Bisheriger Görlitzer Generalvikar: Amt weit entfernt von den Menschen
Der langjährige Görlitzer Generalvikar Alfred Hoffmann blickt aus seelsorglicher Perspektive kritisch auf sein bisheriges Amt. "Als Generalvikar ist man weiter entfernt von den Menschen, das hatte ich unterschätzt, als ich das Amt übernahm", sagte Hoffmann an Ostern in einem Interview der "Sächsischen Zeitung". Dies gelte auch für die Macht, die mit dem Amt assoziiert werde und für Distanz sorge. Hoffmann war am Ostersonntag auf eigenen Wunsch hin nach rund zehn Jahren aus dem Amt des Generalvikars ausgeschieden. Als sein Nachfolger wurde Markus Kurzweil in das Amt eingeführt. Der 40-Jährige hatte zuvor das Seelsorgeamt der Diözese geleitet.
Hoffmann kündigte in der Zeitung an, künftig wieder mehr als Seelsorger wirken und Gottesdienste feiern zu wollen: "Ich werde dieses Jahr 64, habe also noch – so Gott will – einige Jahre als Priester vor mir und freue mich auf diese Zeit." Zunächst werde er jedoch eine dreimonatige Auszeit nehmen. In dieser Zeit wolle er auf dem Jakobsweg die rund 800 Kilometer von Saint-Jean-Pied-de-Port in den Pyrenäen bis nach Santiago de Compostela pilgern. "Das wird etwa sechs Wochen in Anspruch nehmen. Es ist auch eine Art Vorbereitung sowohl auf meinen Urlaub im August, in dem ich wieder für zwei Wochen in der Kathedrale von Santiago die Pilger empfangen und als Seelsorger betreuen werde, als auch auf meine Zeit nach den drei Monaten", so Hoffmann. Was genau nach seiner Auszeit seine Aufgabe sein werde, darüber werde letztlich Bischof Wolfgang Ipolt entscheiden.
Neuer Generalvikar wollte das Amt zunächst nicht haben
Der jetzt vollzogene Wechsel im Amt des Görlitzer Generalvikars war bereits im Januar angekündigt worden. Der neue Amtsinhaber Kurzweil stammt aus dem Bistum Görlitz und wuchs im brandenburgischen Senftenberg auf. Nach dem Studium der Katholischen Theologie in Erfurt und Wien wurde er im Jahr 2009 von damaligen Görlitzer Bischof Konrad Zdarsa zum Priester geweiht. Seit 2015 war er Leiter des Seelsorgeamtes, drei Jahre später wurde er Mitglied des Domkapitels zum heiligen Jakobus. Gegenüber der "Sächsischen Zeitung" erklärte er am Wochenende, Bischof Ipolt zunächst gebeten zu haben, einen anderen Kandidaten für das Amt des Generalvikars zu finden. Als dies nicht gelungen sei, sei er die Aufgabe nach einigen schlaflosen Nächten doch angegangen. "Nun ringe ich nicht mehr, sondern habe mich bewusst dafür entschieden", so Kurzweil.
Ein Generalvikar gilt als wichtigster Mitarbeiter des Bischofs an der Spitze eines Bistums und als dessen "alter ego". Ihm fällt vor allem die Verwaltung der Diözese zu. Laut Kirchenrecht besitzt er die Gewalt, "die der Diözesanbischof von Rechts wegen hat, um alle Verwaltungsakte erlassen zu können". Ein Generalvikar darf laut Kirchenrecht zudem "niemals gegen den Willen oder die Absicht des Diözesanbischofs handeln". Wenn ein Bischof abgesetzt oder versetzt wird, zurücktritt oder stirbt, verliert der Generalvikar automatisch sein Amt. (stz)