem Weg. Ich habe viele Mitbrüder, die mich begleiten – und vor allem Gott, der mich auf diesen Weg berufen hat.
Informationen zu den Passionisten
Die Passionisten sind Mitglieder der Kongregation vom Leiden Jesu Christi. Diese katholische Ordensgemeinschaft wurde 1720 vom Heiligen Paul vom Kreuz gegründet. Eine seiner zentralen Aussagen ist: "Das Leiden unseres Herrn Jesus Christus sei immer in unseren Herzen. Die Gemeinschaft ist päpstlichen Rechts und besteht aus Priestern und Laienbrüdern. Schwerpunkte des Apostolates sind unter anderem die Betreuung der Klosterkirchen, die Verkündigung des Evangeliums, Beichtseelsorge und geistliche Begleitung sowie Jugendpastoral und Erwachsenenkatechese. Passionisten verkündigen den Menschen das Evangelium Christi, besonders das Evangelium der Passion. Denn im Leiden Jesu Christi sehen sie mit ihrem Ordensgründer "das erstaunlichste Werk der göttlichen Liebe". Hier erfahren Sie mehr zum Kloster Schwarzenfeld der Passionisten in Bayern.