Ex-Botschafterin Schavan lobt Ukraine-Diplomatie des Papstes
Die ehemalige deutsche Vatikanbotschafterin Annette Schavan hat Vorwürfe gegen Papst Franziskus wegen seiner Äußerungen zum Ukrainekrieg zurückgewiesen. "Die Parteinahme von Papst Franziskus für die Ukraine ist völlig klar", sagte sie am Mittwoch dem kirchlichen Kölner Internetportal domradio.de. Zur Diplomatie der Weltkirche gehöre aber auch, den Aggressor nicht beim Namen zu nennen, um zu einer Lösung jenseits der Waffen zu kommen.
Zur Äußerung von Franziskus in der italienischen Tageszeitung "Corriere della Sera", dass "das Bellen der Nato an Russlands Tür" vielleicht den russischen Präsidenten Wladimir Putin zur Auslösung des Konflikts gebracht habe, sagte Schavan: Der Satz müsse im Kontext des Interviews verstanden werden. "Er wirkt auf mich sehr viel eher wie eine Art Zitation dessen, was in dem Gespräch mit Kyrill gefallen ist. Es wird eine Aussage von Kyrill gewesen sein, die er sich damit nicht zu eigen macht." Mit dem Moskauer Patriarchen Kyrill I., der den Angriffskrieg Putins unterstützt, hatte der Papst ein Videogespräch geführt.
Schavan unterstreicht "Besonderheit der Diplomatie" des Vatikan
Die FDP-Verteidigungsexpertin Marie-Agnes Strack-Zimmermann hatte die Äußerungen von Papst Franziskus zum Ukrainekrieg kritisiert und bedauert, dass der Papst nicht die Sicht der Opfer artikuliert und stattdessen über mögliche Beweggründe Putins spekuliert habe. Skeptisch zeigte sie sich hinsichtlich möglicher Vermittlungsbemühungen des Papstes. "In dem Moment, in dem er versucht, die Beweggründe des Wladimir Putin zu erklären, ist er nicht mehr wirklich neutral", so Strack-Zimmermann.
Dagegen unterstrich Schavan eine "Besonderheit der Diplomatie" des Vatikan, weil dieser nicht Teil eines Bündnisses sei. Die Internationalität der katholischen Kirche und ihr "sehr genaues Wissen", was sich in den Gesellschaften dieser Welt ereigne, mache "die Stärke dieser Diplomatie" aus. (KNA)