"Es verletzt mich" – Persönliche Worte einer Synodalen
Es ist Urlaubszeit und ich bin im Gnadenort Altötting. Viel Zeit zum ruhigen Beten, auch um den Heiligen Geist für den Synodalen Weg in Deutschland, an dem ich teilnehme und für den ich mich einsetze, als Ordensfrau, als Synodale. Ich weiß, um diesen Weg wird gerungen und wohl noch viel gerungen werden. Gut so. Ich habe auf Facebook geschrieben, dass mich der Brief aus Rom und andere ähnliche Äußerungen verletzen. Was mich verletzt, ist nicht, dass andere in ihrem Gewissen zu anderen Schlüssen kommen.
Es verletzt mich, wenn uns Synodalen die Liebe zur Kirche, die Katholizität und lautere Gesinnung abgesprochen werden. Das gilt, unabhängig davon, ob Abwertungen aus der Synodalversammlung selbst kommen oder von anderen, von Gleichgestellen oder Höhergestellten (falls es die in der Kirche denn gibt…), privat oder öffentlich geäußert. Eindeutig habe ich den direkten Kontakt lieber – und dazu bietet die Synodalversammlung reichlich Gelegenheit. Dafür schätze ich sie. Bischöfe, die behaupten, man habe auf dem Synodalen Weg zu wenig Möglichkeit des Austauschs, sich aber den gegebenen Austauschformen regelmäßig entziehen, lösen in mir ohnmächtige Wut aus, die zu kanalisieren ich ringe. Synodale, die behaupten, es werde zu wenig gebetet, sich aber den entsprechenden Möglichkeiten gemeinsamen geistlichen Tuns nicht anschließen, machen mich traurig. Und natürlich: Mit anonymen "Möbelstücken" habe ich ungern zu tun, auch wenn sie sich als heilig bezeichnen. Es redet sich so schwer mit ihnen.
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Ja, es verletzt mich, wenn man mir meine Frömmigkeit abspricht. Es schmerzt mich auch, wenn man tut, als sei ich hirnlos. Ich mag keine geniale Theologin sein, aber bis zu einem ordentlichen Diplom hat es gereicht und die Synodalversammlung wird von wirklich genialen Theologinnen und Theologen mitgestaltet. Ich weiß, wir wissen (soweit man das denn kann), was hier in Deutschland entschieden werden kann und wofür es den Papst, die Kurie oder vielleicht sogar mehr, eine Weltsynode oder ein Konzil, braucht. So sind dann auch, völlig gemäß der Satzung, die Anträge formuliert, einige an die Bischöfe, andere an "Rom", in vielerlei Abstufungen. Wir sind doch nicht auf den Kopf gefallen. Es schmerzt mich, für dumm verkauft zu werden. Zugleich aber lautet der Vorwurf, wir würden zu viel denken. Dass Glaube und Vernunft zusammen gehen, war eigentlich immer eine Maxime des letzten Papstes, für die er sehr geworben hat. Was gilt? In letzter Zeit denke ich oft an einen der beeindruckendsten deutschen Bischöfe, der einmal launig gesagt hat, wenn er mal wieder als nicht mehr katholisch beschimpft werde, gehe er einfach in einen bestimmten Verband, wo ihm sicher wieder vorgeworden werde, er sei rechtskonservativ. Dann wisse er, dass er gut aufgestellt sei.
Und dennoch: Es verletzt mich, wenn es heißt, wir Synodalen wollten uns abspalten, "von Rom", von der Weltkirche. Wenn ich das wollte, könnte ich mir eine Menge Arbeit sparen. Denn der Synodale Weg fordert viel Freizeit von uns. Wenn ich Abspaltung wollte, könnte ich es einfach tun. Mehr als einmal hat man mir in der letzten Zeit nahegelegt, evangelisch oder altkatholisch zu werden oder doch "einfach so" meinen Glauben zu leben. Aber ich bin gern katholisch, überzeugt katholisch. Und ich lasse mir das nicht nehmen, nicht die Vielfalt der Formen, nicht die Sakramente, die mir teuer sind, aus denen ich lebe. Aus ihrer Kraft hoffe ich weiter und arbeite dafür, dass wir in der Kirche, über alle Einzelfragen hinaus, einen Weg des respektvollen Miteinanders finden, der den EINEN Geist in allen achtet.
Ich finde, es ist entscheidend, dass wir einander den Heiligen Geist zugestehen, heute und morgen. Ich bleibe Synodale, ich wurde dazu berufen und ich sehe das als meinen Auftrag an. Ich würde sogar sagen, jetzt erst recht. Bis es wieder heißt: "Seht, wie sie einander lieben!" Ja, ich liebe meinen Gott – um seinetwillen bleibe ich katholisch, so schwer es meine Kirche mir auch gerade macht.
Die Autorin
Schwester Katharina Kluitmann lebt in Münster und gehört dem Orden der Lüdinghauser Franziskanerinnen an, deren Provinzobere sie zehn Jahre lang war. Von 2018 bis 2022 war sie Vorsitzende der Deutschen Ordensobernkonferenz (DOK). Sie ist Mitglied der Vollversammlung des Synodalen Wegs.