Bätzing: Suizid von Regens May "kaum auszuhalten"
Der Limburger Bischof Georg Bätzing hat in einem Brief an die Priester und weitere Mitarbeitende des Bistums Limburg zur Selbsttötung von Priesterseminarleiter Christof May Stellung genommen. "Der Suizid von Regens und Bischofsvikar Dr. Christof May lässt viele verstört, traurig und fassungslos zurück", betont Bätzing in dem Schreiben, das der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) vorliegt.
"Jeder Suizid ist eine Tragödie", schreibt Bätzing, der auch Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz ist. "Besonders für gläubige Menschen ist dieser Akt der Verzweiflung und der menschlichen Autonomie, mit dem wir konfrontiert sind, kaum auszuhalten. Er trifft uns im Kern unseres Glaubens."
Der 49-jährige May galt seit dem Mittag des 8. Juni vermisst und war am 9. Juni nach einer Suchaktion tot aufgefunden worden. Am 8. Juni war May in einem persönlichen Gespräch "zu Vorwürfen übergriffigen Verhaltens" angehört worden, wie das Bistum bereits mitgeteilt hatte. Anschließend habe Bischof Bätzing den seit 2018 amtierenden Regens von allen Ämtern freigestellt, "um die Vorwürfe prüfen und aufklären zu können".
Es werde "keine endgültige Klarheit mehr geben können"
Nun erklärte Bätzing in dem auf den 17. Juni datierten Brief: "Über die Vorwürfe der Übergriffigkeit, die an mich herangetragen wurden, habe ich mit Christof May gesprochen, und ich musste ihn vorläufig von allen Ämtern freistellen, um eine Klärung zu ermöglichen." Es werde nun "keine endgültige Klarheit mehr geben können, weil er nicht mehr befragt werden kann".
Viele Fragen blieben deshalb offen. "Nicht nur für mich ist das schwer auszuhalten, und es zeigt die Mächtigkeit des Suizids", so Bätzing. Er fragt: "Warum konnte die Perspektive des Weiterlebens und der Vergebung nicht greifen, warum konnten die Beziehungen nicht tragen?"
Weiter schreibt Bätzing: "Das Formulieren jeder Stellungnahme des Bistums oder von mir stellt uns vor kaum zu bewältigende Herausforderungen." Es sei Rücksicht geboten gegenüber dem Verstorbenen, seiner Familie, "und es ist Respekt jenen gegenüber geboten, die sich bei uns gemeldet haben". Nun fehlten nicht nur Worte. "Bei jedem Text, den wir schreiben und lesen, haben wir uns selbst im Gepäck. Und das macht etwas mit den Buchstaben, Worten und Bildern." Als Dienstgemeinschaft im Bistum Limburg sei man "in einer wirklich herausfordernden Situation". (KNA)
Hilfe bei Selbsttötungsgedanken
Sollten Sie selbst oder Menschen in Ihrem Umfeld Selbsttötungsgedanken haben, wenden Sie sich unter 0800-1110111 oder 0800-1110222 umgehend an die kostenlose Telefonseelsorge. Dort erhalten Sie Hilfe.
Auf der Webseite der Telefonseelsorge finden Sie auch Kontaktmöglichkeiten über Chat und E-Mail.