Erzbischof Koch betont Bedeutung universitärer Theologie
Der Berliner Erzbischof Heiner Koch hat die Rolle christlicher, islamischer und jüdischer Theologie an Universitäten betont. Bei der nachgeholten Eröffnungsfeier des Zentralinstituts für Katholische Theologie (IKT) an der Humboldt-Universität zu Berlin sagte er am Freitag, trotz aller Unterschiedlichkeit der Denktraditionen werde an den Universitäten "eine Kultur des regelgeleiteten Streits eingeübt", von der die ganze Gesellschaft zehre. Koch fügte laut Redemanuskript hinzu, er sei dankbar, dass die Hochschule neben der evangelischen nun auch der katholischen und der islamischen Theologie Heimatrecht gewähre.
Religionen könnten im Guten wie im Schlechten elementare Prägekräfte des gesellschaftlichen Lebens sein, sagte Koch. Auf der Suche nach dem, was Gemeinschaften im Innersten zusammenhält, könnten sie sich "als fördernde, aber auch als hindernde und hemmende Faktoren erweisen". Theologie könnte dabei auch für die Kirche "ein wichtiges kritisches Korrektiv" sein.
Vertreterinnen und Vertreter von mehr als 250 Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften lebten in Berlin meist friedlich und respektvoll zusammen, unterstrich Koch: "In diesem gleichermaßen von Säkularität wie religiöser Pluralität geprägten Umfeld fällt den Theologien und religionsbezogenen Wissenschaften eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe zu."
Bei dem Festakt zweieinhalb Jahre nach Beginn der Lehrtätigkeit des IKT sagte Berlins Wissenschaftssenatorin Ulrike Gote (Grüne), auch ein weltanschaulich neutraler Staat brauche "forschungsstarke Theologien". Das IKT und das benachbarte, gleichzeitig eröffnete Institut für Islamische Theologie sollten "Orte des interreligiösen Dialogs" sein. So könnten sie einen Beitrag zum friedlichen Zusammenleben leisten. Sie sollten zudem dazu beitragen, dass ihre jeweiligen Religionsgemeinschaften ihre Glaubenstraditionen für die Probleme in modernen Gesellschaften öffneten.
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Der kommissarische HU-Präsident Peter Frensch würdigte die bereits erreichte Vernetzung des Zentralinstituts mit anderen wissenschaftlichen Einrichtungen. Dialog und Austausch seien grundlegend für die Entwicklung des Faches Theologie an Universitäten. "Ethische Fragen der Bio-, Medizin-, Umwelt- oder Technikforschung müssen an einer Universität diskutiert werden und gehören daher auch in das Feld der Theologie", betonte der Psychologe.
IKT-Direktor Georg Essen warb für eine katholische Theologie, die "der Gesellschaft zugewandt, weltoffen, sensibel für Kultur, Kunst und Politik" ist. Er plädierte für eine verstärkte Zusammenarbeit mit der einzigen Katholisch-Theologischen Fakultät in Ostdeutschland, die an der Universität Erfurt angesiedelt ist.
Der Direktor des Instituts für Islamische Theologie, Serdar Kurnaz, sagte, mit dem IKT seien Forschungen und Publikation bereits begonnen worden oder geplant. Beide Einrichtungen wollten gemeinsam eine theologische Sprache prägen, die für die ganze Gesellschaft verständlich sei. Die Prodekanin der evangelischen Theologischen Fakultät, Ruth Conrad, sagte, beide Institute machten sichtbar, dass Berlin eine "religiös vitale und plurale Stadt" sei.
Das Zentralinstitut für Katholische Theologie hat aktuell sieben Professuren, darunter eine für Theologie der Religionen. Der Studienbetrieb startete zum Wintersemester 2019/20. Die ersten fünf Professuren wurden zum Frühjahr 2020 berufen. (rom/epd/KNA)