Social-Media-Experte Ernst Mettlach über das kirchliche Engagement auf Facebook

"Dahin gehen, wo die Menschen sind"

Veröffentlicht am 04.02.2014 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 4 MINUTEN
Soziale Netzwerke

Trier ‐ Auf den Tag genau zehn Jahre ist es her, dass Facebook an den Start ging. Selbstverständlich ist auch die Kirche mit vielen Seiten, Initiativen und Profilen in dem erfolgreichsten sozialen Netzwerk der Welt aktiv – darunter auch das Bistum Trier. Im Interview mit katholisch.de erläutert Social-Media-Redakteur Ernst Mettlach, wie Kirche erfolgreich im Web 2.0 auftreten kann. Auch verrät er, wie man in dem Netzwerk mit lautstarker Kritik umgeht.

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Frage: Herr Mettlach, warum muss Kirche auf Facebook präsent sein?

Mettlach: Kirche sollte dahin gehen, wo die Menschen sind. Von daher stellt sich mir die Frage eigentlich nicht, ob Kirche auf Facebook sein sollte oder nicht.

Frage: Was tut ein Social-Media-Redakteur im Bistum Trier?

Mettlach: Ganz allgemein gesagt: Ich rede mit den Menschen, die in sozialen Netzwerken unterwegs sind, über Gott und die Welt – und bin Auge, Ohr und Mund des Bistums Trier. Konkret pflege und koordiniere ich die Präsenzen des Bistums in den Netzwerken, entwickle sie weiter, betreibe Community Management, halte den Kontakt mit Menschen, die uns über die Netzwerke regelmäßig besuchen und schule andere im Umgang mit Facebook und Co., damit sie das sinn- und verantwortungsvoll nutzen können. Nach innen trage ich dafür Sorge, dass die Aktivitäten in den sozialen Medien in die anderen Kommunikationsstrategien des Bistums integriert werden und werbe um Verständnis für meinen neumodischen Kram.

Ernst Mettlach (39) ist seit März 2007 Redakteur in der Pressestelle des Bistums Trier. Seit Juni 2012 kümmert er sich ausschließlich um den Bereich Social Media.
Bild: ©Bistum Trier

Ernst Mettlach ist seit März 2007 Redakteur in der Pressestelle des Bistums Trier. Seit Juni 2012 kümmert er sich ausschließlich um den Bereich Social Media.

Frage: Das Bistum Trier postet auf Facebook die unterschiedlichsten Dinge – seien es Hinweise auf Veranstaltungen, Bilder oder Gebete. Wann kommt etwas bei den Menschen besonders gut an?

Mettlach: Wenn man mit ihnen ehrlich in Dialog tritt und sie auch einmal hinter die Kulissen schauen lässt. Was Inhalte betrifft, funktionieren spirituelle Impulse und Gebete immer. Mich erstaunt, wie gut das angenommen wird. Als ich mit der Arbeit in den sozialen Netzwerken angefangen hatte, gab es keine Erfahrungswerte, ob es in einer solchen Umgebung einen Bedarf nach Spiritualität gibt. Nach einem einjährigen Projekt, bei dem wir jeden Tag ein Gebet oder etwas Ähnliches gepostet hatten, kann ich klar sagen: Es gibt diesen Bedarf.

Frage: Nun sind Netzwerke wie Facebook auch ein Ort der spontanen und großen Erregung. Merken Sie es auf Facebook, wenn Kirche negativ in der Presse erwähnt wird?

Mettlach: Klar schlagen die Leute bei uns erst einmal auf Facebook auf und thematisieren dort die kleinen und großen Aufreger. Aber das ist ja auch durchaus so gewollt. Besser, die Leute sprechen mit uns statt über uns. Rüpel gibt es natürlich auch bei uns. Aber weitaus seltener als viele vermuten. Generell kommunizieren die Menschen mit uns auf eine sehr gute Weise, selbst wenn sie uns kritisieren. Hin und wieder kommt es vor, dass sich jemand im Ton vergreift. Wenn die Leute sich ernst genommen fühlen, legt sich das aber meist schnell.

Frage: Immer wieder machen Meldungen die Runde, dass die Menschen sich von Facebook abwenden, zum Beispiel Jugendliche in den USA. Was schätzen Sie, wo der Weg der sozialen Netzwerke hinführt?

Mettlach: Facebook wird seit zwei Jahren mindestens einmal die Woche totgesagt. Die betreffende Studie in den USA, auf denen die von allen Medien wiedergekäute Schlagzeile basiert "Jugendliche wenden sich von sozialen Netzwerken ab", ist gar keine Studie. Das Unternehmen iStrategyLabs hat die Reichweite im Facebook-Anzeigen-Tool ausgelesen. Daraus eine Studie zu machen, ist unseriös. Wenn ich mir auf der Internetseite Allfacebook die betreffenden Zahlen für Deutschland anschaue, komme ich für den Vergleichszeitraum von 2011 zu 2014 auf 44 Prozent Zuwachs bei den 13- bis 17-Jährigen, und auf ein Plus von 68 Prozent bei den 18- bis 24-Jährigen.

Man sollte übrigens auch nicht den Fehler machen, Social Media auf Facebook zu reduzieren. Es gibt noch sehr viel mehr. Im kirchlichen Bereich wird es hoffentlich künftig so sein, dass die Aktivitäten in den sozialen Medien selbstverständlich Bestandteil der Kommunikationsaktivitäten sein werden. Wo die Reise dann hingeht, weiß ich nicht. Wenn ich es wüsste, wäre ich bald Millionär. Es gilt, die Trends und Neuigkeiten zu beobachten und schnell und flexibel zu sein. Aber egal, wo die Reise hingeht, das Bistum Trier geht mit – solange es menschendienlich ist.

Das Interview führte Christoph Meurer

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