Bund der Deutschen Katholischen Jugend feiert Geburtstag

75 Jahre BDKJ: Wie in Vielfalt Einheit entstehen konnte

Veröffentlicht am 07.05.2022 um 12:15 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Katholisch, politisch, aktiv: Seit 75 Jahren vertritt der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) bundesweit die Belange von jungen Gläubigen – oft auch in Frontstellung zur Kirche. Das verläuft nicht immer spannungsfrei.

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Jugend engagiert sich, Jugend begehrt auf, Jugend revoltiert – viele Umbrüche in der Geschichte wurden durch eine starke und in ihren Zielen zumeist einige Jugendbewegung ermöglicht und ausgelöst. Dementsprechend sind junge aktive Stürmer und Dränger den alteingesessenen "Potentaten" auch oft genug der sprichwörtliche "Stachel im Fleisch" – ob das nun die studentischen Burschenschaftler im Vormärz der 1848-Revolution oder die Demonstranten von "Fridays for Future" heutzutage betrifft.

Auch das Verhältnis der katholischen Kirche in Deutschland zu ihrer Jugend ist nicht immer spannungsfrei. Zwar verfolgen sie seit 2018 mit dem Synodalen Weg einen gemeinsamen Reformdialog. Dennoch kommt es abseits und teilweise auch auf diesem Weg immer wieder zu Debatten zwischen Kirchenvertretern und der "Jugend" – vertreten durch den Bund der Deutschen Katholischen Jugend, kurz: BDKJ. Seit 75 Jahren besteht der Dachverband, der alle katholischen Einzelverbände bündelt und ihnen bundesweit eine Stimme gibt.

Dabei war es damals, im Jahr 1947, durchaus nicht selbstverständlich, dass ein solch zentraler katholischer Jugendverband entstehen konnte. Die Aufhebung aller unabhängigen Jugendvereine beziehungsweise deren Überführung in die Hitler-Jugend durch die Nazis war allen katholischen Jugendvertretern nur allzu gut im Gedächtnis, als sie sich in Hardehausen bei Paderborn trafen. Zwar gab es keine Befürchtungen wegen einer erneuten Gleichschaltung, gleichwohl Sorgen wegen einer Zentralisierung der Jugendverbände.

Sorge um Zentralisierung

Schließlich wurde der übergeordnete BDKJ gegründet. Dass es so kommen konnte, geht insbesondere auf den Münchner Prälaten Ludwig Wolker zurück. Der wegen seines Organisationstalents und seiner bayerischen Lebensart auch als "General" titulierte Geistliche hatte als Generalpräses des Katholischen Jungmännerverbandes Deutschlands (KJMVD) schon vor der Nazi-Zeit an der Spitze der damaligen katholischen Jugendarbeit gestanden.

Bild: ©KNA-Bild/KNA

Die Gründung des BDKJ ging entscheidend auf Ludwig Wolker zurück.

Bei der Versammlung setzte er sich gegen alle Kritik mit seinem Ansatz "Einheit in Vielfalt" durch und wurde zudem zum ersten Bundespräses der Mannesjugend gewählt; damals noch getrennt von den Frauen, für die das Amt der Paderborner Priester Hermann Klens übernahm. Erst in den 1980er Jahren wurde diese Trennung aufgehoben.

Die Folgejahre wurden eine Erfolgsgeschichte für den Verband: Auf Bistumsebene, aber auch in Dekanaten bis hin zu einzelnen Pfarreien gründeten sich BDKJ-Verbände. Heute haben sich die meisten kirchlichen Jugendgruppierungen unter dem gemeinsamen Dach zusammengefunden. Sie organisieren Gruppenstunden und Fahrten, beteiligen sich in der Jugendpastoral und leisten einen Beitrag zur Jugendbildung.

Katholischer Glaube im Vordergrund

Seit jeher steht der katholische Glaube im Vordergrund – aber schon früh wurden auch sozialpolitische Fragen in den Blick genommen. Klimaschutz, Gleichberechtigung von Frauen (ganz besonders in der Kirche) und Homosexuellenrechte sind einige der wichtigsten Themen. Mit der 72-Stundenaktion rief der BDKJ 2013 zudem die größte bundesweite Sozialaktion ins Leben. Das Verbandsmotto "katholisch. politisch. aktiv." ist allgegenwärtig – und hat schon so manchen kirchlichen Würdenträger zu der Mahnung getrieben, ob nicht das Politische drohe, das Religiöse zu überwiegen.

Ein Zentrum des Verbandes war von Beginn an das Haus Altenberg auf dem Gelände eines ehemaligen Zisterzienserklosters bei Köln. Hier findet einmal im Jahr die BDKJ-Hauptversammlung, das höchste beschlussfassende Gremium, statt – in diesem Jahr nun auch mit dem offiziellen Geburtstagsfest am Samstag. Gefeiert werden soll mit vielen aktuellen und ehemaligen Engagierten, Geschichten und Anekdoten über die Verbandszeit sollen ausgetauscht werden. Außerdem wird eine Videoreihe veröffentlicht: 75 Videos beleuchten jeden Tag einen anderen Aspekt der Geschichte der Jugendverbandsarbeit.

Auch für den Katholikentag in Stuttgart ist am 28. Mai noch ein größerer Empfang geplant, um den Geburtstag zu feiern.

Von Johannes Senk (KNA)