"Schämen Sie sich nicht, das anzuprangern"

Papst ermahnt Ordensleute zu null Toleranz bei Missbrauch

Veröffentlicht am 14.07.2022 um 16:20 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ Dass es ihn der Kirche gibt, sei leider Realität: Papst Franziskus fordert von Ordensgemenschaften, entschieden gegen Missbrauch vorzugehen – und betont, dass die bloße Versetzung eines Täters das Problem auf keinen Fall löse.

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Papst Franziskus hat Ordensgemeinschaften zu null Toleranz bei Missbrauch ermahnt. "Wir sind Ordensleute, wir sind Priester, um die Menschen zu Jesus zu führen, nicht um sie mit unserer Begierde zu 'fressen'", sagte der Papst am Donnerstag bei einem Treffen mit den Generalkapiteln vom Orden der Muttergottes, der Basilianer des heiligen Josaphat und der Lazaristen. Missbrauch zerstöre den Missbrauchten und dürfe niemals toleriert werden.

Aber es gebe ihn leider, und diese Realität dürfe auch nicht versteckt werden. "Schämen Sie sich nicht, das anzuprangern", ermutigte Franziskus die Anwesenden. Keinesfalls löse die Versetzung eines Täters das Problem, etwa von einem auf den anderen Kontinent. Der kranke Sünder müsse begleitet, aber vor allem die anderen vor ihm beschützt werden.

Im Gemeinschaften komme es nicht auf "Solisten" an

Für Franziskus soll gelebte Geschwisterlichkeit in Ordensgemeinschaften frei und vielfältig sein: "wie in einem Orchester mit vielen Instrumenten, bei dem es nicht auf das Können der Solisten ankommt, sondern auf die Fähigkeit jedes Einzelnen, auf alle anderen zu hören, um bestmögliche Harmonie zu schaffen", so der Papst und Jesuit.

Gemeinschaftliches Leben erfordere zugleich Umkehr und die Bereitschaft, sich selbst in Frage zu stellen. Es brauche Wachsamkeit gegenüber Starrheit oder einer übertriebenen Toleranz. Und es erfordere Demut und Einfachheit des Herzens, so Franziskus weiter. Letztlich entstehe aus dieser Gemeinschaft die Freude. "Eine echte Freude, nicht formale, kein künstliches Lachen"; die Freude, zusammen zu sein, mit allen Begrenzungen und Sünden.

Eines der Dinge, die die Freude an der Gemeinschaft zerstöre, sei das Geschwätz. "Bitte, kein Geschwätz! Wenn Sie etwas gegen einen anderen haben, sagen Sie es ihm ins Gesicht. Oder sagen Sie es denen, die es wiedergutmachen können – aber sagen Sie es nicht im Geheimen", mahnte Franziskus. "Lieber rechtzeitig auf die Zunge beißen." (KNA)