Oberhirten aus Amerika und Afrika schreiben deutschen Amtsbrüdern

Offener Brief: Über 70 Bischöfe fürchten Schisma durch Synodalen Weg

Veröffentlicht am 12.04.2022 um 15:40 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Nach den polnischen und den nordischen Bischöfen wenden sich nun auch amerikanische und afrikanische Oberhirten mit scharfer Kritik an ihre deutschen Amtsbrüder: Sie sehen ein Schisma drohen – doch von Missbrauch reden sie nicht.

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Über 70 Bischöfe vorwiegend aus afrikanischen Ländern und den USA sehen angesichts des Synodalen Wegs ein drohendes Schisma. In dem auf Montag datierten "brüderlichen Brief an unsere Mitbrüder in Deutschland" drücken die Bischöfe ihre "wachsende Sorge über den Charakter des gesamten Synodalen Weges und den Inhalt der synodalen Dokumente" aus. Der Ernst der Lage ergebe sich "aus der Verwirrung, die der Synodale Weg bereits verursacht hat und weiterhin verursacht, und einem dadurch unweigerlich drohenden Schisma im Leben der Kirche", heißt es in dem unter anderem von den Kardinälen Francis Arinze (Emeritus von Onitsha, Nigeria), Raymond Burke (Emeritus von Saint Louis, USA), Wilfred Napier (Emeritus von Durban, Südafrika) und George Pell (Emeritus von Sydney, Australien) unterzeichneten Schreiben.

Insgesamt sieben Punkte bringen die Unterzeichner vor. Auf den Anlass des Synodalen Wegs, Konsequenzen aus der Aufdeckung von Missbrauch in der Kirche zu ziehen und den durch die MHG-Studie offengelegten systemischen Ursachen von Missbrauch zu begegnen, geht der Brief nicht ein.

Der Synodale Weg untergrabe nach Ansicht der Bischöfe "die Glaubwürdigkeit der kirchlichen Autorität, einschließlich der von Papst Franziskus, die christliche Anthropologie und Sexualmoral sowie das Vertrauen in die Heilige Schrift". Die Texte des Synodalen Wegs seien "größtenteils nicht vom Wort Gottes und der Tradition" geprägt, sondern von "soziologischen Analysen und zeitgenössischen politischen Ideologien, einschließlich der Genderideologie". Ihnen liege ein falsches Freiheitsverständnis zu Grunde, das Autonomie mit wahrer Freiheit verwechsle, die stets an die Wahrheit gebunden sei. Die Freude des Evangeliums scheine den Diskussionen und Texten des Synodalen Weges völlig zu fehlen. Das Verfahren des Synodalen Wegs wird als "bürokratielastig, zwanghaft kritisch und nach innen gerichtet" kritisiert, und die Fokussierung auf die Kategorie Macht zeuge von einem Geist, der dem wahren Wesen des christlichen Lebens grundlegend widerspreche. Schließlich wird die Befürchtung geäußert, dass der Synodale Weg dazu führen könne, der Idee "Synodalität" selbst zu misstrauen.

Dritter Offener Brief an deutsche Bischöfe

Das Schreiben ist der dritte Offene Brief von Bischöfen, die sich kritisch zum Synodalen Weg äußern. Zuvor hatte sich bereits die Polnische und die Nordische Bischofskonferenz an den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, gewandt, der auf beide Briefe öffentlich geantwortet hat. Der nun veröffentlichte Brief wurde dagegen nicht im Namen einer Bischofskonferenz verschickt, der Vorsitzende der US-Bischofskonferenz gehört auch nicht zu den Unterzeichnern.

In seiner Antwort an die nordischen Bischöfe hatte Bätzing betont, dass die deutschen Katholiken "ausgehend von der tatsächlich katastrophalen und zutiefst beschämenden Tatsache des sexuellen Missbrauchs und seiner Vertuschung" mit "großer Sorgfalt und fundierter theologischer Rückbindung nach neuen Wegen kirchlicher Praxis" suchten. Dabei werde auch die Weltkirche nicht aus dem Blick gelassen und sorgfältig differenziert, welche Fragen und Reformanliegen in den weltkirchlichen Kontext, insbesondere in den synodalen Weg der Weltkirche, eingebracht werden müssen. 

Gegenüber den polnischen Bischöfen hob Bätzingdas Ziel, systemische Ursachen von Missbrauch zu bekämpfen, hervor. Dass in diesem Zusammenhang mit den Themen von Macht, priesterlicher Lebensform, der Rolle der Frau und der Sexualmoral auch Fragen ins Blickfeld gerieten, die schon länger diskutiert werden, mache diese Themen nicht unwichtiger, sondern zeigt ihre Dringlichkeit, betonte der DBK-Vorsitzende. "Uns ist dieser Ausgangspunkt beim Missbrauch, den Sie in Ihrem Schreiben nicht erwähnen, sehr wichtig." (fxn)