Spendenaktion für Kinderhospiz: Elfjähriger pilgert auf dem Jakobsweg
Das Ziel, das Luis sich gesetzt hat, klingt sportlich: 112,4 Kilometer will er in fünf Tagen auf dem englischen Jakobsweg (Camino Ingles) bis nach Santiago de Compostela pilgern – und das mit gerade einmal elf Jahren. Dabei verfolgt der Junge aus Herschbach im Westerwald ein konkretes Ziel: Er möchte Spenden für ein Kinderhospiz sammeln.
Wenn Luis an diesem Sonntag im spanischen Ferrol aufbricht, ist das für ihn aber nicht seine erste Pilgerreise auf dem Jakobsweg. Bereits zweimal war er auf dem Camino unterwegs. Am meisten gefallen Pilger-Fan Luis dabei das Kennenlernen neuer Leute, die Aussicht – und die Gespräche mit seiner Mutter Claudia Schmidt. Sie begleitet den Elfjährigen. Die gebürtige Portugiesin war es auch, die ihren Sohn für das Pilgern begeistert hat. "Er hat mich schon als Kleinkind immer wieder gefragt: 'Darf ich mitkommen?'", erzählt sie heute. Damals war er dafür in ihren Augen allerdings noch zu klein.
Intensive Gespräche über Gott, Glauben und Kirche
Das änderte sich im Jahr 2020: Luis sollte zur Erstkommunion gehen. Aufgrund der Corona-Pandemie musste die Vorbereitung in der Pfarrei jedoch ausfallen. Claudia Schmidt wollte ihrem Sohn aber trotzdem eine Vorbereitung auf den ersten Kommunionempfang ermöglichen – und nahm ihren damals neunjährigen Sohn zum ersten Mal mit auf eine Pilgerreise auf den Jakobsweg. Unterwegs führten die beiden intensive Gespräche über Gott, Glauben und Kirche. "Ich wollte ihm die Möglichkeit geben, selbst zu entscheiden, ob er zur Kommunion gehen möchte oder nicht", sagt sie. Am Ende entschied Luis sich dafür.
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Einen konkreten Plan, über was sie sprechen wollen, haben die beiden aber nicht. Viele Themen entstehen einfach beim Laufen – sind deswegen aber nicht immer einfach: Als sie bei einer ihrer Pilgerreisen an eine Stelle kamen, an der es ein Zugunglück gegeben hatte und an der Fotos an die Verstorbenen erinnerten, fragte Luis seine Mutter: "Wo war Gott in diesem Moment?" Eine Frage, die Schmidt ihm nicht beantworten konnte.
Bei der jetzigen Pilgertour geht es den beiden aber nicht nur darum, tiefgehende Gespräche zu führen: Sie wollen Geld für das Kinder- und Jugendhospiz Balthasar im nordrhein-westfälischen Olpe sammeln. Nach einem Sponsorenlauf in der Grundschule kam Luis mit der Idee nach Hause, auch mit dem Pilgern auf dem Jakobsweg Spenden zu sammeln. Auf der Suche nach einem Spendenziel schlug Luis' Klassenlehrerin vor, dass sich der Elfjährige über das Kinder- und Jugendhospiz informiert. Nach einem Anruf dort lud die Einrichtung Luis und seine Mutter sogar in das Hospiz ein.
Das Kinderhospiz Balthasar wurde 1998 als bundesweit erstes Kinderhospiz in Olpe eröffnet. Im Jahr 2009 folgte direkt daneben ein Jugendhospiz. Besonders berührend war für Mutter und Sohn, dass dort im Eingangsbereich wie bei einer Art Gästebuch die Kinder und Jugendlichen ihre Hand- und Fußabdrücke an einer Wand verewigen können. Dort gibt es große Abdrücke von Jugendlichen, aber auch winzig kleine Abdrücke von Kindern, die nur wenige Wochen alt wurden. Auch das sogenannte "Abschiedszimmer" haben Schmidt und ihr Sohn besucht. "Ich fand das sehr bewegend", resümiert der eher schüchterne und zurückhaltende Luis. "Deswegen habe ich vorgeschlagen, dorthin zu spenden."
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Was als kleine Sammelaktion in der Familie gestartet ist, wurde allerdings immer größer. Über 40 Menschen beteiligen sich mittlerweile an der Sammlung. Auch seine Klassenkameraden bewundern die Aktion – und wollen teilweise sogar einen Teil ihres Taschengeldes spenden. Insgesamt rechnet die Familie mit Spenden in Höhe von über 1.500 Euro für das Kinder- und Jugendhospiz.
"Wir nehmen einen Rucksack voller Gottvertrauen mit"
Es sind aber nicht nur Spendenzusagen, die die Menschen Luis und seiner Mutter mit auf den Weg geben. Viele Spender haben die Familie auch darum gebeten eine Kerze am Grab des Apostels Jakobus in der Kathedrale in Santiago de Compostela aufzustellen oder dort für ein bestimmtes Anliegen zu beten. Eine Familie hat Luis sogar ein Foto geschickt, verbunden mit der Bitte, das Bild als Gebetsanliegen einem Geistlichen in der Kathedrale zu übergeben. Außerdem sei es für Luis immer wieder ein Anreiz, die Compostela, die offizielle Pilgerurkunde zu bekommen, sagt Claudia Schmidt.
Sie ist sich sicher, dass es in den kommenden fünf Tagen Höhen und Tiefen geben wird. "Es wird auch mal sehr heiß und es wird vielleicht auch mal gemeckert", sagt sie. "Aber dann geht es auch wieder voran und wird schön." Im Vergleich zu anderen Pilgern hätten die beiden grundsätzlich eher weniger konkrete Pläne für ihre Touren und schauten von Tag zu Tag, wie weit sie kommen. "Wir werden ankommen und wir mussten bisher noch nie auf der Straße schlafen und haben immer etwas zu Essen bekommen", sagt Schmidt optimistisch. "Wir nehmen einen Rucksack voller Gottvertrauen mit."
Luis sponsern
Auch während der Pilgerreise ist es möglich, sich an der Sammelaktion von Luis zu beteiligen: Wer unterstützen möchte, kann einen Festbetrag oder einen beliebigen Beitrag pro gelaufenem Kilometer spenden. Schicken Sie dazu eine E-Mail mit Ihrem Namen, Ihrer Adresse, dem Betrag (entweder pro Kilometer oder Festbetrag) an luispilgert@web.de. Luis meldet sich dann am Ende mit dem offiziellen Pilgerzertifikat über die zurückgelegten Kilometer bei den Spendern. Darüber hinaus nimmt die Familie auch Anliegen mit auf die Pilgerreise und zündet auf Wunsch eine Kerze am Grab des Apostels an. Auch diese Wünsche können in der E-Mail formuliert werden.