Bischof Oster: Glaube und Humor gehören zusammen
Nach Ansicht des Passauer Bischofs Stefan Oster gehören Glaube und Humor zusammen. "Durch die Erfahrung des Glaubens relativiert sich der Mensch selbst vor Gott und vor den anderen – und Selbstrelativierung geht halt oft am besten durch Humor", sagte Oster in einem Interview in der aktuellen Ausgabe des Schweizer Magazins "Amen", dessen Wortlaut am Montag auf dem Blog des Bischofs veröffentlicht wurde. Auch wenn in den Evangelien nichts von einem lachenden Jesus stehe, könne er sich nicht vorstellen, dass dieser nicht oft und gerne gelacht habe.
Humor und Tiefgang seien keine Gegensätze, so Oster weiter. "Um sich selbst zu relativieren, braucht es sowohl Tiefgang als auch Humor." Er könne sich nicht vorstellen, dass humorlose Menschen in die Tiefe finden – "es sei denn vielleicht durch leidvolle Erfahrungen".
"Freude im Herrn" als Grundeigenschaft
Dass Kirche nicht gerade mit Spaß und Humor zusammengebracht werde, liege daran, dass sie von den meisten Menschen als eine "aus der Zeit gekommene Moralinstanz" betrachtet werde. "Natürlich ist das ein groteskes Missverständnis dessen, was es bedeutet, ein Christ zu sein", betonte Oster. Nach Paulus sei die "Freude im Herrn" sogar eine Grundeigenschaft des Christen. "Wer in Christus ist, vermag sich auch in notvollen Lebenssituationen immer noch einen Grundton der Freude an Christus im Herzen zu bewahren."
Auch in der Bibel fänden sich einige Spuren von Humor. Selbst Gott verfüge über Humor, was er bereits mit der Erschaffung des Menschen unter Beweis stelle: "Denn manchmal sind wir doch ehrlich ein ziemlicher Witz, oder?", sagte der Passauer Bischof mit einem Augenzwinkern. Humor könne man auch in einigen Geschichten des Alten und Neues Testaments lesen, etwa bei der Erzählung von Abraham und Sara. "Sara lacht, wie sie schon alt ist und trotzdem schwanger werden soll. Und das Besondere ist: Die vermeintliche Pointe tritt tatsächlich ein!"
Vor seinem Eintritt in den Salesianerorden war Oster unter anderem als Clown tätig. Bei öffentlichen Auftritten gibt er ab und zu eine Kostprobe seiner Jonglierkünste. Seit einigen Jahren pflegt der Passauer Bischof die Tradition des "Risus paschalis", des sogenannten Osterlachens: Er erzählt am Ende der Ostergottesdienste einen Witz. Dieses Jahr initiierte er sogar einen Wettbewerb um den besten Osterwitz. (mal)