Beobachter des Synodalen Wegs reagiert gelassen auf Kasper-Kritik
Der Generalsekretär der Römisch-Katholischen Zentralkonferenz der Schweiz (RKZ) und Beobachter des Synodalen Wegs der katholischen Kirche in Deutschland, Daniel Kosch, hat gelassen auf die Kritik von Kurienkardinal Walter Kasper an dem Reformprozess reagiert. "Dass es im Vorfeld, innerhalb und auch im Umfeld des Synodalen Weges zu sehr pointierten Stellungnahmen wie jetzt jener von Kardinal Kasper kommt, spricht aus meiner Sicht nicht gegen, sondern für das Vorhaben", schrieb Kosch am Donnerstag in einem Kommentar auf der Schweizer Internetseite kath.ch. Denn die Kirche stehe mindestens "in unseren Breitengraden" an einem Scheideweg, der Weichenstellungen erfordere. Er hoffe für die Kirche, so Kosch, dass das Ringen beim Synodalen Weg zu Klärungen führe, "die dem Evangelium neue Leuchtkraft und der Kirche neue Zuversicht geben".
Kasper beklagt "Ursünde" des Synodalen Wegs
Kasper hatte seine wiederholt geäußert Kritik am Synodalen Weg am Sonntag bekräftigt. Reformen seien zwar nötig, doch dürfe die Kirche dabei nicht "zu einer Verfügungsmasse, die man situationskonform jeweils neu kneten und gestalten kann", werden, sagte der frühere Präsident des Päpstlichen Einheitsrates in einem bei einem Online-Studientag gehaltenen Vortrag. Eine Synode müsse hören, was der Heilige Geist der Kirche heute zu sagen habe über "Korrekturen, die wir vornehmen müssen, und über die Richtung, welche wir einschlagen sollen", so Kasper. Und weiter: "Auf diese Fragen kann es keine ideologisch vorgegebenen Antworten geben, die man durch Mehrheitsabstimmungen durchsetzt."
Auch eine von vielen geforderte Einberufung eines dauerhaften "Synodalen Rats" der Kirche in Deutschland wäre aus Sicht von Kasper "keine Erneuerung, sondern eine unerhörte Neuerung". Der Synodale Weg wolle in vielen Punkten menschliche Gesichtspunkte dem Evangelium gleichstellen, kritisierte der Kardinal weiter. Außerdem sei es die "Ursünde" des Projekts, dass man gleich am Anfang den Brief von Papst Franziskus und seinen Vorschlag, vom Evangelium und vom Grundauftrag der Evangelisierung auszugehen, "mehr oder weniger zur Seite gelegt hat und einen eigenen Weg mit teilweise anderen Kriterien eingeschlagen hat".
Kosch: Intention der Vorschläge keineswegs "halsbrecherisch"
Manche der bisherigen Aussagen aus dem Reformdialog seien zudem nicht mit dem Evangelium vereinbar, fügte er hinzu. Außerdem kritisierte er Versuche, das Bischofsamt als "Grundpfeiler der alten Kirche" zu verändern: "Wer an diesem Pfeiler sägt, der bricht der Kirche das Genick." Bischöfe könnten die ihnen übertragene Aufgabe und Autorität "faktisch nicht mehr ausüben, wenn sie in einem Akt der Selbstverpflichtung freiwillig darauf verzichten und erklären, den Entscheidungen der Synode oder des künftigen Synodalrats zu folgen", so Kasper. Und weiter: "Letztlich käme eine solche Selbstverpflichtung einem kollektiven Rücktritt der Bischöfe gleich."
Kosch betonte mit Blick auf Kaspers Kritik an einer freiwilligen Selbstbindung der Bischöfe und an einem dauerhaften "Synodalen Rat", diese Kritik greife in eine laufende Diskussion ein, "von der ich vermute, dass sie in den noch anstehenden Synodalversammlungen und darüber hinaus weitergehen wird". Die Intention der Vorschläge halte er jedoch keineswegs für "halsbrecherisch", da es sich hierbei "um eine im Kirchenrecht für bestimmte Entscheidungen bereits existierende Rechtsfigur" handele. "Sie wird mit der Absicht stark gemacht, im Rahmen des geltenden Kirchenrechts die Partizipation des Volkes Gottes an pastoralen Entwicklungen und Entscheidungen zu stärken, wie dies auch Papst Franziskus mit der Synode 2021–2023 anstrebt", so Kosch wörtlich. (stz)