Die Betroffenen sollen sprechen
Die Erkenntnisse sollen in die nächste Sitzung des K9-Rates einfließen, der Anfang Dezember erneut zusammentritt. Zwar ist bislang wenig über die Planungen zur Kurienreform nach außen gedrungen, die Papst Franziskus unmittelbar nach seiner Wahl als eines seiner wichtigen Reformprojekte eingeleitet hat.
Dennoch deutet vieles darauf hin, dass das künftige Organigramm der römischen Verwaltung schlanker sein dürfte als das bisherige. Etliche der nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) neugegründeten Räte, die die Kirche auf den verschiedenen Feldern ihrer Öffnung zur Welt beraten, sollen zusammengelegt werden, heißt es.
Zusammenlegung von Kurienbehörden?
So könnte der bislang eigenständige Familienrat dem Laienrat als Unterabteilung angeschlossen werden. Der Rat für Gerechtigkeit und Frieden, das sogenannte vatikanische "Sozialministerium", soll mit der Caritas-Behörde "Cor unum" zusammengelegt werden. Weiteren Überlegungen zufolge soll der Rat für die Neuevangelisierung der Missionskongregation angegliedert werden. Und auch eine Zusammenlegung der Kongregationen für die Gottesdienstordnung und für die Heiligsprechungen kam ins Gespräch.
Auf anstehende Strukturänderungen deutet auch die derzeitige Personalpolitik von Papst Franziskus hin. Es ist auffallend und ungewöhnlich, dass seit der Versetzung von Kardinal Antonio Canizares Llovera ins spanische Valencia die Leitung der Gottesdienstkongregation vakant ist. Ob an ihre Spitze der Leiter einer der untergehenden Räte treten soll, ist freilich Spekulation. Aber es würde erklären, warum Franziskus mit einer Berufung wartet.
Außenministerium wird anglophoner
Auffallend rasch bekam dagegen Außenminister Dominique Mamberti einen Nachfolger. Gleichzeitig mit der Beförderung des Franzosen an die Spitze des Kirchengerichts der Signatur wurde am Wochenende auch sein Nachfolger präsentiert: Der britische Erzbischof Paul Richard Gallagher (60), bislang Papstbotschafter in Australien und Kurskollege von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin an der Diplomatenakademie, koordiniert künftig die päpstliche Außenpolitik. Allerdings soll Mamberti noch die Planungen für die Türkei-Reise des Papstes vom 28. bis 30. November zu Ende bringen.
Der Wechsel markiert im Übrigen auch das Ende einer Ära, in der Franzosen oder Italiener die Außenpolitik des Heiligen Stuhls bestimmten. Der Vatikan sei anglophoner geworden, kommentierte ein hoher Kirchenmann.
Wichtige Reformbereiche haben Vorrang
Ein Zeitplan für die Kurienreform liegt bislang noch nicht vor. Anfängliche Erwartungen, ein solches Mammutprojekt lasse sich binnen weniger Monate abschließen, erwiesen sich bald als illusorisch. Immerhin brauchte die Kurienkonstitution "Pastor bonus" von 1988 unter Johannes Paul II. viele Jahre, obwohl sie die Struktur der Vorgängerordnung von 1967 nur geringfügig veränderte. Und sicher wird Franziskus das Projekt vor der Verabschiedung noch von seinen Juristen prüfen lassen.
Allerdings wurden wichtige Reformbereiche wie die Bischofssynode und der vertrackte Wirtschafts- und Finanzbereich bereits vorgezogen und vom K9-Rat auf einen neuen Weg gebracht. Franziskus begründete einen Wirtschaftsrat, den der Münchner Kardinal Reinhard Marx koordiniert, und ein Wirtschaftssekretariat unter dem Australier George Pell. Allerdings dürfte es auch hier noch geraume Zeit dauern, bis die beiden tatsächlich Transparenz in das Gewirr der eigenständig nebeneinander operierenden vatikanischen Finanzstellen bringen.
Von Johannes Schidelko (KNA)