Verleger Johann Wilhelm Naumann vor 125 Jahren geboren

Tagespost-Begründer: "Eine katholische Zeitung muss katholisch sein"

Veröffentlicht am 09.07.2022 um 11:41 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Er gehörte zu den Pressepionieren nach dem Zweiten Weltkrieg: Johann Wilhelm Naumann. Der Verleger wollte eine explizit katholische Gesinnungszeitung ins Leben rufen. Sie existiert auch heute noch als streitbare Wochenzeitung "Die Tagespost".

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1945 gilt als die "Stunde Null" in vielerlei Hinsicht - auch für die Presse. Nach zwölf Jahren der nationalsozialistischen Gleichschaltung stellten die Siegermächte den Medienbetrieb in Deutschland ein und tasteten sich erst vorsichtig vor, wem sie für neue Publikationen das Vertrauen entgegenbringen können. Einer von ihnen war der katholische Publizist und spätere "Tagespost"-Gründer Johann Wilhelm Naumann. Am 9. Juli 1897, vor 125 Jahren, wurde er geboren.

Dass der erfahrene Pressemann nach der von den Nationalsozialisten verbotenen "Augsburger Postzeitung" wieder publizistisch tätig werden konnte, hat Naumann den Amerikanern zu verdanken. Nach dem Zweiten Weltkrieg versuchten die Alliierten, ihre Vorstellungen von einer freien Presse auf Deutschland zu übertragen. Das neue Deutschland sollte nach den Vorstellungen US-Präsident Harry Trumans demokratisch sein. Die Lizenz, eine Zeitung zu gründen, sollten Journalisten oder Verleger bekommen - und zwar solche, die sich während der Nazizeit in keiner Weise hatten korrumpieren lassen und die Gewähr boten, das Zeitungsgeschäft zu beherrschen.

Naumann gehörte zu den ersten, die die Lizenz zur Zeitungsgründung erhielten. Der Weg führte zunächst nach Augsburg. Das Projekt hieß "Schwäbische Landeszeitung", war jedoch nach den Vorstellungen der Amerikaner als liberales Blatt konzipiert - der in Köln geborene Katholik Naumann sollte es mit einem Sozialdemokraten verantworten. Naumann schwebte hingegen eine Anknüpfung an die Vorkriegstradition dezidiert konfessioneller Presse vor, was Skepsis bei den Besatzern hervorrief.

Die in Würzburg erscheinende "Tagespost" ist die einzige überregionale katholische Tageszeitung Deutschlands.
Bild: ©katholisch.de

Die in Würzburg erscheinende "Tagespost" ist die einzige überregionale katholische Tageszeitung Deutschlands und wurde von Johann Wilhelm Naumann begründet.

Daher erhielt Naumann erst im März 1946 die Erlaubnis zur Herausgabe der katholischen Zeitschrift "Neues Abendland", die in Zusammenarbeit mit Erich Fürst von Waldburg-Zeil erschien. Das antikommunistische, katholische und gen Westen orientierte Blatt sah sich als Ideenschmiede für ein geeintes und christliches Westeuropa, das man unter dem Schlagwort "Abendland" vereint sah - nicht ohne kontroverse Positionierung im Selbstfindungsprozess der noch jungen Bundesrepublik, Ideen wie die "berufsständische Ordnung" und die Bewunderung für Diktatoren wie den spanischen General Franco inbegriffen.

Naumann aber wollte mehr. Er hatte eine überregionale katholische Tageszeitung für Deutschland im Sinn. Nach langwierigen Verhandlungen mit der Militärregierung gab er seinen Lizenzanteil an der "Schwäbischen Landeszeitung" auf und präsentierte am 28. August 1948 die erste Ausgabe der "Augsburger Tagespost", die sich als Gesinnungszeitung verstand.

Doch nach nicht einmal drei Jahren stand der Konkurs ins Haus. Die Rettung kam von einer Regensburger Druckerei. Ab März 1951 erschien in Regensburg die erste "Deutsche Tagespost" als "Unabhängige Tageszeitung für abendländische Politik und Kultur". Überregionalen Aufschwung erhoffte man sich schließlich von einer Übersiedlung nach Würzburg.

Seit 1955 ist der Sitz des Verlages und der Erscheinungsort der Zeitung in Würzburg. Die heutige Wochenzeitung stellt sich bei aller Wandlung des politischen und gesellschaftlichen Umfeldes in den vergangenen Jahrzehnten in die Tradition ihres Begründers, wenn dieser den Selbstanspruch seines Blattes einmal so beschrieb: "Der Katholik stellt an eine katholische Zeitung die selbstverständliche Forderung, dass diese nun auch katholisch sei."

Von Simon Kajan (KNA)