CDU-Religionspolitiker: "Radikal-pazifistische Sicht" ist gescheitert
Der kirchenpolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Thomas Rachel (CDU), hält eine auch unter Christen verbreitete "radikal-pazifistische Sicht" angesichts des russischen Kriegs gegen die Ukraine für gescheitert. "Wehrhaftigkeit trägt dazu bei, Frieden zu gewährleisten. Wenn ein Aggressor seine Machtinteressen auf Kosten anderer Länder und deren Zivilgesellschaft durchsetzt, muss er daran gehindert werden", sagte Rachel am Donnerstag in einem Interview der evangelischen Nachrichtenagentur "idea".
In der Friedensdenkschrift der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) aus dem Jahr 2007 heiße es richtigerweise, dass die Möglichkeit gewaltloser Mittel immer Vorrang haben müsse und die Anwendung von Gewalt immer nur das allerletzte Mittel sein solle. "Wenn ein Volk angegriffen und bombardiert wird, ist es mit christlicher Friedensethik vereinbar, diesem Volk zu helfen – und zwar auch mit Waffen. Das sah schon Martin Luther so: Ein Christ im weltlichen Amte könne zum Wohle des Nächsten Gewalt anwenden, wenn es nicht anders geht, und zur Vermeidung noch größeren Übels", sagte Rachel, der seit 2015 Mitglied im Rat der EKD, dem höchsten Leitungsgremium der evangelischen Kirche, ist.
"CDU hat Ökumene mit ihrer Gründung vorweggenommen"
In dem Interview betonte der Bundestagsabgeordnete zudem die Bedeutung des christlichen Menschenbildes in der Politik. Es gehe dabei um eine Politik, die sich von der Hoffnungskraft des christlichen Glaubens und seiner Werte inspirieren lasse. "Das sind die universal gültigen Werte des christlichen Menschenbilds, an denen wir uns orientieren", so Rachel. Mit Blick auf die CDU bedeute das, dass die Partei den einzelnen Menschen als einzigartiges Geschöpf Gottes in den Mittelpunkt ihres politischen Wirkens stelle: "Christliche Werte bilden den Kompass, das Fundament unserer Orientierung." Trotzdem sei immer wieder möglich, dass Christen bei politischen Fragen zu unterschiedlichen Antworten kämen.
"Was uns aber eint: Das C im Sinne der christlichen Verantwortung ist unser Identifikationskern – egal ob wir nun evangelisch, katholisch, freikirchlich oder – so wie meine Frau – orthodox sind", betonte der Politiker. Die CDU sei deshalb eigentlich eine "revolutionäre Bewegung", denn sie habe die Ökumene, die in den Kirchen erst Jahrzehnte später gewachsen sei, mit ihrer Gründung kurz nach dem Zweiten Weltkrieg bereits vorweggenommen. (stz)