Der Ursprung des 1. April

April, April!

Veröffentlicht am 01.04.2013 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Brauchtum

Jedes Jahr am 1. April fallen Menschen auf erfundene Geschichten herein. Bei seinem Ursprung scheiden sich die Geister. Bei den frühen Christen galt der 1. April als Unglückstag. Der Grund dafür soll unter anderem Judas Iskariot sein.

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Vor einigen Jahren kündigte der Radiosender WDR 5 eine besondere Aktion des Erzbistums Köln zur Belebung der Kirchen an: Jeder, der von Karfreitag bis Weihnachten mindestens 38 Gottesdienste besuche, nehme an einer Weihnachtslotterie teil: im Jackpot 50.000 Euro. Näheres sei auf einer Webseite zu erfahren. Der Beitrag zog viele Interessierte an und landete prompt unter den besten Aprilscherzen des Jahres. Auch die Bildzeitung erlaubte sich schon Scherze im Namen der Kirche: Der Abriss des Gotteshauses stünde kurz bevor, meldete das Blatt, da die Kathedrale einer neuen IKEA-Filiale samt Parkplatz weichen müsse.

Kirchengebäude beliebte Aprilscherzgegenstände

Einen zweiten Turm für die Canisiuskirche in Friedrichshafen, Kirchenbeleuchtung in den liturgischen Farben des Kirchenjahres in St. Rochus in Stolberg, ein neuer Dom für eine „Großpfarrei“ inmitten eines Frankfurter Wohngebietes: Kirchengebäude scheinen ein beliebter Aprilscherzgegenstand zu sein.

Das kommt nicht ganz von ungefähr, soll doch der Brauch, Menschen gerade am 1. April zum Narren zu halten, unter anderem christliche Ursprünge haben. So gilt der Tag als Unglückstag, da es der Geburts- und Todestag von Judas ist, dem Verräter Jesu. Eine weitere der vielen ebenso bunten wie unbelegten Theorien besagt, dass man sich am 1. April besonders vorsehen müsse, weil an diesem Tag Luzifer, der gefallene Engel in die Hölle einzog.

Aprilscherz
Bild: ©Africa Studio/stock.adobe.com

Diese Lutscher sind nicht süß.

1. April liegt meist in Fastenzeit

Da der Tag - anders als in diesem Jahr - meist in die Fastenzeit liegt, ist auch das Herumschicken Jesu von „Pontius zu Pilatus“ am Tag seiner Verurteilung eine beliebte Erklärung. Denn auch dieser Tag soll auf den ersten des Monats April gefallen sein. Brauchtumsforscher Manfred Becker-Huberti hält diese Variante aber für unwahrscheinlich, da Einfältige und Dumme, die meist Opfer eines Aprilscherzes werden, nicht mit Jesus gleichzusetzen sind.

Legendäre Aprilscherze

Der unfreiwillige Narr und das schadenfrohe Gelächter über ihn, stehen im Mittelpunkt des „in-den-April-Schickens“. Deshalb sind vor allem Scherze beliebt, die eine Aufforderung beinhalten. Früher an den neuen Auszubildenden, etwas im Lager zu besorgen, was es gar nicht gibt. Heute eher an die naiven Massen, vermittelt über Radio, Fernsehen oder Internet. Richtiggehend berühmt ist ein Aprilscherz des britischen Radiosenders BBC aus dem Jahr 1976.

Dieser meldete am Morgen des 1. April, dass um genau 9 Uhr 47 Jupiter und Pluto in einer Linie zur Erde stünden und dadurch die Schwerkraft auf der Erde geschwächt würde. Das könne jeder merken, der genau um diese Uhrzeit in die Luft springe. Tatsächlich erhielt der Sender später Hunderte Anrufe von Menschen, die dieses Phänomen erlebt haben wollten.

