Ein Bischof für Erfurt

Mit dieser Entscheidung geht eine der längsten Sedisvakanzen der vergangenen Jahrzehnte in Deutschland zu Ende. Nur wenige Tage fehlten noch, dann wäre der Erfurter Bischofsstuhl zwei Jahre unbesetzt gewesen.
Kritik an langer Sedisvakanz
Das hatte auch zu Unmut geführt. Nach der schnellen Ernennung Rainer Maria Woelkis zum Erzbischof von Köln hatte sich der Magdeburger Bischof Gerhard Feige "irritiert" gezeigt: "Angesichts dessen, dass für Köln in noch nicht einmal einem halben Jahr ein neuer Erzbischof gefunden werden konnte, wirkt es umso befremdlicher, dass Erfurt schon fast zwei Jahre auf einen neuen Bischof warten muss", sagte er im Juli.
Sein Dresdner Amtsbruder Heiner Koch äußerte sich mit ähnlichen Worten: "Ich verstehe, dass die Menschen im Bistum Erfurt ungeduldig sind und inzwischen auch etwas unwillig, weil das so lange dauert", sagte er zu katholisch.de. Im Bistum Erfurt selbst hatten Spötter bereits das Motto der diesjährigen Bistumswallfahrt umgedeutet von "Träum weiter" zu "Träum weiter von einem neuen Bischof".
Zweiter Bischof in der Bistumsgeschichte
Mit dem neuen Oberhirten bekommt das junge Bistum Erfurt den erst zweiten Bischof in seiner Geschichte. Zuvor hatte Joachim Wanke das Amt von der Gründung der Diözese im Jahr 1994 bis Ende September 2012 inne. Damals hatte der frühere Papst Benedikt XVI. das Rücktrittsgesuch aus Altersgründen des damals 71-Jährigen Wanke angenommen. Der Wechsel an der Spitze der katholischen Kirche von Papst Benedikt XVI. zu Papst Franziskus gilt als ein Grund für die lange Sedisvakanz.
Die Wahl des neuen Bischofs erfolgte nach Artikel 6 des sogenannten Preußischen Konkordats . Nach Angaben des Bistums Erfurt werden nach diesem Vertrag zunächst Vorschläge für geeignete Kandidaten gesammelt. Dazu berechtigt sind das Domkapitel, der Apostolische Nuntius und alle Bischöfe, deren Bistümer ebenfalls den Regelungen des Preußischen Konkordates unterliegen. Dazu zählen beispieslweise auch die Bistümer Aachen, Erfurt, Fulda und Köln.
Eine Dreierliste
Der Nuntius leitet alle Kandidatenvorschläge nach Rom weiter, wo die vatikanischen Behörden unter "Würdigung der Listen", aber ohne an die Vorschläge gebunden zu sein, eine Dreierliste erstellen, die dem Papst vorgelegt wird. Er kann sie noch verändern. Aus der endgültigen Dreierliste wählt das Domkapitel in geheimer Wahl den neuen Bischof.
Nach Angaben aus informierten Kreisen hatte im aktuellen Verfahren mindestens ein bereits vom Domkapitel gewählter Kandidat das angebotene Amt abgelehnt. (gho/mkr)