Am Freitag um 12 Uhr verkünden Diözese und Vatikan wer auf Bischof Wanke folgt. eine der längsten Sedisvakanzen der vergangenen Jahrzehnte in Deutschland zu Ende.

Ein Bischof für Erfurt

Veröffentlicht am 18.09.2014 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Bistümer

Erfurt/Bonn ‐ Papst Franziskus hat einen neuen Bischof für das Bistum Erfurt ernannt. Seinen Name wollen die Diözese und der Vatikan am morgigen Freitag zeitgleich um 12 Uhr im Erfurter Dom und im Vatikan bekannt geben. Dann wird Dompropst Gregor Arndt auch den Termin der Amtseinführung bekanntgeben. Das teilte die ostdeutsche Diözese am Donnerstagvormittag in Erfurt mit.

  • Teilen:

Mit dieser Entscheidung geht eine der längsten Sedisvakanzen der vergangenen Jahrzehnte in Deutschland zu Ende. Nur wenige Tage fehlten noch, dann wäre der Erfurter Bischofsstuhl zwei Jahre unbesetzt gewesen.

Kritik an langer Sedisvakanz

Das hatte auch zu Unmut geführt. Nach der schnellen Ernennung Rainer Maria Woelkis zum Erzbischof von Köln hatte sich der Magdeburger Bischof Gerhard Feige "irritiert" gezeigt: "Angesichts dessen, dass für Köln in noch nicht einmal einem halben Jahr ein neuer Erzbischof gefunden werden konnte, wirkt es umso befremdlicher, dass Erfurt schon fast zwei Jahre auf einen neuen Bischof warten muss", sagte er im Juli.

Player wird geladen ...
Video: © S. Schortemeyer und S. Gamradt

Er möchte die Jugend verstehen, doch der Hype um Fußball und Promis ist ihm fremd. Im "Freundebuch" erzählt Weihbischof Hauke aus seinem Leben.

Sein Dresdner Amtsbruder Heiner Koch äußerte sich mit ähnlichen Worten: "Ich verstehe, dass die Menschen im Bistum Erfurt ungeduldig sind und inzwischen auch etwas unwillig, weil das so lange dauert", sagte er zu katholisch.de. Im Bistum Erfurt selbst hatten Spötter bereits das Motto der diesjährigen Bistumswallfahrt umgedeutet von "Träum weiter" zu "Träum weiter von einem neuen Bischof".

Zweiter Bischof in der Bistumsgeschichte

Mit dem neuen Oberhirten bekommt das junge Bistum Erfurt den erst zweiten Bischof in seiner Geschichte. Zuvor hatte Joachim Wanke das Amt von der Gründung der Diözese im Jahr 1994 bis Ende September 2012 inne. Damals hatte der frühere Papst Benedikt XVI. das Rücktrittsgesuch aus Altersgründen des damals 71-Jährigen Wanke angenommen. Der Wechsel an der Spitze der katholischen Kirche von Papst Benedikt XVI. zu Papst Franziskus gilt als ein Grund für die lange Sedisvakanz.

Die Wahl des neuen Bischofs erfolgte nach Artikel 6 des sogenannten Preußischen Konkordats . Nach Angaben des Bistums Erfurt werden nach diesem Vertrag zunächst Vorschläge für geeignete Kandidaten gesammelt. Dazu berechtigt sind das Domkapitel, der Apostolische Nuntius und alle Bischöfe, deren Bistümer ebenfalls den Regelungen des Preußischen Konkordates unterliegen. Dazu zählen beispieslweise auch die Bistümer Aachen, Erfurt, Fulda und Köln.

Eine Dreierliste

Der Nuntius leitet alle Kandidatenvorschläge nach Rom weiter, wo die vatikanischen Behörden unter "Würdigung der Listen", aber ohne an die Vorschläge gebunden zu sein, eine Dreierliste erstellen, die dem Papst vorgelegt wird. Er kann sie noch verändern. Aus der endgültigen Dreierliste wählt das Domkapitel in geheimer Wahl den neuen Bischof.

Nach Angaben aus informierten Kreisen hatte im aktuellen Verfahren mindestens ein bereits vom Domkapitel gewählter Kandidat das angebotene Amt abgelehnt. (gho/mkr)

Stichwort: Bistum Erfurt

Das Bistum Erfurt erstreckt sich über den größten Teil Thüringens. Ihm gehören rund 152.000 Katholiken an, das sind knapp acht Prozent der Bevölkerung. Stark katholisch geprägt ist nur das Eichsfeld im Nordwesten des Landes. Der heilige Bonifatius gründete im Jahre 742 ein erstes Bistum Erfurt, das nur wenige Jahre bestand. Danach kam das Gebiet für mehr als ein Jahrtausend zum Erzbistum Mainz. Nach 1930 gehörte es zu den Diözesen Fulda und Würzburg, deren Bischöfe durch die deutsche Teilung ihre Amtsvollmachten jedoch immer weniger ausüben konnten. Deshalb wurde 1973 von Papst Paul VI. ein Apostolischer Administrator für das Bischöfliche Amt Erfurt-Meiningen eingesetzt, der direkt dem Vatikan unterstellt war. Seit 1981 hatte Bischof Joachim Wanke dieses Amt inne. 1994 wurde er dann erster Bischof des Bistums Erfurt, das im selben Jahr im Rahmen der Neuorganisation der katholischen Kirche nach dem Ende der DDR wieder gegründet wurde. 1997 schlossen der Heilige Stuhl und der Freistaat Thüringen einen Vertrag. Er regelt das Verhältnis von Staat und katholischer Kirche in dem Bundesland. Seit Wankes Amtsverzicht im Oktober 2012 leitet Weihbischof Reinhard Hauke das Bistums übergangsweise bis zum Amtsantritt eines neuen Bischofs. (KNA)