Kritik an Überheblichkeit gegenüber Kritikern des Synodalen Wegs

Hoping sieht wie Striet Spaltungen in der Kirche

Veröffentlicht am 03.05.2022 um 12:48 Uhr – Lesedauer: 

Freiburg ‐ Die beiden Freiburger Professoren Helmut Hoping und Magnus Striet sind selten einer Meinung. Beim Synodalen Weg sehen sie aber beide Spaltungen auf die Kirche zukommen – doch wie man damit umgehen soll, ist wiederum kontrovers.

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Der Freiburger Dogmatiker Helmut Hoping sieht wie der Fundamentaltheologe Magnus Striet Spaltungen in der Kirche. In einem Interview mit der Zeitung "Die Tagespost" (Dienstag) sagte Hoping anlässlich eines Gastbeitrags Striets für katholisch.de, dass er mit dem Fundamentaltheologen zwar selten theologisch einer Meinung sei, ihm hier aber zustimmen müsse: "Ja, wir haben ein Art Schisma, zwar kein formelles (Kirchenspaltung), sehr wohl aber gibt es tiefgreifende Spaltungen (schismata) in der Kirche (vgl. 1 Kor 1,10)", so Hoping. Striet hatte Ende April auf den Brief von über 70 Bischöfen reagiert, in dem sie deutliche Kritik am Synodalen Weg geäußert hatten. In seinem Beitrag stellte er fest, dass es längst ein Schisma gebe und er die Unterzeichner aufgrund ihres Verständnisses von Autonomie und Pluralität intellektuell nicht allzu ernst nehme.

Hoping stimmte Striet dahingehend zu, dass dieser Brief sowie die Briefe mit ähnlicher Stoßrichtung der Nordischen und der Polnischen Bischofskonferenz deutlich mache, dass es Glaubensspaltungen bis hinein in die Gemeinschaft der katholischen Bischöfe gibt, von denen der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Bischof Georg Bätzing "mit einer Rhetorik der Beschwichtigung abzulenken" versuche. Hoping bedauere aber, dass Striet die internationale Kritik nicht ernst nimmt, "denn ähnliche Kritik kommt z. B. auch von so renommierten Kardinälen und Theologen wie Walter Kasper und Kurt Koch, von denen man nicht sagen kann, sie hätten keine Kenntnis von der europäischen Moderne und dem Prinzip der Autonomie", so der Dogmatiker. Bischöfe als intellektuell nicht auf der Höhe der Zeit abzukanzeln, sei nicht hilfreich: "Ein kultureller Überheblichkeitsgestus ist hier ganz fehl am Platz."

Weltbischofssynode wird zeigen, wo die Weltkirche steht

Auch wenn es Hopings Verständnis des Katholischen widerspreche, "Glaubensspaltungen nonchalant hinzunehmen oder gar einzukalkulieren", bezeichnete er den Beitrag Striets als "überaus hilfreich": "Wer sich gegenüber der Illusionsblase des Synodalen Weges noch ein wenig Gespür für Realismus bewahrt hat, der wird erkennen, dass der Synodale Weg Spaltungen nicht nur offenlegt, sondern weiter vertiefen wird – in der katholischen Kirche in Deutschland wie in ihrem Verhältnis zu den anderen Orts- und Teilkirchen der Catholica." Die katholische Kirche werde als Weltkirche in der Einheit ihrer Ortskirchen untereinander und in ihrer Einheit mit dem Bischof von Rom keine Zukunft haben, wenn in ihr jeweils "kulturabhängig substantiell unterschiedlich geglaubt und gelehrt" werde, betonte der Dogmatiker. Es bleibe also nur die "Mühe des Dialogs auf Augenhöhe und der Wille, in Treue zum Evangelium und zur authentischen Glaubensüberlieferung beieinander zu bleiben". Spätestens bei der Weltbischofssynode 2023 werde sich zeigen, dass sich die aus allen Kontinenten der Erde kommenden Bischöfe nicht von Vertretern des deutschen Episkopats vorgeben lassen werden, was es heißt, "authentisch katholische Kirche zu sein". 

Zuvor hatte auch der DBK-Vorsitzende Bätzing die Kritik der Offenen Briefe zurückgewiesen. In seinem Antwortschreiben an die polnischen Bischöfe verwies er auf den Grund des Synodalen Wegs in der Aufarbeitung von Missbrauch in der Kirche. Dass in diesem Zusammenhang mit den Themen von Macht, priesterlicher Lebensform, der Rolle der Frau und der Sexualmoral auch Fragen ins Blickfeld gerieten, die schon länger diskutiert werden, mache diese Themen nicht unwichtiger, sondern zeigt ihre Dringlichkeit, betonte der Limburger Bischof. "Uns ist dieser Ausgangspunkt beim Missbrauch, den Sie in Ihrem Schreiben nicht erwähnen, sehr wichtig." Auch gegenüber der Nordischen Bischofskonferenz sagte Bätzing, dass die deutschen Katholiken "ausgehend von der tatsächlich katastrophalen und zutiefst beschämenden Tatsache des sexuellen Missbrauchs und seiner Vertuschung" mit "großer Sorgfalt und fundierter theologischer Rückbindung nach neuen Wegen kirchlicher Praxis" suchten. Gegenüber dem Erzbischof von Denver, Samuel Aquila, wies er die Stoßrichtung des Briefs der Bischofsgruppe zurück. Im Zusammenhang mit der Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch müsse "leider auch offen über Macht und Machtmissbrauch in der Kirche gesprochen werden, da helfen euphemistische Verbrämungen, wie Sie sie in ihrem Schreiben versuchen, nicht wirklich weiter", heißt es in Bätzings Antwort. (fxn)