Kirche immer mehr globalisiert

Fundamentaltheologe Hoff: Römischer Katholizismus löst sich auf

Veröffentlicht am 08.06.2022 um 12:17 Uhr – Lesedauer: 

Salzburg ‐ Fundamentaltheologe Gregor Maria Hoff sieht die Bedeutung der römischen Zentrale für die Weltkirche immer mehr im Schwinden. Nicht zuletzt der Papst stehe für eine Kirche, die ihre Form durch Synodalität und nicht durch römische Diktate definiere.

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Der Salzburger Fundamentaltheologe Gregor Maria Hoff sieht den römischen Katholizismus in der Auflösung begriffen. In einem Gastbeitrag in der Zeitung "Rheinische Post" stellte Hoff am Dienstag fest, dass sich die katholische Kirche immer weiter globalisiere, während die "Leitungsmacht der römischen Zentrale" abnehme: "Der Blick auf die katholischen Kirchengegenwarten zeigt: die römische Normmacht verliert an Steuerungsfähigkeit", so der Theologe in seiner Reaktion auf den Philosophen Peter Sloterdijk, der in derselben Zeitung zuvor einen Bedeutungsverlust der Kirche konstatiert hatte.

Heute zeige sich "in den kirchlichen Gegenwarten" ein "vielfarbiges Ensemble christlicher Lebensformen". Das Christentum bleibe ein "ein Gewinner auf dem globalen Wachstumsmarkt Religion", auch die katholische Kirche wachse weltweit, so Hoff weiter. Sloterdijk hatte im Interview das Christentum als "gescheitertes Projekt" bezeichnet, da nach seiner Ansicht der univeralistische Ansatz durch "nationaldämonische Para-Christentümer" unterwandert worden sei. Der Bedeutungsverlust der Kirche als Institution werde aber begleitet von einer profanen Erfolgsgeschichte ihrer ethischen Motive, so der Philosoph weiter. Das "Bescheidenwerden" der Kirche zeigt sich für Sloterdijk auch in der Person des gegenwärtigen Papstes: "Bei Franziskus gibt es weder den theologischen Narzissmus Benedikts noch den politisch-mystischen Narzissmus Johannes Pauls II."

Auch für Hoff steht Papst Franziskus für den Wandel der Kirche von einer römischen zu einer Weltkirche, nicht nur aufgrund seiner argentinischen Herkunft. "Der Weg zu einer synodalen Kirche, wie sie Franziskus will, setzt ein neues Modell von Entscheidungsprozessen in Gang. Es führt aus vermeintlicher Eindeutigkeit, von Rom diktiert, in Debatten um die Überzeugungskraft von Argumenten", so der Theologe weiter. Der dogmatische Kontrollverlust in der Frage der Frauenordination, Umorientierungen in der Sexualethik und "nicht zuletzt der Bankrott der Kirchenleitung im Missbrauchskomplex" vollzögen die Auflösung der römisch-katholischen Kirchenform. Dazu komme eine fehlende Kontrollmacht der Zentrale in einer digitalisierten Gesellschaft. So werde die Auflösungsdynamik verstärkt. (fxn)