Mehrheit der US-Katholiken gegen Kommunion-Verbote für Politiker
Eine Mehrheit der US-Katholiken lehnt ein Verbot des Kommunionempfangs für Politiker ab, die sich für ein Recht auf Abtreibung aussprechen. Zwei Drittel (66 Prozent) sind der Meinung, dass Volksvertreter, die entsprechende Thesen vertreten, die Eucharistie erhalten sollten, so das Ergebnis einer Meinungsumfrage in den USA, über die das britische Magazin "The Tablet" am Dienstag berichtete. 31 Prozent der befragten Katholiken stimmten darin überein, dass das Recht auf Schwangerschaftsabbrüche befürwortenden Politikern die Kommunion verweigert werden sollte.
In den USA fordern konservative Bischöfe immer wieder, katholische Politiker, die sich für ein Recht auf Abtreibung einsetzen, nicht zur Kommunion zuzulassen. Im Mai wies San Franciscos Erzbischof Salvatore Cordileone die Priester seiner Erzdiözese an, der Sprecherin des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, nicht zur Kommunion zuzulassen. Cordileone bezeichnete seine Maßnahme als "pastoral" und nicht politisch. Pelosi ist einer der bedeutendsten Politikerinnen der USA und befürwortet das Recht auf Abtreibungen.
64 Prozent der Katholiken für Legalität von Abtreibungen
Weiter sprachen sich 64 Prozent der befragten Katholiken dafür aus, dass Abtreibungen in den meisten oder allen Fällen erlaubt sein sollten. Bei Evangelikalen war dieser Wert mit 25 Prozent deutlich niedriger. 68 Prozent der Katholiken befürworteten, das Grundsatzurteil Roe vs. Wade des Obersten US-Gerichtshofs zum Abtreibungsrecht aus dem Jahr 1973 nicht zu revidieren. Mitte Mai veröffentlichte das Magazin "Politico" den Entwurf einer Entscheidung des Obersten Gerichtshofs, die das Grundsatzurteil kippen würde. Zudem forderten 70 Prozent der befragten Katholiken, dass wiederverheiratete Geschiedene zur Kommunion zugelassen werden sollten. Mit Blick auf queere Menschen sprachen sich 77 Prozent dafür aus. Die Umfrage wurde vom "Associated Press NORC Center for Public Affairs Research" vom 12. bis zum 16. Mai durchgeführt. Insgesamt wurden 1.172 Personen befragt, unter ihnen 358 Katholiken.
Unterdessen forderten die Bischöfe im US-Bundesstaat Colorado nach der Verabschiedung des neuen lokalen Abtreibungsgesetzes die Katholiken unter den Gesetzgebern auf, freiwillig auf den Empfang der Kommunion zu verzichten. Politiker, die für das Gesetz zum Schutz legaler Abtreibung gestimmt hätten, seien "an einer schweren Sünde beteiligt, weil es das Töten unschuldiger ungeborener Babys erleichtert", heißt es in einem Offenen Brief der Bischöfe. Die katholischen Politiker mit einem solchen Abstimmungsverhalten hätten sich "sehr wahrscheinlich" außerhalb der kirchlichen Gemeinschaft gestellt.
Das Kirchenrecht sieht vor, dass Menschen, "die hartnäckig in einer offenkundigen schweren Sünde verharren", nicht zur Kommunion zugelassen werden dürfen. Nach kontroverser Debatte, unter anderem über den Umgang mit dem katholischen US-Präsidenten Joe Biden, hatte die US-Bischofskonferenz im vergangenen Jahr ein Grundsatzpapier zur Eucharistie veröffentlicht. Darin heißt es, dass die Bischöfe dafür verantwortlich sind, "auf die Behebung von Situationen hinzuwirken, die öffentliche Handlungen beinhalten, die mit der sichtbaren Gemeinschaft der Kirche und dem Sittengesetz nicht vereinbar sind". (rom)