Paderborn: Aufarbeitungskommission untersucht auch Amtszeit Beckers
Eine Aufarbeitungskommission zu sexuellem Missbrauch durch Geistliche im Erzbistum Paderborn hat ihre Arbeit aufgenommen. Das Gremium werde sich auch damit beschäftigen, wie der heutige Erzbischof Hans-Josef Becker mit Missbrauchsfällen umging, teilte das Erzbistum am Dienstag mit. Becker begrüßte dieses Vorhaben. "Ich habe es immer für unangebracht gehalten, diese Zeit selber in Auftrag zu geben", erklärte er und versicherte, auch nach Ende seiner Amtszeit die Arbeit der Kommission zu unterstützen. Der Erzbischof hatte vor kurzem Papst Franziskus aus Altersgründen seinen Rücktritt angeboten.
Die Einrichtung von Aufarbeitungskommissionen in den Bistümern hatte der frühere Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, mit den deutschen Bischöfen vereinbart. Sie ist in der sogenannten "Gemeinsamen Erklärung über verbindliche Kriterien und Standards für eine unabhängige Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche in Deutschland" vom 22. Juni 2020 festgehalten, die Rörig und der Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz für Fragen des sexuellen Missbrauchs im kirchlichen Bereich, Bischof Stephan Ackermann, gemeinsam unterzeichnet haben. Im Erzbistum Paderborn wurden zwei Mitglieder durch das Land Nordrhein-Westfalen benannt und drei durch das Erzbistum. Zudem gehören zwei Missbrauchsbetroffene der Kommission an. Keines der Mitglieder steht in einem Beschäftigungsverhältnis zum Erzbistum.
Studie: Paderborner Kardinäle schützten Missbrauchstäter
Im Dezember 2021 hatten zwei Kirchenhistorikerinnen der Universität Paderborn erste Zwischenergebnisse einer Aufarbeitungsstudie zu sexuellem Missbrauch im Erzbistum vorgelegt. Nicole Priesching und Christine Hartig attestieren darin den früheren Erzbischöfen Lorenz Jaeger (1941-1973) und Johannes Joachim Degenhardt (1974-2002) gravierendes Fehlverhalten im Umgang mit Missbrauchstätern unter den Geistlichen. Die Kardinäle hätten Beschuldigte geschützt und ihnen teils auch schriftlich ihr Mitgefühl bekundet. Betroffenen gegenüber hätten sie dagegen keine Fürsorge gezeigt.
Das Erzbistum hatte das auf mehrere Jahre angelegte Projekt 2019 in Auftrag gegeben. Priesching und Hartig untersuchen die Zeit zwischen 1941 und 2002. Becker ist seit 2003 Erzbischof von Paderborn. Zuvor war er als Personalchef sowie als Weihbischof in der Erzdiözese tätig. (cbr/KNA)