Erzbistum Köln: Papst-Aussagen mit denen Kardinal Woelkis vereinbar
Laut dem Erzbistum Köln sind die Interview-Äußerungen von Papst Franziskus zur Auszeit von Kardinal Rainer Maria Woelki mit den Aussagen des Erzbischofs vereinbar. Die Aussagen des Kardinals seien "korrekt", teilte das Erzbistum Köln am Dienstag mit. "Wie Kardinal Woelki bereits vor einiger Zeit ausgeführt hat, hatte er tatsächlich den Wunsch, angesichts der starken Belastung, die großen, 30-tägigen Exerzitien nach dem hl. Ignatius von Loyola zu machen." Dass daraus eine viereinhalbmonatige Auszeit wurde, gehe auf den Wunsch des Papstes zurück.
Im einem am Dienstag von den europäischen Kulturzeitschriften des Jesuitenordens veröffentlichten Interview mit Papst Franziskus hatte sich das Kirchenoberhaupt zur Vertrauenskrise im Erzbistum Köln geäußert. "Als die Situation sehr turbulent war, bat ich den Erzbischof, für sechs Monate wegzugehen, damit sich die Dinge beruhigten und ich klarer sehen konnte", sagte der Pontifex.
Woelki hatte im Oktober 2021 eine mehrmonatige Auszeit genommen. Kurz vor dieser Pause erklärte das Erzbistum, der Kardinal habe dem Papst "von einem schon länger bestehenden Gedanken einer geistlichen Auszeit für sich erzählt". Er habe Franziskus "gebeten, sich von Mitte Oktober bis zum 1. März in die Reflexion und vor allem ins Gebet zurückziehen zu können".
In dem Interview erklärte Franziskus zudem, er habe Woelki gebeten, ein Rücktrittsgesuch zu verfassen. Diese Darstellung steht laut Erzbistum "letztlich in Verbindung" mit Woelkis Aussagen. Der Kardinal habe die Bitte des Papstes "mit in sein Gebet genommen und dann in der Haltung innerer Freiheit den Amtsverzicht angeboten". Nach seiner Rückkehr ins Amt Anfang März hatte Woelki in einem Hirtenwort geschieben, dass er als Ausdruck der "Haltung innerer Freiheit" Papst Franziskus seinen Amtsverzicht angeboten habe, "so dass auch er frei ist, zu entscheiden, was dem Wohl der Kirche von Köln am meisten dient".
Weiter deutete der Papst an, dass er eine erneute Untersuchung im Erzbistum Köln "in Erwägung" ziehe, bei der es um finanzielle Fragen in Deutschlands mitgliederstärkster Diözese gehe. Davon ist dem Erzbistum eigenen Angaben nach nichts bekannt. Es verwies auf eine vorangegangene Untersuchung und Bewertung durch den Vatikan. Dieser befand es als rechtens, dass Woelki und sein Generalvikar Markus Hofmann im Zuge der Missbrauchsaufarbeitung 2,8 Millionen Euro für Anwälte und Berater ausgaben, ohne wichtige Gremien einzubinden. Bereits im Juni vergangenen Jahres hatte im Erzbistum Köln eine von Franziskus angeordnete Visitation zur Überprüfung der pastoralen Situation stattgefunden.
Schüller: Finanz-Untersuchung kann Woelki gefährlich werden
Laut dem Münsteraner Kirchenrechtler Thomas Schüller kann eine mögliche Überprüfung in Finanzfragen für den Kölner Erzbischof gefährlich werden. Der Papst schaue hier genau hin, sagte Schüller der "Kölnischen Rundschau" (Mittwoch). Er erinnerte an den Fall des Limburger Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst, der letztlich nicht über den Streit im Bistum gestürzt sei, sondern über eine Finanzfrage. Mit einer Kölner Redensart sagte Schüller, Franziskus habe deutlich gemacht: "Woelki ist noch nicht am Schmitz Backes vorbei." Er sei also noch nicht in Sicherheit. Im Zusammenhang mit dem Rücktrittsangebot des Kardinals habe der Papst Woelki letztlich der Lüge bezichtigt.
Im Erzbistum Köln hat sich vor allem an der Aufarbeitung des Missbrauchs eine Vertrauenskrise entzündet. Deshalb ging Woelki in eine mehrmonatige Auszeit. Bei seiner Rückkehr Anfang März warb der Kardinal um eine zweite Chance. Franziskus erklärte nun, er wolle ohne Druck über den Rücktritt entscheiden. (mal/KNA)