Feierliche Zeremonie auf dem Petersplatz

Das sind die zehn neuen Heiligen der katholischen Kirche

Veröffentlicht am 15.05.2022 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ Sechs Männer, vier Frauen: An diesem Sonntag spricht Papst Franziskus bei einer feierlichen Zeremonie auf dem Petersplatz zehn Glaubenszeugen heilig, darunter ein bekannter Eremit und ein NS-Opfer. Eine Vorstellung der "Neuen" in Kurzporträts.

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Der eine wandelte sich vom Lebemann zum Eremiten, der andere starb für seinen Einsatz gegen den Nationalsozialismus – und wieder eine andere kümmerte sich um die Bildung von Mädchen: Zehn Menschen werden an diesem Sonntag in die Gemeinschaft der Heiligen aufgenommen.

Lazzaro Devasahayam Pillai (1712-1752): Der vormals hochrangige Hindu und Hofbeamte des Raja von Travancore trat 1745 zum Katholizismus über, wurde deshalb verfolgt und hingerichtet. 2012 sprach ihn Papst Benedikt XVI. selig.

Cesar de Bus (1544-1607): Der südfranzösische Priester, in seiner Jugend Soldat des Königs in den Hugenottenkriegen, widmete sich später der Krankenpflege. 1592 gründete er die Kongregation der Priester der Christlichen Lehre ("Doktrinarier"). 1975 wurde er von Papst Paul VI. seliggesprochen.

Aloisius/Luigi Maria Palazzolo (1827-1886): Der Priester aus Bergamo gründete 1872 die Kongregation der "Brüder von der Heiligen Familie", die sich notdürftiger Waisenkinder der Jugendseelsorge widmete. Später ging sie in der "Kongregation der Heiligen Familie von Bergamo" auf. Sein bergamaskischer Landsmann Johannes XIII. sprach Palazzolo 1963 selig.

Charles Eugene Vicomte de Foucauld mit Kamel und Tuarek.
Bild: ©KNA (Archivbild)

Charles de Foucauld wurde während des Ersten Weltkrieg ermordet.

Giustino Maria Russolillo (1891-1955): Der italienische Priester gründete die Gemeinschaft der Göttlichen Berufungen (Vokationisten), die aus einem männlichen und einem weiblichen Zweig besteht. 2011 wurde Russolillo unter Benedikt XVI. seliggesprochen.

Charles de Foucauld (1858-1916): Der vormalige Lebemann und Husar aus dem Elsass erlebte eine religiöse Bekehrung, wurde erst Trappist, dann Weltpriester und am Ende Wüsteneremit in Nordafrika unter den Muslimen. Im Zuge des Ersten Weltkriegs wurde er vor seiner Klause ermordet. Nach seinem Tod wurden elf Ordensgemeinschaften und acht weitere Gemeinschaften und Säkularinstitute gegründet, die sich auf de Foucauld berufen. 2005 sprach ihn Benedikt XVI. selig.

Maria Francesca di Gesu (1844-1904): Anna Maria Rubatto widmete sich als junge Frau der Sozialarbeit in der norditalienischen Industriemetropole Turin, wo sie auch mit dem Jugendseelsorger Giovanni Bosco zusammenarbeitete. 1883 übernahm sie die Leitung einer neu gegründeten Schwesterngemeinschaft ( L'Istituto delle Suore Terziarie Cappuccine di Loano) und nannte sich Maria Francesca di Gesu. 1892 expandierte die Gemeinschaft nach Uruguay, Brasilien und Argentinien. Sie ist die erste Heilige Uruguays, wo sie zuletzt lebte. Johannes Paul II. sprach sie 1993 selig.

Maria Domenica Mantovani (1862-1934): Trotz abgebrochener Schulbildung widmete sich die Jugendliche aus Castelletto di Brenzone am Gardasee der Katechese unter Gleichaltrigen und kümmerte sich um Kranke. 1886 legte sie das Gelübde der Jungfräulichkeit ab. Zusammen mit dem Ortspfarrer Giuseppe Nascimbeni gründete Mantovani 1892 das "Institut der Kleinen Schwestern der Heiligen Familie". Johannes Paul II. sprach sie 2003 selig.

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Titus Brandsma (1881-1942): Der Bauernsohn Anno Sjoerd Brandsma aus Nord-Friesland trat 1899 in den Orden der Karmeliten ein. Als katholischer Journalist wandte er sich früh gegen Nationalsozialismus und Faschismus. Nach der deutschen Besetzung der Niederlande wurde er im Januar 1942 von der Gestapo verhaftet und nach Dachau gebracht. Dort wurde er am 26. Juli 1942 durch eine Giftspritze ermordet. Johannes Paul II. sprach ihn 1985 selig.

Marie Rivier (1768-1838): Die bei Vienne geborene Französin litt seit ihrer Kindheit an einer Hüftverletzung, die sie stark behinderte. Sie widmete sich vor allem der Unterweisung von Kindern und Jugendlichen. 1792 gründete sie zu diesem Ziel die "Kongregation der Schwestern von der Darstellung Mariens", die heute auf mehreren Kontinenten tätig ist. Johannes Paul II. sprach sie 1982 selig.

Maria di Gesu Santocanale (1852-1923): Die sizilianische Adelstochter Carolina Santocanale gründete in den 1890er Jahren eine Gemeinschaft von Frauen, die sich der Bildung und Fürsorge junger Menschen widmete, insbesondere Mädchen. Später kamen ein Waisenhaus und Krankenpflege hinzu. 1910 wurde ihre Gemeinschaft der "Kapuzinerinnen von der Unbefleckten Empfängnis von Lourdes" offiziell anerkannt. Papst Franziskus sprach sie 2016 selig.

Von Alexander Brüggemann und Roland Juchem (KNA)