Von Schröder eingeworbenes Geld für Kirchenfenster fließt an Ukrainer
Die von Altkanzler Gerhard Schröder (SPD) eingeworbenen Spendengelder für das "Reformationsfenster" in der Marktkirche von Hannover sollen nun größtenteils an Geflüchtete aus der Ukraine fließen. Sie sollen nicht für die Finanzierung des Fensters verwendet werden, sagte der Vorsitzende des Marktkirchenvorstandes, Martin Germeroth, am Freitag dem Evangelischen Pressedienst (epd): "Es ist unser Ansatz, das Fenster von der Person zu trennen." Insgesamt wurden auf Vermittlung Schröders 135.000 Euro für das 13 Meter hohe Buntglasfenster zur Verfügung gestellt. Als erste hatte die "Hannoversche Allgemeine Zeitung" (Freitag) über die neue Verwendung der Spendengelder berichtet.
Die Verantwortlichen der evangelischen Marktkirche hatten sich im März nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine von Schröders Spende distanziert und den geplanten Einbau des Fensters auf Eis gelegt. Als Grund nannten sie Schröders Haltung zum Ukraine-Krieg und zum russischen Präsidenten Wladimir Putin. Schröder wollte das Fenster, ein Werk des Künstlers Markus Lüpertz, der Gemeinde schenken. Anlass war das 500. Reformationsjubiläum 2017. Das Fenster ist bereits fertiggestellt und lagert bei einer Glasmanufaktur in Hessen.
Spender haben Umwidmung zugestimmt
"Wir haben zu allen Spendern Kontakt aufgenommen und mit ihnen geklärt, ob wir die Spenden umwidmen dürfen", sagte Germeroth. Die meisten hätten mit Verständnis reagiert, nur ein Spender sei nicht einverstanden gewesen. An ihn habe die Gemeinde 15.000 Euro zurückgezahlt, so dass nun 120.000 Euro für Flüchtlingsprojekte zur Verfügung stehen. Die Gelder waren auf Vermittlung Schröders von Unternehmen, Verbänden und Einzelpersonen zur Verfügung gestellt worden. Die Kosten für die Herstellung des Fensters liegen damit zurzeit vollständig bei der Marktkirche. Sie wurden bereits beglichen. Grundsätzlich halte die Gemeinde daran fest, das Glaskunstwerk einzubauen, sagte Germeroth. "An der Beschlusslage hat sich nichts geändert." Allerdings sei momentan kein geeigneter Zeitpunkt, um über einen Einbau zu diskutieren.
Um den Einbau des Fensters hatte es einen jahrelangen Rechtsstreit gegeben. Der Erbe des Marktkirchen-Architekten Dieter Oesterlen (1911-1994), Georg Bissen, sah durch das bunte Fenster das Urheberrecht seines Stiefvaters in Gefahr. Dieser habe bei der Neugestaltung nach dem Zweiten Weltkrieg eine Atmosphäre der Schlichtheit für das Gotteshaus vorgesehen, so sein Argument. Im November wurde der Rechtsstreit schließlich beigelegt. Das Fenster darf demnach eingebaut werden, allerdings muss die Gemeinde in der Nähe ein Schild anbringen, das auf den nachträglichen Einbau hinweist. (tmg/cbr/epd)
12.08.22, 16.40 Uhr: Ergänzt um dritten Absatz mit weiteren Details.