Was macht einen zeitgemäßen Pfarrbrief aus?
Den Pfarrbrief gilt es nicht zu unterschätzen: Laut dem neuesten MDG-Trendmonitor zur religiösen Kommunikation liest ihn die Hälfte der Katholiken zumindest hin und wieder, darunter 25 Prozent regelmäßig. Von den verschiedenen religiösen Medienangeboten nutzen Katholiken mit Abstand am meisten den Pfarrbrief. Er ist sozusagen das letzte katholische "Massenmedium". Ein Potenzial, das nicht nur die Pfarrgemeinden vor Ort, sondern auch die Kirche als Ganze für sich nutzen kann – wenn man bei der Erstellung auf gewisse Prinzipien achtet.
Tipps für die Macherinnen und Macher von Pfarrbriefen gibt es seit inzwischen 20 Jahren beim bundesweiten Internetportal der deutschen (Erz-)Bistümer, Pfarrbriefservice.de. Seinen Sitz hat es in Haßfurt in Unterfranken. Es unterstützt die Pfarrbrief-Redaktionen mit kostenlosen Materialien und Beratung. Das Angebot auf der Website wird ständig aktualisiert: Derzeit bietet die Plattform über 23.000 Bilder und über 5.500 Texte. Diese werden von Autorinnen und Autoren sowie von Pfarrbriefredaktionen zur Verfügung gestellt. Das Neueste ist ein Crashkurs für Pfarrbriefredaktionen, um das eigene Heft weiterzuentwickeln. Er besteht aus 15 Tipps von der Entwicklung eines Redaktionskonzepts über verschiedene Journalistische Darstellungsformen bis zur Produktion. Diese sollen den Redaktionsteams dabei helfen, einen lesenswerten, zeitgemäßen Pfarrbrief zu erstellen, den möglichst viele Menschen in die Hand nehmen.
Buntheit der Lebens- und Glaubensgeschichten
Der Leiter des Portals, Johannes Simon, umreißt, wie ein solcher Pfarrbrief sein sollte: ein Magazin mit Schwerpunktthema, das in etwa dreimal pro Jahr in den Briefkästen aller Katholiken landet. Einen reinen Gottesdienstanzeiger mit Vermeldungen, wie er mancherorts noch üblich ist, sieht er dagegen nicht als Pfarrbrief an. "Der Pfarrbrief ist eine Mitgliederzeitung, die Themen aufgreift, die mit dem Leben der Menschen zu tun haben." Dabei sollten auch unterschiedlich enge Kirchenmitgliedschaften sowie die Buntheit der Lebens- und Glaubensgeschichten eine Rolle spielen.
Welche Themen sind das? "Nicht nur reine kirchliche Insider-Themen, sondern das, was die 100 Prozent der Katholikinnen und Katholiken interessiert – und nicht nur die zehn Prozent Gottesdienstbesucher", betont Simon. Wonach habe ich Sehnsucht, was macht mich dankbar, was macht mein Leben lebenswert? Diese Themen seien die Brücke, um die Katholiken zu erreichen, die zwar nicht kirchlich gebunden sind, aber ein Grundinteresse an Glaubensthemen mitbringen.
Die Behandlung solcher Lebensthemen stehe dabei nicht im Widerspruch zu einem dezidiert katholischen Profil, unterstreicht Simon. "Da, wo ich mich mit der Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen befasse, beschäftige ich mich mit den Anliegen aller Katholiken." Ein Pfarrbrief könne die Kirche dabei unterstützen, von den existenziellen Fragen herkommend die Botschaft Jesu zu deuten und sie den Menschen als ein Modell gelungenen Lebens anzubieten. Damit sei wieder Kommunikation mit den Menschen möglich: "Wir senden auf diese Weise das Signal: Wir merken, was die Leute beschäftigt."
Monatliches Schwerpunktthema
Für jeden Monat bereitet Pfarrbriefservice.de ein solches Lebensthema auf. Für Juni ist es "Corona – eine verlorene Generation?". Für April war es "Jesus lebt – na und?". Die Macherinnen und Macher können die angebotenen Bilder und Texte nutzen – oder anhand der Hilfestellungen eigene Themen setzen. Wichtig sei dabei immer, die Menschen in der Pfarrei vor Ort einzubeziehen. Beim Thema Corona sei es zum Beispiel empfehlenswert, Jugendliche zu fragen, wie sie diese Zeit erlebt haben und ihre Statements im Pfarrbrief zu veröffentlichen. Auch vor aktuellen kirchenpolitischen Themen wie etwa den Treffen des Synodalen Wegs brauche man sich im Pfarrbrief nicht scheuen. Doch wenn man sie behandelt, sei ebenfalls der Bezug zu den Menschen in der Gemeinde wichtig. "Der Pfarrbrief ist ein Basismedium: Die Menschen wollen wissen, wie mein Seelsorger oder meine Seelsorgerin darüber denkt", so Simon.
Doch viele Pfarreien setzen in Sachen Kommunikation mehr und mehr auf das Internet. Das geht laut Simon inzwischen sogar so weit, dass manche meinen, der Pfarrbrief sei wegen der Internetpräsenz der Gemeinde überflüssig. "Da frage ich dann zurück: Wann waren Sie das letzte Mal auf der Homepage Ihrer Gesundheitskasse?", so der Leiter des Portals. Denn ohne gedruckten Pfarrbrief ist die Kirche vor Ort für die meisten Menschen unsichtbar. "Der Pfarrbrief oder das Pfarrmagazin ist das Pushmedium, mit dem ich auf die Menschen zugehe. Die Homepage sei dafür da, die wichtigsten Informationen zu praktischen Fragen anzugeben, beispielsweise zum Ablauf von Trauungen und Taufen. Aber auch hier sieht Simon noch Ausbaubedarf: "Nicht Selbstdarstellung sollte bei einer Pfarreihomepage im Mittelpunkt stehen, sondern die Unterstützung für die Katholiken bei konkreten Anliegen."
Das Portal Pfarrbriefservice.de bietet aber nicht nur Materialien an, sondern durchleuchtet auf Wunsch von Gemeinden auch deren Pfarrbriefe. Wer eine professionelle Rückmeldung will, was gut und was noch ausbaufähig am eigenen Produkt ist, kann ein Exemplar und eine PDF-Datei einsenden. Mitarbeiter nehmen das Ganze dann professionell unter die Lupe. Solche "Checks" werden etwa 30 mal pro Jahr durchgeführt.
Ist man bei der Gestaltung von Pfarrbriefen grundsätzlich auf einem guten Weg? "Es gibt zum Teil Luft nach oben", räumt Simon ein. In den Magazinen spiegele sich oft wider, welche Wichtigkeit die Pfarreien dieser Kommunikationsarbeit geben. Deshalb sei die Arbeit an einem ansprechenden Pfarrbrief ein äußerst lohnendes Engagement. Denn damit bleibe man an dem kirchlichen Auftrag dran, ein Beziehungsnetz zu möglichst allen Menschen zu knüpfen. "Unterstützung dafür gibt es immer."