Putin sei "selbst ein Faschist"

Renovabis-Geschäftsführer: Keine Zusammenarbeit mehr mit Kyrill

Veröffentlicht am 22.04.2022 um 14:56 Uhr – Lesedauer: 

Osnabrück ‐ Der Ukraine-Krieg habe die Gründungsidee von Renovabis in Frage gestellt, sagt Hauptgeschäftsführer Thomas Schwartz. Mit dem Moskauer Patriarchat wolle man nicht mehr zusammenarbeiten, den russischen Präsidenten bezeichnet Schwartz als "Faschist".

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Das katholische Osteuropahilfswerk Renovabis will angesichts des Krieges in der Ukraine künftig seine ökumenische Zusammenarbeit überdenken. "Können wir noch mit einem Moskauer Patriarchat zusammenarbeiten – oder müssen wir nicht erstmal ganz genau hinschauen, welche Werte da von wem geteilt werden", fragte Hauptgeschäftsführer Thomas Schwartz im Interview der Verlagsgruppe Bistumspresse (online) am Freitag. "Mit dem jetzigen Patriarchen wird kein Staat mehr zu machen sein." Dies gelte jedoch nicht für russisch-orthodoxe Priester, die sich klar von dem Krieg distanzieren.

Deutliche Worte fand Schwartz auch für den russischen Präsidenten Wladimir Putin. Dieser spreche von "Entnazifizierung", sei aber "in Wahrheit selbst ein Faschist". Der Renovabis-Hauptgeschäftsführer steht nach eigenen Worten "uneingeschränkt" hinter Waffenlieferungen, "weil sie den Ukrainern das Recht auf Selbstverteidigung geben, das jeder souveräne Staat hat, der angegriffen wird".

Durch Ukraine-Krieg müsse "alles auf den Prüfstand"

Der Krieg stelle die Gründungsidee von Renovabis in Frage, führte Schwartz aus. Damals sei das Ende des Kalten Krieges Zeichen dafür gewesen, dass ein Leben in Frieden und Freiheit und ohne Waffengewalt möglich sei. "Durch den terroristischen Angriffskrieg Russlands, durch seine menschenverachtenden Verbrechen in der Ukraine muss nun alles auf den Prüfstand."

Um Kirchen und Zivilgesellschaft in Osteuropa zu stärken, müsse künftig noch mehr in Bildung und Dialog investiert werden. "Und wir müssen noch besser klar machen, wie wichtig und befreiend eine offene, demokratische Gesellschaft ist – auch für den Glauben", so Schwartz. Noch seien diese Themen jedoch "Zukunftsmusik".

Das Hilfswerk Renovabis versteht sich als Solidaritätsaktion der deutschen Katholiken mit Osteuropa. Es wurde 1993 auf Anregung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) von den deutschen Bischöfen gegründet. Die Organisation mit Sitz in Freising bei München unterstützt Projekte zur Erneuerung des kirchlichen und gesellschaftlichen Lebens in den ehemals kommunistischen Ländern. (KNA)