Papst Franziskus reformiert mit Verzögerung
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Nicht nur bei Reformgruppen, sondern auch bei Beteiligten des Synodalen Wegs ist oft von einer "letzten Chance" für Reformen in der katholischen Kirche die Rede. Das mag mit Blick auf die Motivation von vielen Haupt- und Ehrenamtlichen hierzulande stimmen, nicht aber für die Kirche als Ganze.
Hier ist das Reformtempo gemächlicher – was ein Problem ist, wenn trotz der durchaus zu beobachtenden Erfolge die Schere zu den Erwartungen im vergangenen Jahrzehnt eher weiter auseinander gegangen ist.
Manche mögen auch die jüngste Meldung aus dem Vatikan so einordnen. Sogar drei statt der zuvor angekündigten zwei Frauen hat Papst Franziskus jetzt in das Dikasterium für die Bischöfe berufen, darunter die Vizegouverneurin des Vatikanstaates und Ordensfrau Raffaella Petrini. Angesichts der Diskussionen in vielen Ortskirchen über mehr Gleichberechtigung statt nur "gleicher Würde" für Frauen ist das ein Zeichen, aber sicher noch kein entscheidender Schritt zur Befriedung der Lage.
Allerdings: Viele deutsche Bischöfe tun sich immer noch schwer damit, beispielsweise Frauen die Zuständigkeit für das pastorale Personal, und damit auch für Priester, zu übertragen. An sich hatte man versprochen, wo es kirchenrechtlich nicht zwingend anders sein müsse, mehr Frauen in der Bistumsleitung zum Zug kommen zu lassen. Erst jüngst wurde wieder von Gleichstellungsbeauftragten der Bistümer beklagt, dass es hier insgesamt kaum Fortschritte gebe.
Wenn man sich das vor Augen hält, kann man die Bedeutung ermessen, dass jetzt in Rom Frauen bei der Auswahl von Bischöfen mitreden. Im von Franziskus ausgerufenen Kampf gegen den Klerikalismus in der katholischen Kirche kann das einen entscheidenden Unterschied machen. Dieser Schritt wird nicht ohne Spuren im Weltepiskopat bleiben, wenn auch mit einer gewissen Verzögerung.
Der Autor
Dr. Stefan Orth ist Chefredakteur der Herder Korrespondenz.
Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.