Deutsche Bischöfe sagen Gespräch mit Moskauer Patriarchat ab
Die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) hat ein für Juni geplantes Gespräch mit dem Moskauer Patriarchat der russisch-orthodoxen Kirche abgesagt. Zur Begründung nannte ein Sprecher der Bischofskonferenz am Mittwoch in Bonn auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) den "russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und dessen wiederholte Legitimierung durch Patriarch Kyrill".
Kyrills Äußerungen zu Russlands Angriffskrieg auf Linie des Kreml-Chefs Wladimir Putin sorgen international seit Wochen für Empörung. Den Militäreinsatz rechtfertigte der Geistliche als "metaphysischen Kampf" des Guten gegen das Böse aus dem Westen. Er propagiert seit Jahren eine "russische Welt", zu der auch die Ukraine gehöre. Die Deutsche Bischofskonferenz hatte bei ihrer Frühjahrsvollversammlung den Patriarchen aufgerufen, sich vom Krieg eindeutig zu distanzieren.
Der theologische Dialog zwischen der Bischofskonferenz und dem Moskauer Patriarchat fand seit 1986 mit einer Unterbrechung zwischen 1998 und 2009 regelmäßig statt. Zuletzt gab es 2018 ein Treffen in Hildesheim. Die elfte Gesprächsrunde sollte 2020 in Russland stattfinden, wurde aber Corona-bedingt zunächst auf 2021 und dann auf 2022 verschoben. Bei den Gesprächen ging es vor allem um ethische Fragen. Derzeit gibt es nach Angaben der Bischofskonferenz "keine offiziellen Kontakte" mit Moskau.
Theologe erschüttert über Unterstützung von Kyrill I. für Putin
Unterdessen kritisierte der Dortmunder Theologe Egbert Ballhorn die Unterstützung Kyrills für Putins Krieg. "Das verschlägt mir wirklich die Sprache", sagte der katholische Bibelwissenschaftler an der Technischen Universität Dortmund im Interview der Paderborner Bistumszeitung "Der Dom". "Das Christentum ist gegründet als eine Gemeinschaft von Schwestern und Brüdern, die keine Grenzen kennt", so Ballhorn. Die Botschaft der Bibel laute: "Jede Tötung eines Menschen ist Brudermord."
Der Theologe, der auch Vorsitzender des Katholischen Bibelwerks ist, rief Christen dazu auf, sich in die aktuelle Debatte um Waffenlieferungen einzubringen. "Vermutlich brauchen wir Rüstung, aber sie allein ist noch keine Friedensperspektive", so Ballhorn. "Unsere gesellschaftlichen Anstrengungen müssen darauf zielen, nicht nur gute Wirtschaftsbeziehungen zu knüpfen, sondern an einer Zivilisation des Friedens und der Gerechtigkeit zu arbeiten."
Ballhorn riet zudem zum Gebet. Den Krieg jedoch nur auf die Liste der Fürbitten in den Sonntagsgottesdiensten zu setzen, sei zu routiniert. Stattdessen sollten die Menschen "leidempfindlich" bleiben und zum Beispiel Geld spenden oder sich für Geflüchtete engagieren. "Es ist weiterhin unsere Aufgabe, Politiker darin zu unterstützen, auf allen Ebenen an einer Kultur der Kommunikation und des Nachdenkens und der Verantwortlichkeit mitzuarbeiten, an zivilen Gesellschaftsformen und an Konfliktlösungen mit Worten", so der Wissenschaftler. (tmg/KNA)