Das Würzburger Käppele soll wieder strahlen
Sie ist eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten Würzburgs, ein Kleinod des Rokoko und der beliebteste Wallfahrtsort in der fränkischen Bischofsstadt: die Barockkirche Mariä Heimsuchung auf dem Nikolausberg. Das oberhalb des Mains gelegene Gotteshaus, das den meisten Menschen auch über Würzburg hinaus eher unter seinem volkstümlichen Namen Käppele bekannt sein dürfte, ist seit Jahrhunderten das Ziel von Gläubigen, die hier die Fürsprache und Hilfe der Gottesmutter Maria erbitten.
Doch jetzt braucht die Wallfahrtskirche selbst dringend Hilfe. Der Zahn der Zeit und die intensive Nutzung durch Generationen von Gläubigen haben deutliche Spuren in dem zwischen 1748 und 1750 vom bekannten Baumeister Balthasar Neumann errichteten Gotteshaus hinterlassen. "Die gesamte Raumschale, Wandflächen, Stuck und Fresken sind erheblich verschmutzt. Der Glanz des prachtvollen Barock-Bauwerks ist verschwunden, die Kirche wirkt dunkel und wenig einladend", sagte Pfarrer und Wallfahrtsrektor Josef Treutlein der Würzburger Kirchenzeitung. An einzelnen Stellen löse sich zudem schon der Putz, hinzu komme eine veraltete technische Infrastruktur.
Sanierungskosten von sechs Millionen Euro
Das Käppele braucht also eine umfassende Sanierung. Doch die dafür veranschlagten Kosten von insgesamt sechs Millionen Euro sind eine enorme Hürde. Die "Katholische Kirchenstiftung Käppele", die als Eigentümerin der Wallfahrtskirche für deren Erhalt verantwortlich ist, kann diese Summe allein nicht aufbringen. Da sich die Stiftung überwiegend über die Einnahmen aus Klingelbeuteln, Opferstöcken und dem Verkauf von Opferlichtern finanziert, reichen die eigenen Mittel für die notwendigen Sanierungsmaßnahmen nicht einmal ansatzweise aus. Zumal aus den vorhandenen Geldern auch schon der laufende Betrieb finanziert werden muss. Wie viel das ist, lässt sich auf der Internetseite des Käppele nachlesen: Dort bezifferte die Stiftung die Fixkosten für Personal, Beleuchtung, Heizung, Steuern und Gebühren schon im Jahr 2018 auf rund 8.000 Euro pro Monat. Seither dürfte es nicht weniger geworden sein.
Ohne fremde Hilfe wird der Wallfahrtskirche auf dem Nikolausberg also nicht zu helfen sein. Aus diesem Grund hat die Kirchenstiftung im Dezember 2020 – unterstützt durch die Fundraising-Beratung des Bistums Würzburg – einen Förderkreis gegründet. Dessen Ziel ist es, unter dem Motto "Unser Käppele soll wieder strahlen" Spenden für die Sanierung der Kirche einzuwerben, damit "die berühmte Wallfahrtskirche wieder ein einladender Ort wird", wie es in einem Flyer des Kreises heißt. "Unsere Mitglieder werden regelmäßig über Veranstaltungen und Maßnahmen am Käppele informiert und an jedem ersten Sonntag im Monat in das Gebet eingeschlossen. Außerdem gibt es einmal im Jahr eine Einladung zu einem geistlich-musikalischen Abend", wirbt Kirchenpfleger Klaus Michler für die Mitgliedschaft, die ab einem Mindestbetrag von 10 Euro pro Monat möglich ist.
Doch die Mitglieder des Förderkreises sind nicht die Einzigen, die sich für die Sanierung des Käppele einsetzen. Seit wenigen Wochen engagiert sich auch eine Gruppe von 16 Studierenden der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt (FHWS) für die Rokoko-Kirche. Im Rahmen ihres Marketing-Schwerpunktsemesters im Fach Betriebswirtschaftslehre haben sich die jungen Leute das ehrgeizige Ziel gesetzt, in wenigen Wochen eine Million Euro zu sammeln.
"In den ersten Wochen unseres Projekts haben wir gemeinsam viele Ideen gesammelt und befinden uns aktuell nach und nach in der Ideenumsetzung", erläutert Studentin Esther Heinz gegenüber katholisch.de. So habe man sich etwa an verschiedene Medien gewandt, um die Öffentlichkeit über die notwendige Sanierung und den Bedarf an Spenden zu informieren. Außerdem wollen die Studierenden einen Spendenlauf organisieren, eine große Bäckerei soll den Spendenaufruf auf Brötchentüten streuen und es werden Patenschaften für die Engel in der Wallfahrtskirche gesucht. "Weit über 100 himmlische Boten gibt es im Käppele", berichtete Studentin Anna-Maria Schömig jüngst dem Bayerischen Rundfunk (BR).
„Für uns alle ist das Käppele ein wichtiges Wahrzeichen der Stadt und der Erhalt und die Sanierung liegen uns am Herzen.“
Die BWL-Studentin stieg schon als Kind mit ihrer Oma vorbei an den Kreuzwegstationen die 300 Stufen zum Käppele hinauf. In der Kirche versuchte sie während des Gottesdienstes die Engel zu zählen und entdeckte dabei immer wieder neue Himmelsboten. "So habe ich das Zählen gelernt", sagte die 23-Jährige.
"Die Sanierung des Käppele liegt uns am Herzen"
Doch warum engagieren sich die jungen Leute ausgerechnet für eine katholische Wallfahrtskirche? Die Gruppe habe sich bewusst für das Projekt entschieden, da alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Würzburg oder der näheren Umgebung kämen und sehr heimatverbunden seien, betont Esther Heinz. Und weiter: "Für uns alle ist das Käppele ein wichtiges Wahrzeichen der Stadt und der Erhalt und die Sanierung liegen uns am Herzen." Sie alle wollten in den kommenden Wochen ihr Bestmögliches geben, um das Ziel von einer Million Euro zu erreichen. Sollte das vor Semesterende gelingen, werde man die zu sammelnde Summe erhöhen, um sich den veranschlagten Kosten von sechs Millionen Euro so weit wie möglich anzunähern. "Hierbei zählt jeder Euro und wir, die Studierenden und das Bistum Würzburg, freuen uns über jeden helfende Unterstützung", so Heinz.
Pfarrer und Wallfahrtsrektor Treutlein freut sich sehr über das Engagement der Studierenden: "Die jungen Leute kommen auf ganz andere Ideen." Insbesondere über die sozialen Medien solle die Aktion verbreitet werden. "Und selbst wenn am Ende keine Million zusammenkommt, jeder Euro zählt", so der Geistliche. Die könnten allerdings auch noch auf andere Weise in die Kasse kommen, denn inzwischen hat das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege dem Käppele den Rang eines "Denkmals von nationaler Bedeutung" zuerkannt. Damit bekommt das Gotteshaus für die Sanierung Zugang zu wichtigen Fördermitteln. Beginnen sollen die Renovierungsarbeiten voraussichtlich im Herbst.