DBK-Vorsitzender verteidigt deutschen Reformprozess

Nach Kritik am Synodalen Weg: Bätzing antwortet nordischen Bischöfen

Veröffentlicht am 05.04.2022 um 11:20 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Die Bischöfe Nordeuropas hatten die Kirche in Deutschland unter anderem davor gewarnt, auf dem Synodalen Weg "dem Zeitgeist nachzugehen": Nun antwortet der DBK-Vorsitzende Bischof Georg Bätzing auf die Kritik am Reformprozess.

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Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Bischof Georg Bätzing, hat die Kritik der Nordischen Bischofskonferenz am Synodalen Weg zurückgewiesen. In dem am Dienstag im Wortlaut veröffentlichten Antwortschreiben betonte Bätzing, dass die deutschen Katholiken "ausgehend von der tatsächlich katastrophalen und zutiefst beschämenden Tatsache des sexuellen Missbrauchs und seiner Vertuschung" mit "großer Sorgfalt und fundierter theologischer Rückbindung nach neuen Wegen kirchlicher Praxis" suchten. Dabei werde auch die Weltkirche nicht aus dem Blick gelassen und sorgfältig differenziert, welche Fragen und Reformanliegen in den weltkirchlichen Kontext, insbesondere in den synodalen Weg der Weltkirche, eingebracht werden müssen.

Den Vorwurf, zu sehr dem Zeitgeist nachzugehen, wies Bätzing zurück. Niemandem könne es darum gehen, leichtfertig das kirchliche Handeln nach der jeweiligen Mode auszurichten. Der Synodale Weg gehe "in guter kirchlicher Tradition und in enger Anbindung an die Aussagen des Zweiten Vatikanischen Konzils" davon aus, dass Gott "sich auch in dieser Welt und in der Geschichte der Menschen immer wieder offenbart, dass sein Wirken und sein Wesen also auch an Ereignissen der Geschichte verdichtet erkennbar" werde. Nach den Zeichen der Zeit zu fragen habe nichts damit zu tun, dem Zeitgeist nachzugehen.

Der DBK-Vorsitzende wisse die Besorgnis der nordischen Bischöfe zu schätzen. Es scheine ihm aber, dass die "geäußerten und angedeuteten Befürchtungen" nicht den tatsächlichen Beratungen, Diskussionen und Beschlüssen des Synodalen Wegs entsprächen. Der deutsche Reformprozess sei wie von Papst Franziskus gewünscht gerade auf der "synodalen Suche nach lebensspendendem Potenzial im Leben und Wirken der Kirche heute". Ein einfaches "Weiter so" würde die Kirche zerstören. Notwendig seien Umkehr und Neuausrichtung. "Dass es dabei gilt, sich das durch die Kirche vermittelte Depositum Fidei ungemindert zu eigen zu machen, wird von den auf dem Synodalen Weg ernsthaft Engagierten in keiner Weise angezweifelt", so Bätzing. Dieser Bestand der Glaubenslehre dürfe aber nicht so verstanden werden, "dass jede kirchliche Praxis, jede Regelung und jede Sozialgestalt von Kirche, die im Lauf der Geschichte und unter ganz bestimmten Zeitumständen entwickelt wurden, von sich aus schon gleich dieses unveränderbare Depositum" darstelle. Der Synodale Weg orientiere sich an der Schrift und der Tradition, dem Lehramt und der Theologie sowie dem Glaubenssinn der Gläubigen und den Zeichen der Zeit als zentralen Glaubensquellen.

Nordische und Polnische Bischofskonferenz skeptisch gegenüber Synodalem Weg

Die nordischen Bischöfe hatten sich Anfang März in einem Offenen Brief besorgt über "die Richtung, die Methodik und den Inhalt" des Synodalen Wegs in Deutschland geäußert und forderten eine Einbettung in den von Papst Franziskus begonnenen synodalen Prozess der Weltkirche. Dieser Prozess fordere eine "radikale Bekehrung", hieß es in dem Schreiben. Dabei müsse jedoch vor jenen Themen Halt gemacht werden, "die unveränderliche Teile der Lehre der Kirche beinhalten". Dies gelte auch bei der "legitimen Suche" nach Antworten auf Fragen zur Lebensform der Priester, zur Stellung der Frau und in Sachen Sexualität. Wahre kirchliche Reformen hätten seit jeher darin bestanden, "die auf göttliche Offenbarung und authentische Tradition fundierte katholische Lehre zu verteidigen, zu erklären und in glaubwürdige Praxis umzusetzen". Es gehe eben nicht darum, "dem Zeitgeist nachzugehen", so die Bischöfe Nordeuropas. Zur Nordischen Bischofskonferenz gehören die Bischöfe der sieben Diözesen in den fünf nordischen Länder Dänemark, Finnland, Island, Norwegen und Schweden. Bei der Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz hatte Bätzing bereits eine Antwort auf den Brief angekündigt. Zuvor hatte der Generalsekretär des Bonifatiuswerks Georg Austen den Synodalen Weg gegenüber den nordischen Bischöfen verteidigt.

Die Nordische Bischofskonferenz ist die zweite Bischofskonferenz, die sich mit einem Offenen Brief an die DBK gewendet hatte. Ende Februar hatte sich bereits der Vorsitzende der polnischen Bischöfe, Erzbischof Stanislaw Gadecki, an seinen deutschen Amtsbruder gewandt und eine "tiefe Besorgnis" über die beim deutschen Reformdialog beratenen Ergebnisse ausgedrückt. Er widersprach dabei zentralen Argumentationen und Beschlüssen des Synodalen Wegs. "Getreu der Lehre der Kirche" dürfe man nicht dem "Druck der Welt oder den Modellen der vorherrschenden Kultur" nachgeben, so der Posener Erzbischof. Ende März antwortete Bätzing Gadecki. Die Kirche in Deutschland gehe den "Weg der Umkehr und der Erneuerung nicht leichtfertig und schon gar nicht außerhalb der Weltkirche", so Bätzing in seiner Antwort. Der Wortlaut des Antwortbriefs wurde nicht veröffentlicht. Der DBK-Vorsitzende betonte in seinem Schreiben, dass der Synodale Weg Auswege aus den systemischen Ursachen für Missbrauch suche. Darüber würde er sich gerne mit seinen polnischen Amtsbrüdern austauschen: "Gern würde ich von Ihnen lernen, wie Sie den systemischen Ursachen des tausendfachen Missbrauchs begegnen, den wir bei uns in Deutschland, bei Ihnen in Polen, aber auch weltweit wahrnehmen müssen." (fxn)