„"Wer auf Narren hoffend blickt, wird in den April geschickt."“

—  Zitat: Spottreim

Einen besonders aufwendigen Aprilscherz dachte sich gut 30 Jahre später das WDR-Fernsehen aus: Anlässlich des Schubert-Jahres 1997 strahlte der Sender die Welturaufführung einer noch unbekannten Schubertmesse aus. Die Begeisterung unter Fachleuten und selbsternannten Experten kannte keine Grenzen, bis der Sender am nächsten Tag aufklärte: Die Komposition sei das Ergebnis einer Wette, ob es möglich sei, Musikbegeisterten ein Werk vorzusetzen, das sich nicht von einem klassischen Werk der Romantik unterscheiden lasse.

Manchmal endet es böse

Nicht immer finden die Reingelegten einen Aprilscherz wirklich zum Lachen. Während die vielen gutmeinenden Menschen, die vor ein paar Jahren mit Wasserspenden den Nord-Ostsee-Kanal vor dem Auslaufen retten wollten, im Nachhinein drüber schmunzeln konnten, hielt sich die Begeisterung einer Mutter sicherlich in Grenzen. Ihr Sohn hatte mittels Screenshot ihren Computerdesktop so „umgebaut“, dass alle Schaltflächen verborgen waren. In ihrer Verzweiflung installierte sie das Betriebssystem neu und verlor wichtige Dokumente und teure Programme. Was mit einem schadenfrohen Lachen enden sollte, führte zu einem massiv schlechten Gewissen bei ihrem Sohn und seiner Frage an ein Internetforum, ob er ihr gestehen solle, dass er Schuld an der Misere sei.

Noch schlimmer endete angeblich ein Aprilscherz in Ungarn. Dort sollen sich Mutter und Tochter vor vielen Jahren das Leben genommen haben, weil sie am 1. April die Nachricht erreichte, ihr Sohn bzw. Bruder sei in Budapest wegen abgetragener Schuhe zum Tode verurteilt worden.

Gott sei Dank führen die wenigsten Aprilscherze zu solchen Tragödien. Manche werden sogar wahr, wie Becker-Huberti erzählt: So der Scherz des Basler Radiosenders Edelweiss, der am 1. April 2003 meldete, das Fußballstadion in Basel würde bis zur EM 2008 um 10.000 Plätze erweitert. Der FC Basel nahm die Meldung zum Anlass, einen Ausbau des Stadions durchzusetzen und es durch die Vergrößerung zum Nationalstadion zu machen.

Eine nette Idee hatte im gleichen Jahr die Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Sie meldete, dass die Deutsche Bahn AG zum Ökumenischen Kirchentag in Berlin erstmals einen Kapellenwagen einsetzen wolle. Der "Soul Express" sei die erste von zwölf geplanten Schienen-Kirchen. Sie sollten wie Autobahnkirchen ein Angebot gegen Reise-Stress sein und die Attraktivität des Bahnreisens steigern.

Osterlachen und andere Glücksfälle

Im Mittelalter war es üblich, die Angst vor dem Tod an Ostern wegzulachen. Der Berliner Religionswissenschaftler Harald Alexander Korp beschäftigt sich mit dem Sinn von Humor in Religionen und berichtet mehr über den Brauch des Osterlachens.

Das Osterlachen

Tatsächlich schallen Aprilscherze auch hin und wieder von der Kanzel. Dabei geht es mal um den Neubau einer Kirche, mal um die Ankündigung eines echten Glockenkonzerts, das dann doch vom Band kommt. In diesem Jahr fällt der 1. April auf Ostermontag, denn Ostern ist in diesem Jahr ungewöhnlich früh. Ob es da im Gottesdienst etwas zu lachen gibt? Es wäre jedenfalls die perfekte Gelegenheit, einen ganz anderen Brauch wieder aufleben zu lassen, der heute fast in Vergessenheit geraten ist: das Osterlachen.

Zwischen dem 14. und dem 19. Jahrhundert war es Brauch, dass Pfarrer ihre Schäfchen während der Osterpredigt zum Lachen brachten. Mit Witzen oder später mit lustigen Anekdoten, den Ostermärlein, brachten sie gute Laune und ein heiteres Lebensgefühl ins Kirchenschiff. Ganz passend zum Anlass, der Feier der Auferstehung, die der Tübinger Theologe Karl-Josef Kuschel als „Ausdruck von Gottes Gelächter über den Tod" bezeichnet.

Von Janina Mogendorf

bearbeitet am 28. März 2019